Die Historie der EU-Türkei Beziehungen ist von stetig abwechselnden Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Unterschiedliche Erwartungshaltungen und Fehleinschätzungen beider Seiten zum weiteren Verlauf der Beziehungen haben im Ergebnis zu einer teilweise schwierigen Partnerschaft geführt. In diesem Zusammenhang hat auch der Prozess bis zur Anerkennung der Türkei als offizieller EU-Beitrittskandidat die EU-Türkei Beziehungen auf eine harte Probe gestellt hat. Dabei stellten die Entscheidung des Europäischen Rates von Luxemburg im Dezember 1997 sowie auf dem Gipfeltreffen von Helsinki Ende 1999 politische Wendepunkte und Meilensteine in der jüngsten Vergangenheit der europäisch-türkischen Beziehungen dar. Bei dem Ersteren entschied die EU, dass die Türkei die Kriterien zur Ernennung als offizieller Beitrittskandidat (noch) nicht erfüllt hatte. Es vergingen fast genau zwei Jahre bis der Europäische Rat auf ihrem Gipfeltreffen am 10. und 11. Dezember 1999 in Helsinki die Türkei als prädestiniert für eine Beitrittskandidatur erachtet und in den Kreis der Kandidaten aufgenommen hat. Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, die in den türkischen Zeitungen veröffentlichten Meinungen politischer Akteure im Zeitraum von Ende 1997 bis Ende 1999 zu erfassen und die daraus erkennbaren Ablehnungsgründe einer türkischen Beitrittskandidatur sowie die Kritik an der türkischen Politik mit den in der Türkei gegebenen Rahmenbedingungen abzugleichen. Die dadurch gewonnen Erkenntnisse über die Kritikpunkte und deren mögliche Übereinstimmung mit den in der Türkei vorzufindenden sozioökonomischen und politischen Rahmenbedingung lassen im Ergebnis Rückschlüsse auf die seitens der EU gefällten Entscheidungen auf den Gipfeltreffen in Luxemburg und Helsinki zu. In erster Linie werden in der Arbeit die in den veröffentlichten Meinungen innerhalb der politischen "Eiszeit" zwischen Ende 1997 und Ende 1999 in Bezug auf eine türkische Beitrittskandidatur und einen möglichen EU-Beitritt angesprochenen Hauptthemen erfasst, die darin enthaltene Kritik mit der sozioökonomischen und politischen Wirklichkeit in der Türkei verglichen, Pro- oder Contra-Haltungen zur türkischen Beitrittskandidatur und zum türkischen EU-Beitritt herausgearbeitet, der Einfluss der veröffentlichten Meinung auf das politische Handeln der Akteure sowie Entwicklungen und Veränderungen an den Rahmenbedingungen der Türkei untersucht. Letztendlich wird ein Ausblick auf die zukünftigen europäisch-türkischen Beziehungen und eine mögliche Vollmitgliedschaft der Türkei gegeben.
The history of EU-Turkey relations is marked of steadily alternating ups and downs. Different expectations and misinterpretations of both sides regarding the further course of the relations led to a partially difficult partnership. In this context the process of recognizing Turkey as an official EU candidate country also caused a hard challenge for EU-Turkey relations. In this regard decisions taken by the European Council at the Luxembourg Summit at the end of 1997 and the Helsinki Summit in December 1999 represented political turning points and milestones in recent years of European-Turkish relations. At the end of 1997 the EU decided that Turkey had not (yet) fulfilled the required criteria to be appointed as an official candidate country. Almost two years passed until the European Council s summit meeting on the 10th and 11th December 1999 in Helsinki during which the Council decided to give Turkey an official candidate status. The objective of this thesis is to put together opinions as well as statements of political actors which were published in Turkish newspapers in the period from the end of 1997 till the end of 1999 and to compare recognizable reasons put forward against a Turkish candidacy as well as identifiable criticism on Turkish politics with general existing conditions in Turkey. In the view of the foregoing, these consolidate findings about the congruence of the expressed identifiable criticisms and the existing socioeconomic and political conditions in Turkey allow drawing conclusions about the decisions taken by the European Council in Luxemburg and in Helsinki. The thesis is constructed along the following lines: First, opinions and statements of political actors published within the two-year so called political "ice time" concerning a Turkish candidacy and possible EU-membership of Turkey were recorded, after which, the contained criticisms therein were compared with the socioeconomic and political reality in Turkey, "pro" and "contra" attitudes of political actors regarding a Turkish candidacy and a possible membership of Turkey to the EU were elaborated and the influence of the published opinions on actions of political actors as well as on changes of regulations and general developments in Turkey were examined. Finally, perspectives for the future European-Turkish relations and a possible full membership of Turkey to the EU were discussed.