Einleitung Krebs ist eine altersabhängige Erkrankung. Ursächlich für die insgesamt ansteigende Inzidenz im höheren Lebensalter sind eine verlängerte Expositionsdauer mit oxidativen Stressfaktoren wie z.B. Strahlung, Giftstoffen und karzinogenen Stoffen sowie eine altersbedingte nachlassende Funktionsfähigkeit des Immunsystems. Patienten in verschiedenen Altersgruppen weisen relevante Unterschiede in Hinblick auf altersphysiologische Veränderungen und Komorbiditäten auf. Dies hat Einfluss auf das Gesamtüberleben, das krankheitsfreie Überleben und die Durchführung einer tumorspezifischen Therapie. Allerdings unklar, inwieweit Alter ein unabhängiger prognostischer Faktor ist und ob es generell altersspezifische Unterschiede in der Tumorbiologie gibt. Methodik Zunächst wurde während eines zweijährigen Forschungsaufenthaltes die Studiendatenbank der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC), welche qualitativ hochwertige Studien mit langer Nachbeobachtungszeit enthält, auf geeignete Studien für eine Auswertung gescreent. 7 Studien (4 Studien zum Mammakarzinom und 3 Studien zum kolorektalen Karzinom) wurden in die finale Analyse eingeschlossen. Anschließend erfolgte ein Pooling der Daten der jeweiligen Entität und eine Auswertung des Gesamtüberlebens (OS), des krankheitsfreien Überlebens (DFS), des lokoregional-rezidivfreien Überlebens (LRFS) sowie des fernmetastasenfreien Überlebens (DMFS) innerhalb verschiedener Altersgruppen. Weiterhin erfolgte eine Analyse in Hinblick auf Kofaktoren wie z.B. Tumorstadium oder Performance Status (PS). Um die Unabhängigkeit und Wertigkeit der Faktoren zu vergleichen wurde weiterhin eine multivariate Regressionsanalyse nach Cox durchgeführt. Ergebnisse Beim Mammakarzinom zeigte sich, dass die Gruppen der 40-49-Jjährigen, der 50-59-Jährigen und der 60-69-Jährigen ein ähnliches OS und DFS aufwiesen, wohingegen ein großer Unterschied zu der Gruppe der unter 40-Jährigen bestand. Das Risiko, ein Lokalrezidiv oder Fernmetastasen zu entwickeln, war in der jüngeren Patientengruppe deutlich erhöht (10-Jahres-DFS-Rate: Altersgruppe unter 30: 60%, Altersgruppe 30- 39: 74,2%, Altersgruppe 40-49: 80,5%, Altersgruppe 50-59: 82,7%, Altersgruppe 60-69: 82,7%, Altersgruppe ab 70: 86,3%). Beim kolorektalen Karzinom zeigte sich, dass die Altersgruppe ab 60 Jahre im Vergleich mit den jüngeren Altersgruppen ein signifikant schlechteres OS aufwies (10-Jahres-OS-Rate: Altersgruppe unter 40: 67%, Altersgruppe 40-49: 73,6%, Altersgruppe 50-59: 69,1%, Altersgruppe 60-69: 56,5%, Altersgruppe ab 70: 49,4%). Bezüglich des DFS zeigte sich beim kolorektalen Karzinom nur für das DMFS ein signifikanter Unterschied, wobei die Altersgruppe ab 70 seltener Fernmetastasen entwickelte als die Altersgruppe 60-69. Insgesamt zeigt die Analyse, dass der Faktor „Alter“ je nach Tumorentität ein positiv oder ein negativ prognostischer Faktor sein kann. Der Einfluss des Alters lässt sich v. a. beim Mammakarzinom zum Teil durch die unterschiedliche Tumorbiologie in den verschiedenen Altersgruppen erklären. Es ist zu vermuten, dass auch bei anderen Entitäten dieser Einfluss über eine altersabhängige unterschiedliche Tumorbiologie vermittelt wird.
Introduction Cancer is an age-related disease. Reasons for increasing incidence with old age are prolonged exposure to oxidative stress factors like radiation, toxic agents and carcinogens as well as a diminished immune system. Patients in different age cohorts have relevant differences with respect to age-related physiological transformations and comorbidities. This has an impact on overall survival (OS), disease-free survival (DFS) and anticancer therapy. However, it is not yet know whether age is an independent prognostic factor and to what extent general age-related differences in tumor biology exist. Methodology The clinical trial database of the European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC), which contains high quality data of clinical trials with long-term follow-up, was screened for this analyses during a 2-year research fellowship. 7 trials (4 trials for breast cancer (BC) and 3 trials for colorectal cancer (CRC)) were included in the final analysis. Data were pooled for the respective entity, and analysis for OS, DFS, locoregional recurrence-free survival (LRFS) and distant metastasis-free survival (DMFS) were conducted within different age cohorts. Furthermore, analyses for cofactors like e.g. tumor stage or performance status were performed. To investigate the independence and the role of these factors multivariate regression analysis after Cox was performed. Results For BC, the age cohorts of 40-49, 50-59 and 60-69 years showed similar OS and DFS, but there was a large difference compared to the cohort of patients younger than 40 years. The risk of developing local recurrence or distant metastases was increased for the younger cohort (10-year-DFS-rate < 30 years: 60%, 30-39 years: 74.2%, 40-49 years: 80.5%, 50-59 years: 82.7%, 60-69 years: 82.7%, > 70 years: 86.3%). In contrary , the cohort of patients the CRC group older than 59 years had a significantly worse OS compared to younger patients (10-year- OS-rate: < 40 years: 67%, 40-49 years: 73.6%, 50-59 years: 69.1%, 60-69 years: 56.5%, >70 years: 49.4%). With respect to DFS, the only difference seen was for DMFS, the cohort aged > 70 years did develop less often distant metastases than the cohort aged 60-69 years. Altogether, the analysis showed that, depending on tumour entity, age can be a positive or negative prognostic factor. The impact of age for BC can be partially explained by differences in tumour biology of different age cohorts. It could be hypothesised that this impact mediated by age-related differences in tumour biology might be present in other tumour entities as well.