Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Hörvermögen und sprachlicher Leistungsfähigkeit bei älteren Menschen am Beispiel einer Stichprobe der Berliner Altersstudie II

Abstract

In der vorliegenden Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen der Hörfähigkeit älterer Menschen und ihrer sprachlichen Leistungsfähigkeit untersucht. Methoden: Im Rahmen der Berliner Altersstudie wurden 747 Probanden untersucht. Die Hörfähigkeit wurde mittels Reintonaudiometrie erfasst und anhand der WHO- Kriterien für Schwerhörigkeit klassifiziert. Die Messung der Sprachfähigkeit erfolgte mittels Boston Naming Test, und zwei Untertest der CERAD-Testbatterie semantische und phonematische Flüssigkeit. Weiterhin ausgewertet wurden die Ausbildungsdauer, Depressionsscores (CES-D), Häufigkeit sozialer Kontakte und als weitere Parameter der kognitiven Leistungsfähigkeit der Trail Making Test A, der Mehrfachauswahl-Wortschatz-Intelligenztest sowie der Test Wortliste lernen aus der CERAD-Testbatterie. Es wurden Korrelationen zwischen den einzelnen Variablen ermittelt und im Anschluss eine lineare Regressionsanalyse gerechnet. Ergebnisse: 558 Probanden (74,4 %) waren hörgesund. Bei 19,5 % der Probanden war eine leichte, bei 5,4 % eine mittlere und bei 0,4 % eine hochgradige Schwerhörigkeit festzustellen. Bei den Frauen wurden Korrelationen zwischen der Hörfähigkeit und (a) den Leistungen der semantischen Flüssigkeit (p=0,027/r² =0,011) sowie (b) den Leistungen in der phonematischen Flüssigkeit (p=0,004 r²=0,018) gefunden. In der Regressionsanalyse stellten sich die Variablen Wortliste lernen, Dauer der Ausbildung, Trail Making Test A als relevante Einflussfaktoren auf die semantische Flüssigkeit heraus. Bei den Frauen gilt zusätzlich das Alter als relevanter Einflussfaktor. Relevante Einflussfaktoren auf die phonematische Flüssigkeit sind Wortliste lernen sowie zusätzlich bei den Frauen Ausbildungsdauer und Trail Making Test A. Schlussfolgerungen: Während bei den Frauen ein Zusammenhang zwischen guter Hör- und guter sprachlicher Leistungsfähigkeit zu bestehen scheint, konnte bei Männern ein solcher Zusammenhang nicht gefunden werden. Die durchgeführten Sprachtests sind im Hinblick auf die sprachliche Leistungsfähigkeit als Screeningtests einzuschätzen. Für eine genauere Einschätzung von schwerhörigkeitsbedingten sprachlichen Leistungseinbußen sind weitere Studien mit detaillierten Sprachtests notwendig.

Objective: The purpose of this study was (a) to study hearing loss prevalence among older adults compared to young adults, (b) to examine their speech and cognitive ability and (c) to analyse possible correlations between hearing ability and speech performance, (d) to detect further influences on speech performance in older adults. Study design: Clinical research. Methods: 747 older adults (age > 60 years) were examined. Hearing ability was measured by pure tone average of frequencies 0,5-4 kHz in the better ear. Grades of hearing impairment were defined according to WHO-criteria. Speech performance was measured by semantic and phonematic fluency and Boston Naming Test. The relationship between hearing loss and speech performance was assessed by means of correlation analysis and a linear regression model. In addition, cognitive performance (Trail Making Test A, Word list (out of CERAD-NAB), Multiple Choice-Vocabulary-Intelligence-Test - MWT), years of education, depression score (CES-D) and social activity were recorded. Results: 558 participants (74,4 %) showed normal hearing ability. Slight hearing impairment was detected in 19,5 %, moderate 5,4 %, severe 0,4 %. In women hearing loss was correlated with (a) semantic (p=0,027/r² =0,011) and (b) phonematic fluency (p=0,004 r²=0,018). Regression analysis found Word list, years of education and Trail Making Test A to be relevant influences on semantic fluency. Semantic fluency was found to depend on age in women only. Phonematic fluency depended on Word list, years of education and Trail Making Test A in woman. In male participants, phonematic fluency depended only on Word list. Conclusions: Speech performance tends to be impaired by declining hearing ability in women, but not in men. To assess speech performance, semantic and phonematic fluency as well as Boston Naming Test were found to be useful screening methods. Further study is required to examine speech perfomance in greater detail.