Untersuchungen zur okulären Manifestation systemischer Erkrankungen beim Hund wurden bis jetzt entweder von Ophthalmologen oder Internisten durchgeführt. Ziel dieser prospektiven Arbeit war es, mit Hilfe klinisch etablierter ophthalmologischer und internistischer Untersuchungsmethoden die Prävalenz von okulären Befunden bei systemisch erkrankten Hunden zu erheben. Zur ophthalmologischen Untersuchung gehörten die Spaltlampenuntersuchung, die Tonometrie und die Evaluierung des Fundus. Die internistische Abklärung beinhaltete u.a. die Erstellung von Blutbild und Blutchemie, röntgenologische und ultrasonographische Untersuchungen des Thorax und Abdomens sowie gegebenenfalls einen Erreger- oder Titernachweis. In die vorliegende Studie wurden Hunde einbezogen, die an der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin zwischen November 2009 und Mai 2011 aufgrund von systemischen Erkrankungen vorgestellt wurden. Einschlusskriterium war entweder der Nachweis einer bestimmten Infektionserkrankung oder das Vorliegen definierter Laborwertveränderungen wie Anämie (HKT≤0,2 l/l) und / oder Thrombozytopenie (PLT≤100 G/l). In diese Studie gingen 114 Hunde ein. Bei 48 dieser Tiere (42,1 %) wurden pathologische Augenbefunde bei der ophthalmologischen Untersuchung festgestellt. Diese Hunde wurden in der Gruppe 1 (G1) zusammengefasst. Die anderen 66 Hunde (57,9 %) waren in Augen gesund und bildeten die Gruppe 2 (G2). Die bei der Augenuntersuchung festgestellten ophthalmologischen Befunde betrafen überwiegend den Fundus (60,4 %). Petechien der Netzhaut wurden bei 33,3 % dieser Hunde dokumentiert, 27,1 % wiesen großflächige Netzhautblutungen in unterschiedlichen Ausprägungsstadien auf. 70 Hunde wurden aufgrund einer Thrombozytopenie und/oder Anämie in diese Studie eingeschlossen. 10 von 21 (47,6 %) der Hunde mit Anämie, 14 von 26 (35 %) der Hunde mit Thrombozytopenie und 7 von 9 (77 %) der Hunde mit gleichzeitiger Anämie und Thrombozytopenie wiesen retinale Befunde auf. Aus den in der vorliegenden Studie erhobenen Daten lässt sich ein Zusammenhang zwischen den Laborbefunden Anämie und Thrombozytopenie sowie dem Auftreten von Augenveränderungen beim Hund herstellen. Besonders hervorzuhebende waren die sehr homogenen Augenbefunden bei an Leptospirose erkrankten Hunden. Diese wiesen eine hohe Prävalenz (8 von 14 Hunden, 57,1 %) auf und stellten sich als runde, gefäßassoziierte Blutungen der Netzhaut dar. Bei allen 7 Hunden mit Parvovirose wurden erniedrigte Augeninnendrücke festgestellt. Der hohe Anteil an Hunden, bei denen Befunde an den Augen und besonders des hinteren Augenabschnittes erhoben wurden, hebt die besondere Stellung des Auges im Organismus als Manifestationsorgan systemischer Erkrankungen hervor. Mit weiterführenden ophthalmologischen, internistischen und pathohistologischen Untersuchungsmethoden könnten zukünftige Arbeiten zur Aufklärung von weiteren Zusammenhängen zwischen systemischen Erkrankungen und deren Manifestation am Auge des Hundes beitragen.
Studies on the ocular manifestations of systemic diseases in dogs have been conducted either by ophthalmologists or internists so far. This prospective study was conducted to evaluate the prevalence of ocular findings in systemically ill dogs. Well-established ophthalmological methods were applied. The methods to identify the underlying disease included standard examination methods and tests such as blood count, blood chemistry, serology or proof of causative agents. Radiographs of the thorax and abdomen, as well as abdominal ultrasound were the most common imaging techniques used. Only dogs presented at the Small Animal Clinic, Freie Universität Berlin, were included in this study. Inclusion criteria were either the evidence of a certain disease or the detection of laboratory abnormalities such as anemia (HKT≤0.2 l/l) and/or thrombocytopenia (PLT≤100G/l). Between November 2009 and May 2011, 114 dogs met the criteria and were enrolled in this study. Pathological findings were detected in the ophthalmic examination of 48 dogs (42.1 %). These animals formed group 1 (G1). The other 66 dogs were healthy on an ophthalmologic point of view and thus formed group 2 (G2). In over half of the ophthalmologic findings (60.4 %) the fundus of these dogs was involved. In particular 33.3 % of the cases were documented with petechiae of the retina and in 27.1 % large retinal hemorrhages were seen. 70 dogs were included due to thrombocytopenia and / or anemia in this study. 10 of 21 dogs with anemia (47.6 %), 14 of 26 (35 %) dogs with thrombocytopenia and 7 of 9 (77 %) dogs with a combination of anemia and thrombocytopenia had ocular involvement. The data of this study revealed an association of anemia and thrombocytopenia with ocular findings. A particularly interesting finding was a very high prevalence of homogeneous lesions in 8 of 14 (57.1 %) dogs with leptospirosis. The lesions were seen as round, vesselassociated bleedings in the retina. In all 7 dogs with parvovirus enteritis a statistically significant reduction of the intraocular pressure was measured. The high percentage of dogs (60.2 %) within this study, in which findings in the eyes and especially of the posterior segment were observed, highlights the exceptional position of the eye in the body as a locus where systemic diseases might manifest. Future studies could contribute to determine the interrelation between systemic diseases with ocular lesions in dogs. Therefore further ophthalmologic, histopathological and laboratory methods should be used.