dc.contributor.author
Böhme, Bettina
dc.date.accessioned
2018-06-07T20:56:57Z
dc.date.available
2016-08-04T13:26:52.084Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7188
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-11387
dc.description.abstract
Schildzecken stellen als obligat hämatophage Parasiten weltweit eine Gefahr
für die Gesundheit von Mensch und Tier dar. Neben ihrem enormen
Vektorpotenzial für eine Vielzahl an bakteriellen, viralen, protozoalen und
anderen Pathogenen können sie ihrem Wirt durch den Saugakt auch direkte
Schäden zufügen (Uilenberg, 1992). Für Untersuchungen der Biologie von Zecken,
einschließlich ihrer Rolle als Vektoren für Pathogene, und das Entwickeln und
Testen von Akariziden oder anderen Bekämpfungsmethoden, ist eine erhebliche
Anzahl an Labortieren erforderlich, die als Wirte für die Zecken benötigt
werden (Kröber et Guerin, 2007a). Mithilfe einer erfolgreichen In-vitro-
Fütterung von Schildzecken ließe sich die Verwendung von Labortieren deutlich
reduzieren. Zahlreiche Versuche zur In-vitro-Fütterung von diversen
Ixodidenspezies wurden in den vergangenen hundert Jahren bereits durchgeführt,
dennoch konnte sich aufgrund der reduzierten Zeckenfruchtbarkeit, des
Arbeitsaufwandes und der langen Saugdauer der Zecken bisher keine Methode für
den standardmäßigen Einsatz in der Laborzucht durchsetzen. Im Hinblick auf die
Tatsache, dass Ixodes ricinus und Dermacentor reticulatus die bedeutendsten
Schildzecken in Mitteleuropa darstellen (Karbowiak, 2014), sollte für die
vorliegende Arbeit mit diesen beiden Spezies die In-vitro-Fütterung
durchgeführt werden. Ein gut funktionierendes Fütterungssystem mit
Silikonmembranen (Kröber et Guerin, 2007a) wurde dazu als Ausgangspunkt
ausgewählt und für alle drei Entwicklungsstadien von I. ricinus optimiert.
Insbesondere wurden die ursprünglich verwendeten Plexiglaskammern durch
autoklavierbare Glaskammern ersetzt, verschiedene Fixierungsstimuli verwendet
und dünnere Silikonmembranen für juvenile Zecken entwickelt. Bei den Weibchen
wurden eine mittlere Fixierungsrate von 74,8 % (95/127) und eine Vollsaugrate
von 40,2 % (51/127) mit einem mittleren Vollsauggewicht von 209,2 mg erzielt.
Von den vollgesaugten Weibchen legten 62,7 % (32/51) Eier ab mit einem
mittleren Gelegegewicht von 34,6 mg, und 23,5 % (12/51) produzierten Larven.
Die Nymphen fixierten sich nach Optimierung des Systems zu 73,2 % (30/41), die
Larven zu 56,0 % (28/50) an der Membran, von denen sich alle vollsaugten. Das
mittlere Vollsauggewicht der Nymphen, die sich später zu Männchen, und
derjenigen Nymphen, die sich später zu Weibchen häuteten, war mit 2,7 mg und
4,1 mg signifikant verschieden. Mit I. ricinus gelang es, einen Lebenszyklus
vollständig per In-vitro-Fütterung über Silikonmembranen zu realisieren. Der
nächste Schritt wäre die Beobachtung des Fütterungserfolges über mehrere
Generationen von I. ricinus in der In-vitro-Fütterung. Anschließend wurde die
Fütterungstechnik auf D. reticulatus angewandt und modifiziert, mit dem Ziel,
erstmals alle Stadien dieser Spezies in vitro zu füttern. Dabei wurden mit D.
reticulatus-Adulten gute Ergebnisse erzielt. Von den 357 eingesetzten Weibchen
im Fütterungssystem mit Zeckenkammern aus Glas (K+G Glas) fixierten sich 179
(50,1 %), und 106 (29,7 %) saugten sich voll. Von den vollgesaugten Weibchen
legten 91,5 % (97/106) Eier ab, und 66,0 % (70/106) produzierten Larven. Die
mittleren Vollsaug- und Gelegegewichte beliefen sich auf 219,9 mg und 96,3 mg.
Die In-vitro-Fütterung von juvenilen D. reticulatus stellte sich als
schwieriger heraus. Im System K+G Glas saugten sich nur 0,07 % (20/27500) der
Larven und keine Nymphe (0/920) voll, obgleich zahlreiche entscheidende
Parameter, wie Zusammensetzung und Dicke der Silikonmembranen, olfaktorische
und mechanische Fixierungsstimuli, Futterblut-Spezies und -Zusätze, getestet
wurden. In einem anderen Fütterungssystem (FSB) (Bonnet et al., 2007), in dem
Tierhäute als Membranen verwendet wurden, wurden geringfügig bessere
Ergebnisse erzielt: Hier saugten sich 1,88 % (15/800) der Nymphen und 1,49 %
(57/3820) der Larven voll. Eine weitere Optimierung der In-vitro-Fütterung von
juvenilen D. reticulatus ist unbedingt notwendig. Nachdem die In-vitro-
Fütterung für adulte D. reticulatus etabliert war, wurden mit ihnen
systematisch weitere Modifizierungen im Fütterungssystem getestet, um die In-
vitro-Fütterung von Ixodiden zu optimieren und die Fütterung effizienter und
weniger arbeitsintensiv zu gestalten. Dies wurde als essenzielle Voraussetzung
für den routinemäßigen Einsatz der In-vitro-Fütterung von Schildzecken in
anderen Laboren angesehen. Es wurden die Verfütterung von gefrorenem und
gammabestrahltem Blut sowie die Verfütterung von Blut ohne Antibiotikazugabe
und die Verwendung verschiedener Fütterungssysteme, einschließlich
wartungsärmerer Durchflusskammern, getestet. Die Verfütterung von Blut, das
bei -20°C, und Blut, das bei +4°C gelagert wurde, lieferte vergleichbare
Fütterungsergebnisse, aber führte beim tiefkühlgelagerten Blut zu einem
gehäuften Auftreten von Schimmelbefall an den Kammern und Membranen. Der
Zusatz von Antimykotika oder die Verfütterung von gefriergetrocknetem Blut
wären potenzielle Alternativen, um dieses Problem zu umgehen. Bei der
Verwendung von bestrahltem Blut fiel ein starkes Keimwachstum während der
Verfütterung auf, das zwar die Weibchen nicht am Vollsaugen hinderte, sich
jedoch negativ auf die Reproduktion, insbesondere die Eiablage, auswirkte. Die
Bestrahlung von Blut in der In-vitro-Fütterung von Ixodiden wird daher als
unpraktikabel eingestuft. Wurde auf die Antibiotikazugabe zum Futterblut
verzichtet, wurde ebenfalls die Reproduktion – wenn auch schwächer – gehemmt,
während die Vollsauggewichte etwas höher ausfielen. Beim Vergleich
verschiedener Fütterungssysteme fiel das System FSB mit den mit Abstand
niedrigsten Fixierungs- und Vollsaugraten und dem höchsten Vollsauggewicht von
291,1 mg auf. Die beiden neu entworfenen Durchflusssysteme aus Polystyrol und
aus Glas (DFS PS und DFS Glas) lieferten gute Ergebnisse. Vor allem das DFS
Glas zeichnete sich durch eine hohe Fixierungsrate, ein großes mittleres
Vollsauggewicht und einen verstärkten Larvenschlupf aus. Insgesamt war dieses
System in Hinblick auf den Fütterungserfolg und den reduzierten Arbeitsaufwand
am vielversprechendsten, und könnte Zeckenfütterungen am Tier partiell
ersetzen. Weitere Optimierungen und die Fütterung von anderen Zeckenspezies in
diesem System sollten getestet werden. Ferner wurden die Hypostomlängen aller
Stadien von I. ricinus und D. reticulatus ermittelt und ein linearer
Zusammenhang zwischen Vollsaug- und Gelegegewicht von D. reticulatus für In-
vivo- und In-vitro-Fütterung nachgewiesen. Die bevorzugten Zeitpunkte des
Vollsaugens und Ablösens von der Membran waren für adulte D. reticulatus
nachts und für nymphale und adulte I. ricinus tagsüber.
de
dc.description.abstract
Hard ticks are obligate hematophagous arthropods that occur throughout the
world and parasitize humans and animals. They rank among the most important
vectors due to their ability to transmit bacterial, as well as viral,
protozoan and other pathogens. The blood meal provokes direct damage to the
host (Uilenberg, 1992). For studies on ticks, including their biology, the
pathogens they transmit or the development of acaricides and other control
measures, a considerable number of laboratory animals are required to act as
hosts (Kröber et Guerin, 2007a). A successful in vitro feeding system for hard
ticks has the potential to reduce the number of required laboratory animals.
Researchers have been trying to develop artificial feeding systems for
different tick species for over 100 years. Despite the progress made, in vitro
feeding is currently not routinely used in the laboratory rearing of ticks, as
it has not been adapted to feed all life stages from important tick species
and is associated with a reduced fecundity in adult ticks. All developed
methods are also complex and labour intensive due to the long duration of the
tick’s blood meal. In Central Europe Ixodes ricinus and Dermacentor
reticulatus represent the most important hard tick species (Karbowiak, 2014).
Hence the aim of this study was to realize the in vitro feeding of these two
species by improving an existing artificial feeding system using silicone
membranes (Kröber et Guerin, 2007a). The feeding system was optimized for the
feeding of all three developmental stages of I. ricinus by replacing the tick
chambers made of acrylic glass by autoclavable glass chambers, using different
attachment stimuli and reducing the membrane thickness for the feeding of
juvenile stages. An average attachment rate of 74.8 % (95/127) and an
engorgement rate of 40.2 % (51/127) with an average weight of 209.2 mg was
obtained in the females. Of the replete females, 62.7 % (32/51) deposited egg
batches with an average weight of 34.6 mg and 23.5 % (12/51) produced larvae.
After optimization of the feeding system, 73.2 % (30/41) of the nymphs and
56.0 % (28/50) of the larvae fed to repletion on the membrane. There was a
significant difference between the engorgement weights of nymphs that molted
to males (2.7 mg) and those that molted to females (4.1 mg). The life cycle of
I. ricinus was successfully completed in vitro by feeding on bovine blood
through silicone membranes. The next step should be the observation of the
development of the in vitro feeding success over several generations of I.
ricinus. The feeding technique was subsequently adapted for D. reticulatus and
modified with the objective of feeding all life stages in vitro. Promising
results were achieved with adult D. reticulatus: 179 (50.1 %) of the 357
females attached in the feeding system with glass tick chambers (K+G Glas) and
106 (29.7 %) engorged fully. Oviposition was observed in 91.5 % (97/106) of
the engorged females and larvae hatched from 66.0 % (70/106) of the egg
batches. The average weights of the engorged females and the egg batches were
219.9 mg and 96.3 mg respectively. The in vitro feeding of D. reticulatus
juveniles proved to be challenging. Only 0.07 % (20/27500) of the larvae and
none of the nymphs (0/920) fed to repletion on silicone membranes. Efforts to
optimize the composition and thickness of the membrane and to use different
olfactory and mechanical attachment stimuli, blood from different animals and
blood supplements were not successful. In another artificial feeding system
which employed animal skins as membranes (FSB) (Bonnet et al., 2007) a
slightly higher proportion of juveniles engorged: 1.49 % of larvae (57/3820)
and 1.88 % of nymphs (15/800). A further optimization of the in vitro feeding
of juvenile D. reticulatus is necessary. Once the in vitro feeding of adult D.
reticulatus had been established, further modifications were tested
systematically in order to make the in vitro feeding more efficient and less
laborious. This is a prerequisite for the adaptation of any in vitro feeding
system for hard ticks by other laboratories. The use of previously frozen and
of gamma-irradiated blood as well as of blood without the supplement of
antibiotics for the tick feeding was investigated. In addition, different
feeding systems including partially automated systems were tested. Although
tick feeding and reproduction parameters did not differ significantly between
ticks fed with blood stored at 4°C and blood stored at -20°C, a remarkably
increased incidence of fungal growth was observed on tick chambers and
membranes when previously frozen blood was used. The feeding of blood
supplemented with fungicides or of freeze-dried blood could be possible
alternatives. The utilization of gamma-irradiated blood for the in vitro
feeding proved to be inappropriate since it resulted in an extensive microbial
growth during the experiments. Although this did not prevent females from
engorging, it resulted in a decreased fecundity. The use of blood without
antibiotics also decreased the fecundity of the females, but to a lesser
extent, while it increased the average engorgement weight. In a direct
comparison between different feeding systems, females fed using the FSB
noticeably showed lower attachment and engorgement rates, but also the highest
mean engorgement weight of 291.1 mg. The in vitro tick feeding could be
partially automated with two newly designed flow-through chambers made of
polystyrene and glass (DFS PS and DFS Glas). Feeding of D. reticulatus adults
using the DFS Glas system showed promising results, as it resulted in
increased attachment, engorgement weights and egg hatch rates while the
maintenance of the system was less laborious. After further optimizations and
the feeding of other ixodid species, this partially automated feeding system
could help replacing tick feedings on animal hosts by in vitro feeding. The
lengths of the hypostomes of all stages of I. ricinus and D. reticulatus were
measured and a linear correlation between engorgement- and egg batch weight
was demonstrated for D. reticulatus in both in vivo and in vitro feeding. It
was furthermore observed that adult D. reticulatus mainly detached from the
membrane during nighttime, in contrast to nymphal and adult I. ricinus which
mainly detached during the day.
en
dc.format.extent
IX, 127 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Dermacentor reticulatus
dc.subject
Ixodes ricinus
dc.subject
membrane feeding
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
In-vitro-Fütterung von Dermacentor reticulatus und Ixodes ricinus und
Entwicklung eines teilautomatisierten Fütterungssystems für Schildzecken
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Peter-Henning Clausen
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Stefanie Becker
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Jörg Aschenbach
dc.date.accepted
2016-06-15
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000102496-4
dc.title.translated
In vitro feeding of Dermacentor reticulatus and Ixodes ricinus and development
of a partially automated feeding system for ixodid ticks
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000102496
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Mensch und Buch Verlag
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