Benigne Prostatahyperplasie ist eine Erkrankung, die zwar in vielen Fällen durch eine Organvergrößerung auffällt, jedoch grundsätzlich durch eine Umstrukturierung des Organs zugunsten einer Stroma-Dominanz und der Herausbildung nodulärer Strukturen gekennzeichnet ist. Entsprechend wurden in unseren Experimenten keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen der Prostatamasse und prostatahyperplasie-ähnlichen Veränderungen festgestellt. Die neonatale Steroid-Behandlung ruft Prostatamasseabnahmen hervor, die durch die permanente Hemmung der eigenen Gonadensekretionen zu erklären sind. Somit ist der Endpunkt "Gewichtsveränderung" kein Zeichen dafür, dass die neonatale Behandlung ein vielversprechendes Modell der benignen Prostatahyperplasie darstellt. Dabei gilt, dass alle Kompartimente der Prostata davon betroffen, also abhängig von den physiologischen Sekretionen, sind. Die geringen Veränderungen bei Dihydrotestosteron, Finasterid und Fadrozol sprechen eher dafür, daß die Prozesse 5αlpha-Reduktion und Aromatisierung, sowie Androgene, die exklusiv auf den Androgenrezeptor wirken (Dihydrotestosteron), geringere Auswirkungen als Estrogene und Testosteron auf die peripuberale Regulation der gonadalen Achse ausüben. Die neonatale Hormonmanipulationen, insbesondere die Behandlung mit Dihydrotestosteron oder Testosteronpropionat, schaffen jedoch die Voraussetzung für eine stroma-fokussierte Wirkung des Wachstumshormons, die zu einer verstärkten Stromaproliferation führt. Diese Stroma-Proliferation entspricht weitgehend dem histologischen Bild einer benignen Prostata- Hyperplasie, eher jedenfalls als die histologischen Bilder der Mausmodelle von vom Saal [vom Saal F.S, 1997]. Dies konnten unsere histologischen Ergebnisse eindeutig nachweisen. Wenn man die relativen Veränderungen der einzelnen Prostata-Teile nach Steroidbehandlung allein betrachtet, fällt auf, dass die laterale Prostata anfälliger für die Hypoplasieinduzierende Wirkung von Estrogenen und die Hyperplasie-induzierende Wirkung von Testosteron bzw. Dihydrotestosteron ist als es die übrigen Teile sind. Unsere Ergebnisse lassen darüber hinaus vermuten, dass Estradiol bzw. aromatisierbare Androgene (Testosteron) eine stärkere antigonadotrope Wirkung und, somit Hemmung der eigenen Gonadensekretion ausüben, als Dihydrotestosteron. Die Ergebnisse der Hormonanalytik sind zum Teil widersprüchlich und weniger aussagekräftig. Die Testosteron- und Dihydrotestosteron-Spiegel reflektieren den Hypoplasie-Effekt insbesondere der neonatalen Estradiol-Behandlung. Die IGF-1-Spiegel lassen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu. Es muss gefolgert werden, dass es sich bei der nach Wachstumshormon-Behandlung sichtbaren histologischen Veränderung um nicht-IGF-1-vermittelte Effekte handelt. Eindeutig ist, dass das neonatale Imprinting einen komplett unterschiedlichen Wirkungshintergrund für Wachstumshormon schafft, was eine klinische Relevanz, z.B. bei einem Wachstumshormon-Exzess während des späteren Lebens haben kann. Unsere experimentellen Untersuchungen an der Ratte bilden eine gute Grundlage, um ein innovatives Nagetiermodell der benignen Prostatahyperplasie zu erstellen.
The benign prostatic hyperplasia (BPH) represents an enlargement of the epithelial and fibromuscular parts of the prostate. Although androgens per se do not cause BPH, an intact androgen metabolism is a prerequisite for the normal fetal and pubertal development of the prostate. Furthermore, growth factors play a role in the development of BPH. Animal experiments have shown that the prostate – similar to other organs of the reproductive tract – undergoes a neonatal steroid imprinting. In the present study the role of this neonatal steroid imprinting as well as the role of a peripubertal growth hormone excess for the development of the prostatic size and for the development of the tissue features with special regard to the ratio epithelium:stroma is investigated with the aim to create an animal model for human BPH. Newborn rats were injected with estradiol benzoate, dihydrotestosterone, testosterone propionate, finasteride, fadrozole or solvent. From day 45–59 of life part of the animals received 1IU/d human growth hormone. At day 60 all animals were sacrificed for investigation of prostatic histology. Pronounced fibromuscular hypertrophy, comparable to that seen in human BPH, was observed in neonatally androgen+GH treated rats, especially in the dorsal part of the prostate, but not in animals which had only received neonatal steroid treatment without additional peripubertal GH. Neonatal adrogens appear to increase the susceptibility of the rat prostate to growth factor stimuli as provided by GH. Furthermore, with the administration of peripubertal GH in neonatally androgen treated male rats an animal model could be elaborated which is histologically comparable to human BPH.