Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Inzidenz und Prognose von Schluckstörungen bei akuten tetraplegischen Patienten zu untersuchen, um Einflussgrößen auf deren Entstehung zu finden. In einer retrospektiven Studie wurden die Daten der Patienten, die mit einer Verletzung des Halsmarkes am Unfallkrankenhaus Berlin in dem Zeitraum vom 01.09.1997 bis 31.12.2002 behandelt wurden, untersucht. Bei allen Patienten erfolgte vor Beginn der oralen Nahrungsaufnahme eine klinische Untersuchung auf eine Schluckstörung durch eine Logopädin und eine endoskopische Schluckuntersuchung. Zur Auswertung kamen 175 (94,59%) Patienten, bei denen das Datenmaterial vollständig vorlag. 144 (82,29%) der 175 Patienten waren männlich, 31 (17,71%) weiblich (Verhältnis 4,6:1). Das Alter lag zwischen 14 und 89 Jahren (43,45 Jahre ±18,98 Jahre) mit einem Gipfel bei 20 bis 30 Jahren und über 60 Jahren. Am häufigsten betroffen waren bei beiden Geschlechtern die Segmente C4 bis C6. 147 (84%) Patienten erlitten eine Lähmung durch ein Trauma. Bei 28 (16,0%) Patienten konnten bei erster oraler Nahrungsaufnahme Schluckstörungen festgestellt werden, 23 (82.14%) dieser Patienten wurden tracheotomiert. Bei Patienten mit dem höchsten Ausprägungsgrad des senso-motorischen Defizits kam es am häufigsten zum Auftreten einer Schluckstörung. Es konnten als signifikante Einflussgrößen auf die Ausbildung einer Dysphagie die Lähmungshöhe (chi² = 19,8; p<0,01), die Tracheotomie (chi² = 21,7; p<3,2*10-6) und die Beatmungsdauer (chi² = 24,84; p<0,0003) gefunden werden. Bei der Überprüfung der Vorhersagewahrscheinlichkeit einer Dysphagie bei tetraplegischen Patienten zeigte sich, dass die Faktoren Alter, operativer Zugangsweg, Lähmungshöhe, Lähmungsausprägung und Notwendigkeit einer Tracheotomie in 73,14% eine Dysphagie vorhersagen. Fünf Patienten (17,86%, n=28) verstarben während des stationären Aufenthaltes, in allen Fällen nicht in direkter Folge der Dysphagie. Zehn Patienten (35,71%, n=28) mussten mit einer Sonde entlassen werden. Ein alleiniger signifikanter Auslöser für die Schluckstörungen ließ sich nicht finden. Es er¬scheint vielmehr, dass durch die Schwere der Erkrankung (Lähmungshöhe, Tracheotomie, Begleitverletzungen, Begleiterkrankungen) und die notwendigen therapeutischen Maßnahmen (Operation, cervicale Orthese) einzelne Patienten so weit in ihrer Kompensation der Veränderungen beim Schluckvorgang eingeschränkt werden, dass eine Schluckstörung klinisch signifikant wird.
A retrospective study was performed to determine the influencing factors of swallowing disorders in patients with acute tetraplegia which represent a major problem. Clinical Data were collected on 175 hospitalized patients with acute tetraplegia (144 (82.29%) male patients and 31 (17.71%)) female patients (4.6:1) in a Level I trauma Center in Berlin from September 1997 until December 2002. The patients swallowing ability was examined both clinically and endoscopically and the results correlated with clinical data. A total of 175 patients (144 (82.29%) male patients and 31 (17.71%) female patients (4.6:1) were studied. The peak age groups (43.45, +/-18.98, 14-89 years) were 20-30 years and over 60 years. C4-C6 were most commonly affected. Tetraplegia was trauma-related in 147 (84%) patients. 28 (16.0%) patients appeared to be suffering from a swallowing disorders on first feeding, 23 (82.14%) patients with dysphagia were tracheotomized. The level of tetraplegia (chi² = 19,8; p<0,01), tracheotomy (chi² = 21,7; p<3,2*10-6) and the duration of ventilation (chi² = 24,84; p<0,0003) were all found to be statistically significant factors in the development of a swallowing disorder. Age, surgical approach, level of tetraplegia, severity of paralysis and the need for tracheotomy were predictive of dysphagia in 73.14% patients. Five patients with dysphagia died (because of causes other than dysphagia) and 10 patients were discharged with a feeding tube. No single trigger for a swallowing disorder in acute tetraplegia was found. A combination of multiple factors (level of tetraplegia, severity of paralysis, tracheotomy, accompanying injuries and accompanying illnesses) restricts swallowing and compensation of changes to the extent that a swallowing disorder becomes apparent.