dc.contributor.author
Kersebohm, Johanna Christine
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:13:49Z
dc.date.available
2018-04-04T11:19:06.108Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7585
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11784
dc.description.abstract
In der Gesellschaft wird ein Wertewandel beschrieben, die Einstellung der
Generation Y (geboren zwischen 1981 und 2000) zur Arbeit verändert sich. In
der Vergangenheit wurde der tiermedizinische Arbeitsmarkt von den
Arbeitsmodellen und Wertevorstellungen männlich dominierender und älterer
Generationen geprägt. Der stetig wachsende Frauenanteil im tierärztlichen
Berufsstand führt zu veränderten Erwartungen, denen Rechnung getragen werden
muss. Bei deutschen praktizierenden Tiermedizinern (Männer und Frauen)
berichten diverse Quellen von geringem Einkommen und langen Arbeitszeiten, die
mit psychosomatische Beschwerden einhergehen. Berufsverbände reagierten auf
die unbefriedigenden Beschäftigungsverhältnisse und entwickelten
Gehaltsempfehlungen, ebenso gibt das Mindestlohngesetz seit 2015 einen neuen
gesetzlichen Rahmen vor. Motiviert von dieser Situation war das Ziel der
Dissertation, die aktuellen Arbeitsbedingungen (Arbeitszeiten und Einkommen)
und erstmalig die damit verbundenen Zufriedenheiten sowie deren
Einflussfaktoren aller Generationen praktizierender Tiermediziner in
Deutschland zu untersuchen. Grundlage dafür war ein Fragebogen, der
berufsübergreifende Vergleiche mit relevanten Subgruppen der deutschen
Bevölkerung zulässt und Veränderungen zu den Resultaten einer früheren Studie
aufzeigt. In dieser Dissertation werden Antworten von 1930 praktizierenden
Tiermedizinern (9% der Zielpopulation) aus dem Frühjahr 2016 ausgewertet.
Insgesamt arbeiteten Tiermediziner signifikant länger als vergleichbare
Berufsgruppen in der deutschen Bevölkerung. Die Wochenarbeitszeit
vollzeittätiger Tiermediziner war hoch (50,0h/ Woche im Median), insbesondere
Pferdepraktiker (57,5h) und in privaten Kliniken Tätige (55,0h) hatten lange
Arbeitszeiten und waren damit am unzufriedensten. Die Arbeitszeiten
angestellter Tiermediziner haben sich bei einem Vergleich mit den Ergebnissen
von 2006 zwar insgesamt verkürzt; trotzdem arbeiteten 47% der Angestellten
länger als gesetzlich erlaubt. Männer arbeiteten signifikant häufiger nachts,
an Sonntagen und in Rufbereitschaft als Frauen, und hatten durchschnittlich
signifikant längere Arbeitszeiten als Frauen. Dieser Unterschied war bei
Eltern besonders groß. Väter arbeiteten fast 19h in der Woche länger als
Mütter; diese waren häufiger in Teilzeit tätig. Nutztier-, Pferde- und
Gemischtpraktiker verbrachten nicht einmal die Hälfte ihrer Arbeitszeit am
Tier, die restliche Arbeitszeit wurde insbesondere durch Fahrten und
Administration vereinnahmt. Vollzeittätige, niedergelassene Tiermediziner
verdienten signifikant mehr (Stundenlohn Männer 26€, Frauen 19€) als
vollzeittätige angestellte Tiermediziner (Bruttostundenlohn Männer 14€, Frauen
13€). Letztere hatten einen signifikant geringeren Bruttostundenlohn als
teilzeittätige angestellte Tiermediziner (Männer 18€, Frauen 16€). Männern war
ein angemessenes Einkommen wichtiger als Frauen, und sie trugen anteilig auch
mehr zum Haushaltseinkommen bei (Männer 80%, Frauen 50%). Seit 2006 hat sich
das Gehalt der angestellten Tiermediziner etwas verbessert, sie verdienten
aber signifikant weniger als gleichqualifizierte Akademiker und waren mit dem
Verdienst auch signifikant unzufriedener als die Vergleichsgruppe aus der
Bevölkerung. Insbesondere bei vollzeittätigen Berufsanfängern (27% verdienten
weniger als 8,5€/h) und bei in Universitätskliniken vollzeittätigen
Angestellten (51% verdienten weniger als 8,5€/h) kamen
Mindestlohnunterschreitungen vor. Als Ursachen für geringe Stundenlöhne wurden
unbezahlte Überstunden und nicht kostendeckende Preise diskutiert. Letztere
sind möglicherweise auf die vorgeschriebene Gebührenordnung für Tierärzte,
kostenlimitierte Klienten, die geringe betriebswirtschaftliche Ausbildung und
die geringe Wertschätzung der eigenen Arbeit zurückzuführen. Mit zunehmenden
Wochenarbeitsstunden und sinkendem Stundenlohn sank die allgemeine
Arbeitszufriedenheit der Umfrageteilnehmer. So hatte auch die Zufriedenheit
mit dem Einkommen großen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit und die
Zufriedenheit mit der Arbeitszeit darüber hinaus erheblichen Einfluss auf die
Lebenszufriedenheit der Umfrageteilnehmer. Ein gutes Arbeitsklima war allen
untersuchten Subgruppen am wichtigsten. Die Arbeitszufriedenheit von
Angestellten wurde besonders durch die Zufriedenheit mit den Kollegen und dem
Vorgesetzten beeinflusst. Mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren
die Umfrageteilnehmer am unzufriedensten, familienfreundliche Maßnahmen waren
Frauen wichtiger als Männern. Im Vergleich zur relevanten Subgruppen aus der
deutschen Bevölkerung waren angestellte Tiermediziner und Tierärztinnen
signifikant unzufriedener mit vielen Teilbereichen ihres Lebens (Arbeit,
Einkommen, Freizeit, Familienleben, Lebensstandard). Insgesamt 36% der
Angestellten würden ihren Beruf nicht erneut wählen. Diese Ergebnisse rufen
eindringlich zur Diskussion der Arbeitsbedingungen auf und verdeutlichen den
Handlungsbedarf des Berufsstandes zur Verbesserung der Zufriedenheit
praktizierender Tiermediziner in Deutschland. Handlungsempfehlungen für
Universitäten könnte die Veränderung der Ausbildungsvoraussetzungen (Praktikum
vor Beginn des Studiums), der Auswahlkriterien (Resilienz, emotionale
Intelligenz) und der Ausbildungsschwerpunkte (verbesserte
„Ersttageskompetenzen“, Kommunikation und Betriebswirtschaftslehre) sein. Im
Berufsalltag praktizierender Tiermediziner könnte z.B. die Dokumentation der
Arbeitszeit, die Reduzierung der Arbeitstage pro Woche, die Maximierung der
Arbeitszeit am Tier durch Delegation anderer Tätigkeiten an Dritte, ein
flächendeckender Preisanstieg durch die Berechnung kostendeckender Preise,
eine Verbesserung des Arbeitsklimas, der Zusammenarbeit im Team und der
Personalführung zielführend sein. Die Anhebung der Gebührenordnung für
Tierärzte oder deren Abschaffung und eine verpflichtende
Tierkrankenversicherung für Hobbytiere könnten in der Berufspolitik diskutiert
werden.
de
dc.description.abstract
Younger generations’ and particularly Generation Y’s (born 1981 to 2000)
attitude towards work differs from other generations. In the past, the
veterinary employment market was shaped by older male generations. By now the
veterinary profession is increasingly feminized. Previous reports indicate
that veterinary practitioners in Germany earn low incomes, work long hours and
have higher incidences of psychosomatic diseases. Subsequently, veterinary
professional associations developed salary recommendations to improve the
income of employed practitioners, and the new German minimum wage law (2015)
provides lower limits for salaries of employees. Motivated by this situation
the dissertations’ objectives were to investigate the current working
conditions (income and working time) and, for the first time, the associated
satisfaction and related factors among veterinary practitioners in Germany.
The study is based on a questionnaire that allows comparisons of the results
with a previous study and comparable subgroups of the population in Germany
(with same working positions and similar educational stage). Our questionnaire
was distributed in spring 2016, and data from 1930 respondents could be
analysed (9% of the target population). Overall, veterinary practitioners
worked significantly more hours than comparable subgroups of the population in
Germany. Full time practitioners worked 50,0h per week (median); particularly
equine practitioners (57,5h) and practitioners working in private veterinary
hospitals (55,0h) had long working hours and were also most dissatisfied with
them. Working hours of employed practitioners were significantly shorter when
compared to 2006. Nevertheless, 47% of the employees worked more hours than
the legally defined maximum. Men worked statistically significant more at
night, on Sundays and on call than women. They also had longer working hours
than women. There was a substantial difference between parents. Fathers worked
almost 19h per week longer than mothers, who worked more part-time.
Participants treating farm animals, horses and small and large animals spent
not even half of their working time with their patients; most of the other
time was spent with driving and administration. Full time self-employed
practitioners earned significantly more (median pre-tax earnings of men 26
€/h, of women 19€/h) than employees (men 14 €/h, women 13 €/h). The latter
earned statistically significant less per hour than part-time working
employees (men 18 €/h, women 16 €/h). A reasonable salary was statistically
significant more important for men than for women and they also had a higher
contribution to the combined household income than women (men 80%, women 50%).
Salaries of employed veterinarians showed a slight increase since 2006, but
they still earned less and were more dissatisfied with their salaries than
comparable subgroups of the population in Germany. Especially among full-time
working recent graduates (27% earned less than 8,50€/h) and particularly from
those in university veterinary hospitals (51% earned less than 8,50€/h),
income below the legally defined minimum wage were reported. Unpaid overtime
hours and not cost-covering charges were discussed as possible reasons for low
hourly wages. The latter is possibly attributed to the statutory veterinary
medical fee schedule, financially limited clients, the low economic subjects
in veterinary schools and the low appreciation of own work. With increasing
working hours and decreasing income respondents were decreasingly satisfied
with their work. Income satisfaction had a strong influence on work
satisfaction and satisfaction with working time furthermore a strong influence
on life satisfaction. A good working atmosphere was the most relevant job
characteristic for all veterinary practitioners. The work satisfaction of
employed practitioners is closely linked to satisfaction with their colleagues
and their supervisor. Participants were most dissatisfied with the
compatibility of family and work; family friendly arrangements were more
important for women than for men. Employed veterinary practitioners (both
gender) and female self-employed practitioners were less satisfied in many
aspects of their life (work, income, leisure time, family life, standards of
living) than comparable subgroups of the general population. In sum, 36% of
employees would not choose their profession again. The results call for
further discussions about working conditions and underline the need for
activities within the whole profession to improve veterinary practitioners’
satisfaction in Germany. Within education, different requirements (an
obligatory work placement before entering studies), different selection
criteria (resilience, emotional intelligence) and key course elements (better
first day skills, communication and business administration) could improve the
situation. Within practice, documentation of working hours, reduction of
working days per week, maximization of time spent with patients by delegating
other jobs to other parties an increase of veterinary charges to make them
cost-covering, an improved working atmosphere, a better team work and
qualified leadership could improve veterinary practitioners’ situation. Within
politics, an increase of the statutory veterinary medical fee schedule or
their abolishment as well as an obligatory companion animal health insurance
could be discussed.
en
dc.format.extent
VII, 97 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
veterinary profession
dc.subject
working conditions
dc.subject
work satisfaction
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Praktiker im Wandel: Untersuchung der Arbeitsbedingungen und Zufriedenheiten
praktizierender Tiermediziner in Deutschland (2016)
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Marcus Doherr
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Mahtab Bahramsoltani
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Karl-Heinz Lahrmann
dc.date.accepted
2018-02-13
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000106849-0
dc.title.translated
Practitioners in transformation: Investigations of working conditions and
satisfaction of veterinary practitioners in Germany (2016)
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000106849
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000023528
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open access