dc.contributor.author
Wedepohl, Stefanie
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:05:11Z
dc.date.available
2010-01-21T10:30:36.816Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7371
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11570
dc.description.abstract
Im Rahmen der Immunüberwachung oder bei Entzündungen müssen Leukozyten aus dem
Blutstrom in umliegendes Gewebe gelangen, um dort Pathogene aufzuspüren und zu
eliminieren. Dazu werden die Leukozyten in einer so genannten Adhäsionskaskade
aus dem Blutstrom abgefangen und beginnen, auf den Endothelzellen zu rollen,
bis sie schließlich nach Aktivierung fest adhärieren und auswandern. Dabei
kann es zu sekundärer Gewebeschädigung kommen, wenn die Infiltration der
Leukozyten ungebremst abläuft, wie es bei entzündlichen Krankheiten der Fall
ist. Um die Entzündungsreaktion therapeutisch einzudämmen, werden gegenwärtig
Medikamente eingesetzt, die häufig starke Nebenwirkungen zeigen. Für eine
alternative Therapiestrategie, die gezielt das Auswandern der Leukozyten
adressiert, bietet sich der erste Schritt der Adhäsionskaskade als Ansatzpunkt
an. Dieser wird von dem leukozytären Adhäsionsrezeptor L-Selektin im
Zusammenspiel mit seinen endothelialen Liganden vermittelt. L-Selektin ist ein
Transmembranrezeptor auf der Oberfläche der Leukozyten. Mit seiner C-Typ-
Lektindomäne bindet er an muzinähnliche, sulfatierte, sialylierte und
fucosylierte Glykane. Die detaillierte Struktur von L-Selektin im Komplex mit
seinen Bindungspartnern ist unbekannt und sollte in der vorliegenden Arbeit
aufgeklärt werden. Die Kenntnis der Kristallstruktur sollte es ermöglichen, in
Zukunft modellgestützt Ligandenanaloga und Inhibitoren zu entwickeln, die zur
antiinflammatorischen Therapie eingesetzt werden können. L-Selektin ist ein
hochglykosyliertes Glykoprotein. In einem zweiten Teil der Arbeit sollte die
Struktur und die Funktion der N-Glykane von L-Selektin untersucht werden. Um
L-Selektin zu kristallisieren, mußte zunächst ein Expressionssystem gefunden
werden, mit dem es möglich war, L-Selektin in einer geeigneten, funktionellen
Form in ausreichender Menge herzustellen. Dazu wurden verschiedene Formen
eines verkürzten L-Selektins (LE) kloniert und in verschiedenen
Expressionssystemen exprimiert. LE umfasste dabei die N-terminale C-Typ
Lektindomäne und die angrenzende EGF-Domäne, welche zusammen die Ligandbindung
vermitteln. LE, das in der Hefe Pichia pastoris, in Sf9-Insektenzellen und in
CHO-Zellen exprimiert wurde, stellte sich aus verschiedenen Gründen als nicht
für die Kristallisation geeignet heraus. Im HEK293Freestyle-Expressionssystem
konnten schließlich ausreichende Mengen LE hergestellt werden. Da L-Selektin
ein Glykoprotein ist, das als heterogene Mischung aus verschiedenen
Glykoformen exprimiert wurde, wurden anschließend verschiedene Strategien zur
Reduktion der Glykan-Heterogenität untersucht. Nach systematischer Mutagenese
wurde eine funktionelle LE-Variante gefunden, die eine weitaus höhere
Homogenität als der Wildtyp aufwies. Es konnte ein Protokoll etabliert werden,
mit dem dieses Protein mithilfe eines Aptamers hochrein aus dem
Kulturüberstand gewonnen werden konnte. Dieses Protein konnte schließlich
erfolgreich kristallisiert werden. Die Auflösung des Diffraktionsmusters
konnte von anfänglichen ~14 Å auf ~7 Å verbessert werden, jedoch konnte die
Röntgenstruktur bei dieser Auflösung nicht bestimmt werden. Um die
Bindungsaffinität rekombinanten L-Selektins zu erhöhen, wurden neben der
monomeren Form auch eine dimerisierte Form, sowie ein Pentamer und ein Decamer
konstruiert. Das etablierte HEK293F-Expressionssystem wurde genutzt, um diese
Konstrukte rekombinant zu exprimieren. Die Expression, Aufreinigung und
Funktion der L-Selektin-Multimere konnte erfolgreich demonstriert werden.
Ebenso konnte gezeigt werden, dass die Ligandbindung durch Multimerisierung
überproportional verstärkt wurde. Zur Untersuchung der N-Glykosylierung von
rekombinantem L-Selektin wurden Glykosylierungsmutanten konstruiert, in
HEK293F-Zellen exprimiert und aufgereinigt. Alle Proteine zeigten
Bindungsaktivität, wobei die Stärke der Bindung mit steigender Anzahl von
N-Glykanen tendenziell geringer wurde. Das nichtglykosylierte LE zeigte dabei
die stärkste Bindung. Weiterhin konnte ein positiver Einfluß der Glykane auf
die Sekretion der LE-Varianten festgestellt werden. Drei der Mutanten trugen
jeweils nur ein N-Glykan an jeweils unterschiedlicher Position. Mit diesen war
es möglich, die Struktur der N-Glykane von LE aus HEK293F-Zellen an jeder
einzelnen Position zu bestimmen. Bei der Glykananalytik wurden unerwartete
Glykanstrukturen gefunden, deren Grundstrukturen hauptsächlich biantennär und
zumeist stark fucosyliert waren. An den Antennen der N-Glykane waren zum
Großteil N-Acetyl-Galactosamin-Reste statt der üblicheren Galactose-Reste
verknüpft. Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass diese N-Glykane mit
Sulfaten modifiziert waren. Bei einem Kontrollprotein aus demselben
Expressionssystem waren vergleichbare Strukturen nicht nachzuweisen. Dies ließ
darauf schließen, dass die Aminosäuresequenz von L-Selektin Informationen
enthält, welche eine proteinspezifische N-Glykosylierung herbeiführen. Die
sulfatierten Glykanstrukturen sind in der Literatur nur für einige wenige
Proteine beschrieben, darunter als klassisches Beispiel die
Glykoproteinhormone. Zusätzlich wurden bei der LE-Mutante, die nur ein
N-Glykan in der ersten Position enthielt, bislang nicht beschriebene
Glykanstrukturen identifiziert. Es handelte sich dabei um biantennäre Glykane,
die jeweils an beiden antennären N-Acetyl-Glucosaminresten terminal zwei
aufeinander folgende N-Acetyl-Galactosaminreste besaßen. Diese Strukturen
lagen sowohl sulfatiert als auch nicht sulfatiert vor. Zukünftige
Untersuchungen werden zeigen, welche Funktion diese ungewöhnlichen Glykane
haben und ob das native, lösliche L-Selektin im Blutserum oder auf Leukozyten
ebenfalls mit solchen Strukturen ausgestattet ist. Die Untersuchungen legen
die Grundlage für eine Strukturaufklärung der Bindungsdomäne von humanem
L-Selektin mittels Kristallisation und Röntgendiffraktion. Sie zeigen
weiterhin, daß die Bindungsaffinität von L-Selektin durch Oligomerisierung
erhöht wird. Durch Aufklärung der Struktur der N-Glykane von rekombinantem
L-Selektin konnte eine ungewöhnliche N-Glykosylierung von L-Selektin
nachgewiesen werden. Die N-Glykane haben, wie die Bindungsstudien und die
Untersuchungen der Sekretion zeigen, einen Einfluß auf Biosynthese und
Funktion von L-Selektin.
de
dc.description.abstract
Leucocytes have to leave the blood stream and enter surrounding tissues in
order to detect and eliminate pathogens during immune surveillance and in
inflammation. This process of extravasation is organized in a so-called
adhesion cascade, where leucocytes are captured from the blood stream and
start rolling on endothelial cells. After activation, leucocytes adhere firmly
and subsequently migrate out of the blood vessel. In inflammatory diseases
this leucocyte infiltration is often not dampened, and severe secondary tissue
damage might occur. The currently applied drugs for a general anti-
inflammatory therapy often show adverse effects. An alternative therapeutic
approach is to specifically address the leucocyte extravasation process by
intervening at the initial contact of the leucocytic adhesion receptor
L-selectin with its endothelial ligands. L-selectin is a transmembrane
receptor on the surface of leucocytes. It binds to mucin-like sialylated,
sulphated and fucosylated glycans via its C-type lectin domain. Since the
detailed structure of L-selectin in complex with its binding partners is
unknown, it was the aim of this study to solve the crystal structure.
Prospectively, on the basis of these data it will be possible to model ligand-
analogs and to design synthetic inhibitors as drugs for anti-inflammatory
therapy. L-selectin is a highly glycosylated glycoprotein. So the second part
of the present study aimed at investigating the structure and function of the
N-glycans of L-selectin. In order to crystallize L-selectin, it was at first
necessary to establish an expression system to produce L-selectin in a
suitable, biologically active form and in sufficient amounts. For this purpose
different truncated soluble variants of L-selectin (LE) were cloned and
expressed in several expression systems. LE consisted of the N-terminal C-type
lectin domain and the adjacent EGF-like domain, which mediate the ligand
binding. Recombinant protein expressed in the yeast Pichia pastoris, in Sf9
insect cells and CHO-cells was not suitable for crystallization trials for
various reasons. However, expression in the HEK293Freestyle expression system
was successful. Because L-selectin is a glycoprotein and was expressed as a
mixture of glycoforms, various strategies to reduce glycan-based heterogeneity
were investigated. After systematic mutagenesis of the glycosylation sites, a
variant of LE was identified, which was much more homogeneous than the
wildtype protein. A protocol to highly purify this protein from the cell
culture supernatant with the aid of an aptamer was established. The LE variant
successfully crystallized and we could improve the diffraction resolution from
~14 Å to ~7 Å. However, with this resolution it was not possible to solve the
crystal structure. To improve the binding affinity of recombinant L-selectin,
a dimeric as well as a pentameric and decameric form was constructed in
addition to the monomeric form. The established HEK293F expression system was
used to produce these recombinant proteins and their successful expression,
purification and functionality were demonstrated. It was shown, that the
ligand binding affinity of these L-selectin variants was disproportionally
increased by multimerization. To study the N-glycosylation of L-selectin,
glycosylation-mutants were constructed, expressed in HEK293F cells and
purified. All of these mutant proteins showed binding activity, while by trend
the affinity was lower by increasing number of N-glycans. The nonglycosylated
variant of LE showed the highest binding affinity. In contrast, protein
glycosylation had a positive influence on the secretion rate. Three of the
glycosylation mutants had only one N-glycan attached to a different position
each. With these mutants it was possible to analyze the site specific glycan
structures. In the glycan analysis, unexpected structures were identified. It
was shown, that the glycans were mostly biantennary and highly fucosylated. A
large part of the antennae was modified with N-acetyl-galactosamine residues
instead of the more common galactose residues. In addition, the N-glycans were
modified with sulphate-residues. Interestingly, a control protein from the
same expression system did no show these modifications. Thus, one can conclude
that the amino acid sequence of L-selectin has intrinsic information for this
specific glycosylation pattern. The sulphated glycan structures identified are
described only for a few proteins in the literature, with the glycoprotein
hormones as the classical example. Furthermore, on the LE variant which had
only one glycan at the first position, uncommon structures were found, which
to our knowledge had not been described previously. These glycans had a
biantennary structure and two consecutive N-acetyl-galactosamine residues were
attached to each antenna. Parts of these structures were further modified with
a sulphate residue. Future studies are necessary to elucidate the function of
these glycans and to demonstrate if they are also present on L-selectin
originated from physiological sources. The results of the present study
provide a basis for the elucidation of the L-selectin structure by
crystallization and X-ray diffraction. Furthermore, it was shown that
multimerization enhances the binding affinity of L-selectin. In the analysis
of the N-glycans of recombinant L-selectin, uncommon N-glycans were detected.
Binding studies and secretion analysis showed, that the N-glycans have an
influence on the biosynthesis and function of L-selectin.
en
dc.format.extent
IV, 165 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
recombinant proteins
dc.subject
crystallization
dc.subject
N-glycosylation
dc.subject.ddc
500 Naturwissenschaften und Mathematik::570 Biowissenschaften; Biologie::572 Biochemie
dc.title
Struktur und Funktion des Adhäsionsrezeptors L-Selektin
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Rudolf Tauber
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Wolfram Saenger
dc.date.accepted
2010-01-07
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000015391-9
dc.title.translated
Structure and function of the adhesion receptor L-selectin
en
refubium.affiliation
Biologie, Chemie, Pharmazie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000015391
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