dc.contributor.author
Westhoff, Timm H.
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:17:26Z
dc.date.available
2009-01-20T08:46:59.687Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7675
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11874
dc.description.abstract
Die Regulation des arteriellen Vasotonus wird durch ein dynamisches
Zusammenspiel verschiedener lokaler und systemischer Komponenten
gewährleistet. Ein Ungleichgewicht dieser Komponenten spielt in der
Pathogenese der Hypertonie und der Atherosklerose eine zentrale Rolle.
Tierexperimentelle Daten deuten darauf hin, dass für die Entstehung der
essentiellen Hypertonie noch unentdeckte vasoregulatorische Systeme eine
zentrale Rolle spielen. Der erste Teil der vorliegenden Arbeit widmet sich der
Identifizierung und pharmakologischen Charakterisierung neuer humoraler,
vasoaktiver Substanzen sowie der Suche nach neuen blutdruckregulierenden
differentiell exprimierten Genen. Im zweiten Teil der Arbeit wird anhand von
klinischen Studien untersucht, wie sich die arterielle Gefäßfunktion messen
und therapeutisch beeinflussen lässt. Mit der Isolierung der
Adenosinguanosinpolyphosphate (ApnG) aus menschlichen Thrombozyten gelang der
Nachweis einer neuen Klasse von humanen vasoaktiven Substanzen, die über die
Variation der Anzahl von Adenosin- und Phosphatgruppen eine Feinregulation der
lokalen Perfusion eines Gefäßes ermöglichen. Die pharmakologische
Charakterisierung dieser Substanzen zeigte, dass die vasoaktiven Effekte über
den vaskulären P2X1-Rezeptor und einen kürzlich identifizierten P2X-
Rezeptorsubtypen vermittelt werden. Die chromatographische Aufreiningung
humanen Myokards führte zum erstmaligen Nachweis von Adenosintetraphosphat
(Ap4) im Herzen. Es konnte gezeigt werden, dass sich Ap4 in den sekretorischen
Granula der Myozyten befindet. Die Untersuchungen am Rattenherzen zeigten,
dass Ap4 ein potenter Vasoregulator der Koronararterien ist. Bei intaktem
Endothel kommt es zu einer P2Y1-vermittelten Vasodilatation. Bei geschädigtem
Endothel kommt es hingegen zu einem Überwiegen der P¬2X-vermittelten
Vasokonstriktion, was abermals die zentrale Rolle eines intakten Endothels für
die physiologische Vasoregulation unterstreicht. Diese Daten zeigen, dass die
endokrinen Funktionen des Herzens über die Synthese des atrialen
natriuretischen Peptids hinausgehen. Im nächsten Teil der Arbeit gelang es,
ein physiogenomisches Modell zur microarray-gestützten transkriptomweiten
Detektion differerentiell exprimierter, vasoregulatorischer Gene zu
etablieren. Mit Hilfe dieses Modells konnte ich nachweisen, dass eine
vermehrte Produktion von Sauerstoffradikalen mit einer konsekutiven
Verminderung der NO-Bioverfügbarkeit nicht zwingend Zeichen einer
endothelialen Dysfunktion mit Krankheitswert sein muss, sondern auch Teil
eines physiologischen Regelkreises sein kann. Neben der Identifizierung von
neuen Vasoregulationssystemen ist dieses Modell für die Detektion von
Kandidatengenen der essentiellen Hypertonie von Interesse. Eine Vielzahl von
Studien haben die zentrale Rolle der endothelialen Dysfunktion als
unabhängigen kardiovaskulären Risikofaktor beschrieben. Die nicht-invasive
Messung der endothelialen Funktion über den derzeitigen Goldstandard, die
sonographisch gestützte Untersuchung der FMD nach Unterarmkompression, ist
jedoch aufwendig und für den klinischen Alltag ungeeignet. Von einigen Autoren
wurde daher postuliert, dass eine statische, automatisierte Pulswellenanalyse
zur Messung der Compliance der kleinen arteriellen Gefäße in der Lage sei, die
Endothelfunktion mit hinreichender Genauigkeit zu reflektieren. Diese These
wurde von mir überprüft und an einem großen Kollektiv hypertensiver und
normotensiver Patienten widerlegt. Die Messung der NO-abhängigen
Vasodilatation bedarf eines dynamischen Messvorgangs, in dem die Reaktion des
Endothels auf einen definierten Stimulus dargestellt wird. Die
Endothelfunktion und die arterielle Compliance haben einen hohen prädiktiven
Wert für die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Es besteht daher ein
großes Interesse an der therapeutischen Beeinflussbarkeit dieser Parameter. Im
letzten Teil der vorliegenden Arbeit wurde nach Therapiekonzepten für
Patienten mit besonders stark ausgeprägter Gefäßschädigung gesucht: Patienten
mit terminaler Niereninsuffizienz und Patienten mit isolierter systolischer
Hypertonie. Es wurden zunächst die Auswirkungen einer de novo
Nierentransplantation auf die arterielle Compliance untersucht. Es zeigte
sich, dass die Transplantation lediglich zu einer transienten Besserung der
Gefäßelastizität führte. Da der Grund für die erneute Abnahme der Compliance
am ehesten in den vasotoxischen Nebenwirkungen der Immunsuppressiva zu finden
war, untersuchte ich in einer weiteren Arbeit die Auswirkungen des
alternativen Immunmodulators FTY720 auf die funktionellen und mechanischen
Gefäßeigenschaften. In Tierexperimenten hatte diese neu entwickelte Substanz
bewiesen, dass sie eine S1P3-Rezeptor-vermittelte NO-abhängige Vasodilatation
induziert. Die von mir innerhalb einer Phase III Studie erhobenen Daten
zeigten jedoch, dass FTY720 in-vivo nicht in der Lage war, die
Endothelfunktion zu verbessern. Vielmehr kam es zu einer Verbesserung der NO-
abhängigen Vasodilation nach Konversion auf Mykophenolatmofetil. Diese
Ergebnisse stellen den bisher einzigen Erklärungsansatz für die in der Phase
III Studie aufgefallene reduzierte glomeruläre Filtrationsrate unter FTY720
dar. Regelmäßige sportliche Aktivität kann zu einer Verbesserung der
Endothelfunktion und einer Abnahme des totalen peripheren Widerstands führen.
Es wurde jedoch bezweifelt, dass körperliche Aktivität auch beim alten
Menschen mit limitierter körperlicher Fitness, vermehrten muskuloskelettalen
Problemen und einer fortgeschrittenen Atherosklerose mit dem Bild einer
isolierten systolischen Hypertonie zu einer messbaren Verbesserung der
Gefäßfunktion und einer Blutdrucksenkung führen kann. Unsere randomisierte,
kontrollierte Studie konnte jedoch zeigen, dass auch bei diesen Patienten eine
Verbesserung der Endothelfunktion erzielt wird, die zu einer klinisch
relevanten Blutdrucksenkung führt. Die sportinduzierte Abnahme des Blutdrucks
erwies sich als unabhängig vom Pulsdruck als Maß für arterielle Steifigkeit.
In einer weiteren Studie wurde erstmalig der Einfluss einer chronischen
Betablockade auf den kardiovaskulären Benefit durch Sport untersucht. Es
zeigte sich, dass weder die Verbesserung der Endothelfunktion, noch die
Abnahme des Blutdrucks durch Betablocker reduziert wurde. Diese Studie stellt
einen ersten Ansatz zur Festlegung einer Trainingsherzfrequenz für Patienten
mit Betablockern dar. In einer abschließenden kontrollierten, randomisierten
Studie ließ sich nachweisen, dass auch ein Ausdauertraining der oberen
Extremität zu messbaren Veränderungen der arteriellen Compliance und einer
Blutdrucksenkung führt. Somit stellen für den älteren Hypertoniker weder eine
fortgeschrittene Atherosklerose mit isolierter systolischer Hypertonie, noch
eine Betablockertherapie oder Gehprobleme ein Hindernis dar, um durch
regelmäßige sportliche Aktivität einen kardiovaskulären Benefit zu erzielen.
Zusammenfassend gelang es in der vorliegenden Habilitationsschrift, neue
vasoregulatorische Systeme zu detektieren und klinische Therapieoptionen zur
Verbesserung der funktionellen und mechanischen Gefäßeigenschaften
aufzuzeigen.
de
dc.description.abstract
The regulation of vasomotor tone is mediated by a dynamic interplay of various
local and systemic parameters. Imbalances in this complex system may play a
role in the pathogenesis of hypertension. The first part of the present work
describes the identification and pharmacological characterization of new
humoral vasoactive substances and the search for new differentially expressed
blood pressure regulating genes. The second part describes clinical trials on
the measurement of arterial function in vivo and therapeutic options.
Adenosineguanosinepolyphosphates were isolated from human platelets. The
activation of P(2x)-receptors in the rat renal vasculature by dinucleoside
polyphosphates with variable phosphate group chain length (Xp(n)X; X=Adenin
(A) /Guanin (G)) was studied by measuring their effects on perfusion pressure
of the isolated perfused rat kidney. The experiments showed that the
differential effects of dinucleoside polyphosphates allow a fine tuning of
local perfusion via composition of Xp(n)Xs. Human myocardial tissue was
fractionated by several chromatographic studies. A substance purified to
homogeneity was identified as adenosine 5'-tetraphosphate (Ap(4). Ap(4) was
also identified in ventricular specific granules. In the isolated perfused rat
heart, Ap(4) elicited dose-dependent vasodilations by a P2Y1-receptor. After
removal of the endothelium Ap(4) induced P2X-receptor-mediated
vasoconstrictions. Thus, Ap(4) acts as an endogenous extracellular mediator
and might contribute to the regulation of coronary perfusion. In the next
project a physiogenomic screening model for differentially expressed genes in
the regulation of blood pressure was established. By means of this model it
could be shown that acute hypotension induces a diminished vasodilator potency
of the endothelium due to an accelerated degradation of nitric oxide by
reactive oxygen species (ROS). Thus, ROS do not only play a role in
cardiovascular pathology but also in the physiological regulation of vasomotor
tone. Determination of endothelial function has emerged as a crucial factor in
the assessment of individual cardiovascular risk. Some authors speculated that
a reduction of small artery compliance (C2) measured by pulse wave analysis
might be an indicator of endothelial dysfunction. We investigated the
correlation of pulse wave analysis parameters and endothelial function with
special regard to patients who are at increased risk for endothelial
dysfunction. It was shown that static measurement of vascular parameters by an
automated pulse-wave analysis procedure cannot be used to assess endothelial
function. Endothelial function and arterial compliance are of crucial
relevance for cardiovascular morbidity and mortality. The last part of the
present work therefore deals with clinical trials on therapeutic options. At
first, the impact of renal transplant on arterial function was examined. We
showed that transplantation led to a transient improvement of arterial
compliance. With regard to a potential impact of immunosuppressive drugs on
arterial function, the effects of the novel immunomodulator FTY720 on
functional and mechanical vascular properties was investigated. In animal
experiments FTY induced a S1P3-receptor mediated NO-dependent vasodilation.
Participants of a phase III study, however, showed no improvement of
endothelial function by FTY. Indeed, NO-dependent vasodilation improved after
conversion to mycophenolatmofetil. To date, these findings constitute the only
approach to a possible explanation for the reduced glomerular filtration rate
in the phase III study on the use of FTY720 after renal transplantation.
Physical exercise on a regular basis can induce an improvement of endothelial
function and a decrease of peripheral vascular resistance. With regard to
advanced arteriosclerosis and limited physical fitness, doubt was casted
whether elderly patients still achieve relevant cardiovascular benefits by
physical exercise. The present work examines the impact of pulse pressure as a
footprint of vascular ageing on cardiovascular benefits of endurance training
in elderly hypertensives. In a prospective randomized controlled study we
showed that the exercise-induced reduction of BP, which is mediated by
improved endothelial function, is independent of pulse pressure. Thus,
physical exercise is a helpful adjunct to control BP even in old hypertensives
with markedly increased arterial stiffness and isolated systolic hypertension.
In another prospective randomized controlled study, we compared the
cardiovascular effects of an endurance training programme in elderly
hypertensives with or without beta-blockers and developed a first approach to
determine a lactate-based training heart rate in presence of beta-blockade. A
lactate-based aerobic endurance training evoked comparable cardiovascular
benefits in the presence and absence of beta-blockade including a marked
improvement of endothelial function. In this study target training heart rate
with beta-blockers was about 18% lower than without. Several hypertensive
patients are limited by musculoskeletal complaints or vascular occlusive
disease from lower-limb exercise. In a final randomized-controlled study, we
evaluate we showed that regular arm aerobic exercise leads to a marked
reduction in systolic and diastolic blood pressures and an improvement in
small artery compliance. In summary, the elderly hypertensive may have
exercise-induced cardiovascular benefits despite of advanced atherosclerosis
with isolated systolic hypertension, beta blocker therapy or musculoskeletal
complaints. In the present work it was able to detect new vasoregulatory
systems and to describe therapeutic options for an improvement of functional
and mechanical vascular properties.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Humorale, endotheliale und mechanische Faktoren der Vasoregulation – Detektion
neuer Systeme und therapeutische Beeinflussbarkeit
dc.contributor.contact
timm.westhoff@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Herr Prof. Dr. P. Gross
dc.contributor.furtherReferee
Herr Prof. Dr. Dr. St.-M. Brand-Herrmann
dc.date.accepted
2008-12-10
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000007166-6
dc.title.translated
Humoral, endothelial, and mechanical parameters of vasoregulation - detection
of new systems and therapeutic options
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000007166
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