Prädiktion von Panikstörungen, Agoraphobien und somatoformen Störungen nach akutem einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans (Neuropathia vestibularis)

Abstract

Mit der vorliegenden Studie konnte prospektiv ein Beitrag zur Erklärung der Pathogenese von Panikstörungen, Agoraphobien und somatoformen Störungen geleistet werden. Die Neuropathia vestibularis, also der akute einseitige Ausfall des Gleichgewichtsorgans, stellt ein negatives Life-Event dar und eignet sich hervorragend, um die Entwicklung von Angsterkrankungen prospektiv zu untersuchen. So konnte gezeigt werden, dass es 2 Jahre nach dem Ausfall des Vestibularorgans zu einer Häufung von Panikstörungen, Agoraphobien und somatoformen Störungen kommt. Ausserdem konnte die Schlüsselrolle von bestimmten Kognitionen als Symptom und Ursache der Angststörungen im Verlauf der Zeit studiert und gezeigt werden, wie dysfunktionale Kognitionen die Entstehung dieser psychischen Störungen prädizieren können. Entgegen der Erwartungen konnte kein Einfluss der Persönlichkeit auf die Entwicklung von Panikstörungen, Agoraphobien und somatoformen Störungen ermittelt werden. Damit schließt die Studie eine Lücke zwischen einer Vielzahl von retrospektiven Studien, welche die Entwicklung von Panikstörungen zu erklären versuchen.

The present study should prospectively contribute to the explanation of the pathogenesis of panic disorder, agoraphobia and somatoform disorders. The vestibular neuropathia is the acute unilateral vestibular failure and represents a negative life event and is ideal to study the development of anxiety disorders prospectively. It was shown that there is a higher incidence of panic disorder, agoraphobia and somatoform disorders 2 years after the failure of the vestibular organ. Moreover, the key role of specific cognitions as a symptom and cause of anxiety disorders over the time could be studied and shown how dysfunctional cognitions can predicate the development of these mental disorders. Contrary to expectations, no influence of personality on the development of panic disorder, agoraphobia, somatoform disorders can be determined. This study can close the gap between a large number of retrospective studies, which attempt to explain the development of panic disorders.