Die self-fulfilling prophecy in der Abschlussprüfung - eine empirische Analyse

Abstract

Die vorliegende Arbeit untersucht die Existenz einer self-fulfilling prophecy im Zusammenhang mit der Erteilung eines going concern-modifizierten Bestätigungsvermerks (going concern-opinion) durch den Abschlussprüfer. Die Erteilung einer solchen going concern-opinion könnte zu einem Vertrauensschwund bei den Stakeholdern des Unternehmens führen und diese als Folge dessen dazu veranlassen, keine wirtschaftlichen Beziehungen mehr mit dem gefährdeten Unternehmen einzugehen oder keine finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, welche einen solchen Zusatz begründet. Dies könnte eine andernfalls möglicherweise abwendbare Unternehmensbeendigung auslösen und somit eine self-fulfilling prophecy zur Folge haben. Die Existenz einer selbsterfüllenden Prophezeiung im Kontext der Jahresabschlussprüfung ist empirisch bisher kaum erforscht. Auch sind die diesbezüglichen Erkenntnisse nicht einheitlich. Zudem fehlt es an einem theoretischen Rahmen zur Beantwortung dieser Fragestellung. Die vorliegende Arbeit zielt insofern einerseits darauf ab, einen solchen theoretischen Rahmen hinsichtlich der möglichen Reaktionen der verschiedenen Stakeholder auf die Erteilung einer going concern-opinion aufzustellen. Andererseits erfolgt eine empirische Untersuchung dieses Phänomens für den in diesem Zusammenhang bisher nicht untersuchten deutschen Prüfungsmarkt. Unter Verwendung eines Matched-Pair Designs kann gezeigt werden, dass die Erteilung einer going concern-opinion einen signifikant positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Unternehmensbeendigung hat. Die Ergebnisse deuten insofern auf die Existenz einer self-fulfilling prophecy im Kontext der Jahresabschlussprüfung hin. Während der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise kann ein solcher Effekt allerdings nicht festgestellt werden. Die Implikationen dieser Ergebnisse werden diskutiert und die Limitationen der Untersuchung dargelegt.

This study examines the influence of a going concern-modified audit report (going concern-opinion) on the probability of a subsequent business termination and thus the existence of a self-fulfilling prophecy in the auditing context. The issuance of a going concern-opinion by the auditor may precipitate client failure because of its impact on the stakeholders of the company, especially current and potential investors as well as creditors. Greater difficulties to obtain loans or funding could thus exacerbate the financial stress of an already troubled company, finally leading to a self- fulfilling prophecy. Empirical evidence on the existence of a self-fulfilling prophecy effect in the context of auditing is scarce and inconclusive. Furthermore, a theoretical framework for the potential existence of this phenomenon has not yet been provided. This thesis firstly aims at theoretically analysing the impact of a going concern-opinion on the different stakeholders of the company. Second, the existence of a self-fulfilling prophecy is empirically investigated for the German audit market. For this purpose, a sample based on publicly listed companies is examined. Using a matched pair design based on financial distress definitions and propensity scores, it can be shown that a going concern-opinion increases the probability of business termination, thus supporting the existence of a self-fulfilling prophecy for the German audit market. However, the issuance of a going concern-opinion does not impact the probability of business termination during the global financial crisis. Potential implications of the results and limitations are discussed.