dc.contributor.author
Schneider, Saskia
dc.date.accessioned
2018-06-07T18:54:54Z
dc.date.available
2015-12-09T14:12:45.274Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5556
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9755
dc.description.abstract
Die durch die parasitäre Milbe Varroa destructor ausgelöste Varroose stellt
heute eines der größten Probleme in der Bienenzucht und –haltung dar. Um die
Anzahl der Parasiten im Bienenvolk unterhalb der Schadensschwelle zu halten
und eine Ausbreitung der Milben zu vermeiden, müssen die Völker vom Imker
gegen die Varroose behandelt werden. Oxalsäure als Wirkstoff stellt eine
wichtige Komponente dieser Behandlungen dar. In meiner Diplomarbeit konnte ich
bereits subletale Effekte der Säure auf die Bienen zeigen. Da das Medikament
in der Praxis durch Kombination von Oxalsäuredihydrat mit Zuckerwasser
angesetzt wird, kann eine orale Aufnahme der Lösung durch die Bienen nicht
ausgeschlossen werden. Diese kann zu einer erhöhten Mortalität durch die orale
Toxizität der Säure führen und somit die Effekte der Säure auslösen oder
verstärken. Um Bienen von den nicht auszuschließenden Nebenwirkungen beim
breiten Einsatz des Medikamentes zu schützen und Nachteile für die Völker
auszuschließen, war es das Ziel dieser Arbeit die subletalen Effekte der
klassischen Behandlung mit Oxalsäuredihydrat in Kombination mit Zuckerwasser
(OAS) aber auch in Kombination mit dem Zuckerersatzstoff Glycerin 45% (OAG)
auf das Volk und die Einzelbiene in einem möglichst weiten Spektrum zu
erfassen. Für alle Versuche, mit Ausnahme der Rückstanduntersuchungen am Volk,
wurden die Bienen individuell im Labor behandelt. Dabei erhielt jede Biene 5µl
OAS bzw. OAG auf die Unterseite des Abdomens aufgeträufelt (Oxalsäuredihydrat
Dosis:175µg/Biene). Die Kontrollen erhielten Glycerin 45% (G) oder
Zuckerwasser (K). In der Arbeit wurden möglichst verschiedene Parameter
untersucht: Für Veränderungen in Futteraufnahme wurden Honigblase, Mittel- und
Enddarm präpariert und auf einer Feinwaage gewogen (n=80) sowie die
Futteraufnahme pro Tier in Einzelfütterungen ermittelt (n=125). Die
Empfindlichkeit gegenüber Wasser und aufsteigende Zuckerkonzentrationen wurde
mit Hilfe der Proboscis Extension Reaction (PER) überprüft (n=100). Die
motorische Aktivität der Tiere wurde in einer vertikal aufgestellt, von oben
beleuchtet Box untersucht aufgenommen (n=40). In einem Schauvolk wurden
Verhalten und Lebensdauer unter volksähnlichen Bedingungen erfasst. Parallel
dazu wurde die Lebensdauer auch unter Laborbedingungen aufgenommen (n=100).
Die Aufnahme des Flugverhaltens erfolgte mit Radio Frequenz Identifikation,
mit der Daten über das Aus- und Heimflugverhalten der Bienen gesammelt wurden
(n=100). Neben den subletalen Effekten der Säure wurden auch ihre Rückstände
auf der Einzelbiene optisch unterm Binokular und quantitativ mit dem
Oxalsäure-Kit Enzytec™ erfasst (n=60). Durch Computertomographie erfolgten die
Visualisierung der Verteilung im Volk und Dichtemessungen an der Einzelbiene
(n≤600). Die Behandlung mit Oxalsäure verursachte für beide Formulierungen
subletale Effekte auf Apis mellifera. Diese äußerten sich in einer veränderten
Futteraufnahme, einem erhöhten Wasserbedarf, Veränderungen im Flugverhalten
und einer verkürzten Lebensdauer unter Labor- sowie volksnahen Bedingungen.
Auf die Motorik und phototaktische Aktivität der Biene hatte die Behandlung
keinen Einfluss. Bei den Beobachtungen im Schauvolk konnten Veränderungen im
Stockverhalten, wie sie in der Diplomarbeit für OAS beobachtet wurden, für die
Formulierung Oxalsäure in Glycerin 45% nicht nachgewiesen werden. Die erhöhte
Sensibilität auf Wasser 24h nach Behandlung (p≤0,004; Mc Nemar’s Test) lässt
eine Übersäuerung der Bienen vermuten, die sie durch vermehrte Wasseraufnahme
versuchen auszugleichen und spiegelte sich in der gesteigerten Aufnahme von
Zuckerwasser in den Einzelfütterungen (Versuch: Veränderungen in der
Futteraufnahme) wieder (p≤0,005, H≥20, DF=3, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on
Ranks). Die Aufnahme festerer Nahrung, wie Futterteig war dagegen zum Teil
verringert (p≤0,001, H≥72,609, DF=3, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on Ranks).
Die Veränderungen im Flugverhalten zeigten sich in einer verringerten
Ausflugsrate sieben Tage nach Behandlung (p≤0,03, t≥2,83, paired t-test) und
einem verringerten Anteil an Flugbienen (p≤0,043, z≥2,024, z-test). Zusammen
mit der verkürzten Lebensdauer im Labor (p≤0,001, Statistik-Wert=355,577,
DF=3, Kaplan-Meier Survival Analysis Gehan-Breslow) und Schauvolk (p≤0,003,
Statistik-Wert=11,852, DF=2, Kaplan-Meier Survival Analysis Gehan-Breslow)
weisen die Ergebnisse auf eine allgemeine Beeinträchtigung der Tiere nach der
Behandlung hin, die unterschiedlich ausgeprägt sein kann und sich nicht in
allen Versuchsdurchgängen manifestierte. Der genaue Wirkmechanismus der
Oxalsäure auf die Biene ist nicht bekannt. Da die gefundenen Effekte auch bei
der Kombination mit Glycerin auftreten, ist nicht davon auszugehen, dass sie
über eine Ingestion durch Auflecken der Säure durch die Biene verursacht
werden, da Bienen Glycerin nicht freiwillig aufnehmen. Somit unterstützen die
Ergebnisse die Vermutungen von Nozal, dass die Säure durch die Kutikula
dringt. Dies würde auch die erhöhte Mortalität der Jungbienen (p≤0,033,
z≥2,131, z-Test), die durch ihre nach weichere Kutikula empfindlicher reagiert
haben könnten, erklären. Neben diesen Effekten wurde ein verstärktes Putzen
nach Applikation beider Formulierungen beobachtet (p≤0,009, H≥13,398, DF=4,
Kruskal-Wallis One Way ANOVA on Ranks), welches bei Bienen, die mit Oxalsäure
in Zuckerwasser behandelt waren, länger anhielt. Während sich Oxalsäure in
Glycerin schnell und gleichmäßig auf dem Körper der Bienen verteilt und nicht
auftrocknet, bildet die Oxalsäure in Zuckerwasser beim Auftrocknen Kristalle
und ein Grund dafür sein können, dass das Putzen der Bienen der OAS Gruppe
länger anhielt Im Computertomographen zeigte die Visualisierung der Verteilung
beider Formulierungen eine erhöhte Dichte der Einzelbienen bis zu zwei Wochen
nach Behandlung (p≤0,001, H≥195,198, DF=3, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on
Ranks), die im OAG Volk über die Zeit nicht abnimmt und auf ein Vorhandensein
der Säure im Volk hinweist. Ergänzend dazu waren Rückstände der Oxalsäure bis
zu zwei Wochen auf den Bienen im Volk und bis zu fünf Wochen auf dem Material
mit den Enzym-Kits nachweisbar. Das bedeutet, dass Bienen auch lange nach der
Behandlung noch mit der Wirksubstanz in Kontakt kommen können. Da Oxalsäure
als Winterbehandlung im November/Dezember eingesetzt wird, sind vor allem die
langlebigen Winterbienen betroffen, deren Überleben ausschlaggebend für den
erfolgreichen Start des Volkes ins Frühjahr ist. Eine verkürzte Lebensdauer
konnte auch unter volksnahen Bedingungen wie bei den Beobachtungsversuchen und
der Untersuchung des Flugverhaltens festgestellt werden. Es ist denkbar, dass
dieser Effekt der Behandlung auf vitalen Bienen im Volk schwächer ausfällt, da
es in der Lage ist Effekte bis zu einem gewissen Grad abzupuffern. Die in
dieser Arbeit belegten subletalen Effekte der Oxalsäure auf Apis mellifera
können die Gesundheit des Bienenvolkes beeinträchtigen, da eine Schädigung des
Individuums auch immer Auswirkungen auf die Gruppe hat. Diese Nebenwirkungen
stehen der akarizide Wirksamkeit der Oxalsäureapplikation am Volk gegenüber.
Die Vorteile der Effektivität von Oxalsäure gegen die Milbe überwiegen die
Nachteile. Alternativ einzusetzende Präparate weisen gegenüber Oxalsäure
erhebliche Nachteile auf. Die Erkenntnisse dieser Arbeit helfen, die
Auswirkungen der Behandlung auf die Völker besser einschätzen zu können und
bilden den Ausgangspunkt für eine Optimierung des Tierarzneimittels. Ohne eine
Behandlung der Bienenvölker gegen den Parasiten Varroa destructor ist die
Erhaltung von Apis mellifera nicht möglich.
de
dc.description.abstract
The parasitic disease Varroosis in colonies of Apis mellifera caused by the
mite Varroa destructor is one of the biggest problems in beekeeping. In order
to keep the number of mites below the injury level and avoid spreading
throughout the hive, beekeepers have to treat their colonies against Varroosis
on a regular basis. Oxalic acid represents one of the main active components
in medical treatments. By the use of sugar water as carrier substance it
cannot be excluded that the bees ingest the syrup and the acaricide. This can
lead to bee mortality, because of the oral toxicity of oxalic acid, and could
increase possible effects of the acid. The purpose of this study was to
determine the sublethal effects of the conventional treatment with oxalic acid
dehydrate in sugar water (OAS) and also in combination with the sugar
substitute glycerol 45% (OAG) on a colony level and the individual bee in a
wide range. For all experiments, excluding the residue detections in the
colonies, bees were treated individually in the laboratory with 5µl of OAS and
OAG, respectively, ventral on the abdomen (dosage of oxalic acid dehydrate:
175µg/bee). Controls received glycerol 45% (G) or sugar water (S). In this
work many different parameters were investigated: to find changes in the
feeding behavior the crop, midgut and rectum were weighted (n=80) and the
individual food uptake was determined (n=125). The bees’ sensitivity to water
and ascending concentrations of sucrose solution (ACSS) was tested using the
proboscis extension response (n=100). Motoric activity was investigated in an
open-field-like apparatus, standing vertically and illuminated from above
(n=40). In an observation hive the behavior and longevity of treated bees
under field-like conditions was recorded. In addition, longevity was also
investigated under laboratory conditions (n=100). The flight behavior (uptake
and home coming) was examined using radio frequency identification (n=100). In
addition to the investigation of sublethal effects, residues of oxalic acid on
individual bees and hive material were determined optically under a binocular
and quantitatively using enzymatic reaction (n=60). With computed tomography
the distribution of oxalic acid was visualized and the density of bees was
measured (n≤600). The treatment with oxalic acid in both formulations caused
sublethal effects on Apis mellifera. These could be demonstrated in changed
feeding behavior, an increased sensitivity to water, changes in flight
behavior and decreased longevity. On motoric activity and phototactic behavior
the treatment seemed to have no effect. Effects on the in-hive behavior, could
not be detected for the formulation oxalic acid in glycerol. The increased
sensitivity on water 24h after treatment (p≤0.004; Mc Nemar’s Test) indicates
an acidosis of the bees, which they compensated with an increased uptake of
water. This could also explain the increased uptake of sugar water in the
individual feedings (p≤0.005, H≥20, DF=3, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on
Ranks). In contrast, the feeding on solid food, like sugar dough, was
decreased (p≤0.001, H≥72.609, DF=3, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on Ranks).
The changes in flight behavior appeared in a decreased flight-rate seven days
after treatment (p≤0.03, t≥2.83, paired t-test) and a decreased proportion of
bees showing flight activity (p≤0.043, z≥2.024, z-test). Along with the
decreased longevity in the laboratory (p≤0.001, statistics=355.577, DF=3,
Kaplan-Meier Survival Analysis Gehan-Breslow) and observation hive (p≤0.003,
statistics=11.852, DF=2, Kaplan-Meier Survival Analysis Gehan-Breslow), these
results indicate a general impairment of the bees after treatment, which can
vary in its’ extend and could not be detected in all trials. The exact mode of
action of the oxalic acid on the bee is yet unproven. However, it seems
improbable that the effects are caused through an oral uptake by the bees,
since impairments could also be found for the combination with glycerol. This
would support Nozal’s assumption that oxalic acid penetrates the cuticle of
bees and could be an explanation for the increased mortality of young bees in
this study (p≤0.033, z≥2.131, z-Test), which are more sensitive to a treatment
due to their softer cuticle. Beside these effects an increased grooming
behavior after application was observed for both formulations (p≤0.009,
H≥13.398, DF=4, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on Ranks) which lasted longer in
the OAS group. Oxalic acid in glycerol formed a wet film around the abdomen
and distributed evenly. In contrast, the formulation with sugar water formed
crystals when drying which could be found on the bees’ body surface and could
have provoked the prolonged selfgrooming of the OAS bees. The visualization of
oxalic acid distribution with computed tomography showed an increased density
of the individual bee up to 14 days after treatment with OAS and OAG resp.
(p≤0.001, H≥195.198, DF=3, Kruskal-Wallis One Way ANOVA on Ranks) indicating
the presence of oxalic acid at least up to this point. In addition, residues
of oxalic acid could be detected up to two weeks on the individual bee and up
to five weeks on hive material using enzymatic reaction. This implies possible
exposure of bees to oxalic acid in the hive even long after a treatment.
Oxalic acid is used in November/December and affects primarily long living
winter bees which are essential for overwinter survival and a successful
colony development in spring. In this study a reduced longevity could also be
observed under field-like conditions, in the observation hive and the
examination of flight behavior. However, it is possible, that the extent of
this effect is weakened on vital bees treated in the hive due to the
capability of the colony to buffer negative effects to a certain level. The
sublethal effects of oxalic acid on Apis mellifera demonstrated in this study
can impair the health of the bee colony since an affection of the individual
will always have an effect on the whole group. These adverse effects are in
contrast with the high efficacy of the oxalic acid application in the hive.
The benefits of the treatment clearly predominate the drawbacks. Alternative
compounds have considerable disadvantages compared to oxalic acid. The
findings of this study can help to estimate the effects of the treatment on
the colony and to initiate an improvement of this vetenary drug. Without a
colony treatment against the parasite Varroa destructor the conservation and
survival of Apis mellifera is not possible.
en
dc.format.extent
337 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Apis mellifera
dc.subject
sublethal effects
dc.subject.ddc
500 Naturwissenschaften und Mathematik::570 Biowissenschaften; Biologie
dc.title
Subletale Wirkungen von Oxalsäure in Kombination mit Zuckerwasser oder
Glycerin auf Apis mellifera: Untersuchung der Toxizität, der Pharmakodynamik,
des Verhaltens und der Lebensdauer, sowie der Rückstände auf Bienen und
Beutenmaterial
dc.contributor.contact
Saskia.Schneider@fu-berlin.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Hans-Joachim Pflüger
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Dr. h.c. Randolf Menzel
dc.date.accepted
2015-10-15
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000100843-4
dc.title.translated
Sublethal effects of oxalic acid in combination with sugarwater or glycerin on
Apis mellifera: investigation of toxicity, pharmacodynamics, behaviour,
longevity and residues on bees and hive material
en
refubium.affiliation
Biologie, Chemie, Pharmazie
de
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FUDISS_thesis_000000100843
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