Die Mastitis beim Milchrind ist ein bedeutendes Problem der Milchwirtschaft im Hinblick auf Tierschutz, Ökonomie und Verbraucherschutz. In den letzten Jahren hat die Anwendung homöopathischer Therapiekonzepte in Milchviehbetrieben stark zugenommen, obwohl Wirksamkeit, Vorteile und Risiken der homöopathischen Therapie kontrovers diskutiert werden. Bisherige Forschungsarbeiten zur Homöopathie in der Veterinärmedizin sind geprägt von verhaltener wissenschaftlicher Tätigkeit, divergierenden Ergebnissen und unterschiedlicher wissenschaftlicher Qualität. Deutlich weniger Publikationen ergeben einen statistisch signifikanten Vorteil der Homöopathie als die Schlussfolgerungen der Autoren bezüglich der Ergebnisse ihrer Studie nahelegen. Ziel dieser dreifach verblindeten, randomisierten und Placebo-kontrollierten Studie war es, in den Nutzen einer homöopathischen Bestandstherapie am Beispiel der Mastitis zu beurteilen. Zwischen Juni 2013 und Mai 2014 wurden in einem großen Milchviehbetrieb in Norddeutschland 195 Kühe mit akut katarrhalischer Mastitis randomisiert einer Verum- und Placebogruppe zugeteilt. Zur Überprüfung der natürlichen Heilungsprozesse wurde ab März 2014 zusätzlich eine homöopathisch unbehandelte Kontrollgruppe mitgeführt (n=15). Für jedes relevante Homöopathikum standen Verum- und Placebovarianten zur Verfügung, die den Studientieren der jeweiligen Gruppe entsprechend den betriebsspezifischen Protokollen und den Behandlungsgrundsätzen der klinischen Homöopathie vaginal appliziert wurden. Für die Behandlung war hauptsächlich ein Komplex- Homöopathikum, bestehend aus vier Nosoden der Potenz C200 (Streptococcinum-, Staphylococcinum-, Pyrogenium-, E. coli-Nosode), vorgesehen. Mastitiden mit schwerem klinischem Verlauf wurden zusätzlich schulmedizinisch therapiert. Während der Erkrankungsdauer und der maximal 200 Tage andauernden Nachbeobachtungszeit wurden erkrankungsunabhängige (Stamm-, Fruchtbarkeits-, Kalbungs-, Leistungs- und Anamnesedaten) sowie erkrankungsabhängige Parameter (Erkrankungsdauer, Daten zu Behandlung, klinischer Heilung, Abgang, Folgemastitiden, Zellzahl) erfasst. Die Zellzahl wurde im Zuge der ersten Milchleistungsprüfung nach Beendigung der Mastitis ermittelt. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels Überlebensanalyse nach Kaplan-Meier, ANOVA, T-Test, Kruskal-Wallis- und Mann-Whitney-U-Test, Chi-Quadrat-Test sowie exaktem Test nach Fisher. Die erkrankungsunabhängigen Parameter wurden zwischen allen 210 Studientieren verglichen. Nach Ausschluss der Kühe mit vorzeitigem Studienende (n=33) erfolgt die Analyse der Hauptergebnisse für die übrigen 177 Tiere. Zwischen der Verumgruppe, der Placebogruppe und der unbehandelten Kontrollgruppe lassen sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der erkrankungsunabhängigen Parameter ermitteln. Lediglich die Anzahl der bakteriologisch untersuchten Milchproben mit einem positiven Staph. – aureus- Befund ist in der unbehandelten Kontrollgruppe signifikant höher als in der Verum- und Placebogruppe. Weder zwischen der Verum- und Placebogruppe noch bei dem Vergleich der beiden Gruppen mit der Kontrollgruppe können signifikante Unterschiede bezüglich des Behandlungserfolges ausgemacht werden (p = 1,000; p = 0,585 und p = 0,597). Die klinische Heilungsrate nach sieben (p = 0,938) und 14 Tagen (p = 0,770) ist in allen drei Untersuchungsgruppen vergleichbar hoch. Die Behandlungsdauer ist in der unbehandelten Kontrollgruppe signifikant niedriger als in der Verum- und Placebogruppe (p<0,001). Insgesamt 60 % der Tiere der unbehandelten Kontrollgruppe erhalten während der Mastitis kein Medikament, während infolge des Behandlungsregimes allen Tieren der Verum- und Placebogruppe Studienhomöopathika verabreicht werden (p<0,001). Bezüglich der Behandlung mit nicht-antibiotischen Allopathika (p = 0,178) und Antibiotika (p = 0,081) existieren keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Erkrankungsdauer (p = 0,749), Auftreten von Folgemastitiden (p = 0,647), Zellzahl (p = 0,642) sowie Abgangshäufigkeit (p = 0,229) liegen in den Gruppen auf einem ähnlichen Niveau. Aufgrund der ähnlichen Ergebnisse der erkrankungsunabhängigen Parameter in allen drei Gruppen können die erkrankungsabhängigen Parameter zwischen den Gruppen verglichen werden. Aus den Ergebnissen der erkrankungsabhängigen Parameter lässt sich schließen, dass in der vorliegenden Untersuchung weder ein spezifischer Wirkstoffeffekt noch ein unspezifischer Behandlungseffekt nachweisbar ist. Die zufriedenstellenden Therapieerfolge erschweren jedoch die kategorische Ablehnung der Homöopathie. In einem großen modernen Milchviehbetrieb könnte die Homöopathie möglicherweise als Hilfsmittel eingesetzt werden, um Herdenmanagement und Tiergesundheit zu optimieren und die Verwendung allopathischer Medikamente zu reduzieren. Allerdings sollte eine homöopathische Behandlung stets nach Rücksprache mit dem Tierarzt, nur bei bestimmten Erkrankungen, unter Vereinbarung definierter Abbruchkriterien und ausschließlich durch geschultes Personal erfolgen. Weiterhin sollten Grundsubstanz und Verdünnung des eingesetzten Homöopathikums unbedenklich sein. Beim Einsatz homöopathischer Behandlungsregime sollte der Tierarzt eine entscheidende Rolle als fachlicher Berater einnehmen und auf die Umsetzung der Bedingungen zur homöopathischen Behandlung achten. Um den Nutzen einer homöopathischen Bestandsbehandlung umfassend beurteilen zu können, homöopathisch arbeitende Landwirte besser zu beraten und inadäquate Therapien zu vermeiden, bedarf es weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen sowie einer Verbesserung des veterinärmedizinischen Wissensstandes bezüglich homöopathischer Therapiemethoden.
Mastitis is a common disease in dairy production, significantly limiting farm profitability. Although efficacy and risks are controversially discussed, there is an increasing usage of homeopathic remedies over the last years. Clinical trials evaluating homeopathy have often been criticized for their inadequate scientific approach. The objective of this triple blinded, randomized, controlled trial was to assess the efficacy of homeopathic treatment in case of bovine clinical mastitis. The study was conducted on a conventionally managed dairy farm between June 2013 and May 2014. A total of 195 dairy cows with acute mastitis were randomly allocated to a placebo and a homeopathy group. Starting in March 2014, an untreated control group was introduced to better evaluate the placebo effect (n=15). The homeopathic preparation consisted of a combined nosode with Streptococcinum, Staphylococcinum, Pyrogenium and E. coli at potency 200C. It was administered to the cows in the homeopathy group at least once a day for on average five days. The cows in the placebo group were treated similarly but using a placebo preparation. Cows allocated to the untreated control group did not get a homeopathic remedy, but otherwise underwent identical conditions. If necessary, allopathic drugs were additionally used in all groups. Data concerning reproduction, calving ease, milk yield, clinical signs of mastitis, treatment, time to recovery, somatic cell count at first milk recording after mastitis, and culling were collected. Cows were observed up to 200 days after clinical recovery. Group differences were tested using Kaplan Meier survival analysis, ANOVA, t-test, Kruskal-Wallis test, Mann-Whitney-U test and Chi- square test. Base level data were compared between all 210 cows. Excluding drop-out cows, the analysis of the main results included 177 animals (verum n=70, placebo n=92, untreated control group n=15). Base level data did not differ among the treatment groups and the control group. Regarding time to recovery (p = 0,749), somatic cell count (p = 0,642), mastitis recurrence rate (p = 0,647) and culling rate (p = 0,229), no significant differences were observed. The rate of clinical cure showed neither seven days (p = 0,938) nor 14 days after enrollment (p = 0,770) differences among the groups. Duration of treatment is similar between the homeopathic and the placebo treatment, but significantly shorter in the control group (p<0,001). While 60 % of the control cows did not need a homeopathic or allopathic treatment, each cow of the placebo and verum group according to the treatment strategy were treated with homeopathic remedies (p<0,001). The results indicate that there is no specific or unspecific effect of homeopathic treatment compared to placebo treatment or compared to no homeopathic treatment. Otherwise, the high clinical cure rate and low somatic cell count indicate a successful therapy. On dairy farms, homeopathy could be used as a tool for improving herd management and animal welfare and reduce allopathic treatments. The veterinarian should be involved directly in the homeopathic treatment and take the role of a trusted discussion partner about herd health and animal welfare. Hence, he could relate to conventional and alternative therapies and take care of a correct use of homeopathy. Thus, homeopathic remedies should only be used by a qualified person after consulting with the veterinarian, solely to treat certain conditions with defined drop-out criteria, and only if the homeopathic remedies containing harmless ingredients and potencies. Further research is necessary to evaluate the efficacy of homeopathic treatment, to achieve a better communication between the veterinarian and the farmer, and to assure adequate treatment of dairy cows.