Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein neues genetisches Mausmodell der Zwangsstörung weiter etabliert. Hierzu wurden 3 Gruppen von Mäusen untersucht, die zuvor hinsichtlich thermoregulatorischen Nestbauverhaltens bidirektional selektioniert worden waren. So entstand eine Gruppe mit gesteigertem Nestbauverhalten HA, eine Gruppe mit vermindertem Nestbauverhalten LA sowie eine Kontrollgruppe CA, die mittlere Werte bezüglich des Nestbauverhaltens zeigt. Insbesondere das gesteigerte Nestbauverhalten der Gruppe HA ähnelt phänomenologisch in eindrücklicher Weise dem perseverativ-repetitiven Verhalten bei Zwangsstörung. Untersucht wurden die Konzentrationen der Neurotransmitter 5-HT, DA, Glutamat und GABA im medialen präfrontalen Cortex, im Nucleus caudatus, im Nucleus accumbens, im Globus pallidus, im Hippocampus, in der Amygdala und im ventralen tegmentalen Areal zusammen mit der Substantia nigra pars compacta mittels High Pressure Liquid Chromatography (HPLC). Hierbei zeigte die Mausgruppe HA, neben weiteren Veränderungen des dopaminergen, glutamatergen und GABAergen Systems der hier untersuchten Tiere, eine gegenüber den Gruppen LA und CA signifikant erniedrigte 5-HT- Konzentration im medialen präfrontalen Cortex. Neben guter Ansichtsvalidität erhält dieses Modell nun auch aufgrund der hier vorgestellten neurochemischen Befunde eine hervorragende Konstruktvalidität. Das hier vorgestellte Mausmodell ist somit ein neues genetisches Mausmodell der Zwangsstörung hoher Güte, das zwei besonders wichtige an derartige Modelle zu stellenden Anforderungen erfüllt. Zugleich stellen diese neurochemischen Befunde einen äußerst wichtigen Schritt in der empirischen Unterstützung der 5-HT-Hypothese der Zwangsstörung dar. Somit ist dieses Modell geradezu prädestiniert, mitzuhelfen, heuristische Fragestellungen hinsichtlich Genese, Neurobiologie und Therapie dieser, in erheblichem Maße die Lebensqualität einschränkenden, Erkrankung zu klären.
Within this study a new genetic mouse model of obsessive compulsive disorder was further established. For this purpose 3 groups of mice were examined, which had been bidirectionally selected regarding thermoregulatory nest- building behavior before. One group emerged with increased nest-building behavior HA, another group with reduced nest-building behavior LA as well as a control group CA, which shows average values concerning nest-building behavior. Particularly the increased nest-building behavior of the group HA resembles in a striking way phenomenologically the perseverative-repetitive behavior of obsessive compulsive disorder. The neurotransmitters 5-HT, DA, glutamate and GABA were determined in the medial prefrontal cortex, the caudate nucleus, the nucleus accumbens, the globus pallidus, the hippocampus, the amygdala and the ventral tegmental area together with the substantia nigra pars compacta by high pressure liquid chromatography (HPLC). Here the mouse group HA showed, besides other alterations of the dopaminergic, glutamatergic and GABAergic system of the animals here examined, a significantly reduced 5 -HT-concentration in the medial prefrontal cortex compared to the groups LA and CA. Besides good face validity this model now obtains due to the neurochemical results presented here excellent construct validity as well. Therefore the mouse model presented here is a new genetic mouse model of obsessive compulsive disorder of high quality, which meets two crucial demands on such models. At the same time these neurochemical results represent a very important step for the empirical backup of the 5-HT-hypothesis of obsessive compulsive disorder. Hence this model is almost predestined to assist clarifying heuristic questions as to genesis, neurobiology and therapy of this affliction, which reduces quality of life to a serious degree.