dc.description.abstract
Health behaviors such as physical exercise and a healthy diet are essential
for the primary and secondary prevention of chronic diseases. Common theories
use social-cognitive variables to predict the adoption and maintenance of
health behaviors, particularly self-regulatory strategies. One factor,
however, that might further explain why some individuals fail to engage in
health behaviors is a person’s affective state, e.g., the experience of
depressive symptoms. The incident of depressive symptoms is increasing across
the globe and these symptoms might interfere with central determinants of the
engagement in health behaviors. So far research has given little attention to
the role of depressive symptoms in the process of health behavior change. This
thesis aims to close this gap. This dissertation investigates whether poor
health behaviors are associated with depressive symptoms. Because it is well
known that exercise improves both mental and physical health, an emphasis is
placed on the adoption and maintenance of physical exercise. Given the central
role of social-cognitive variables for engagement in exercise, it is examined
how depressive symptoms conflict with these psychological determinants.
Finally, the question is raised whether a self-regulatory intervention can
promote exercise in individuals with and without depressive symptoms. Results
from this dissertation provide evidence that depressive symptoms are
associated with frequent alcohol consumption, facets of unhealthy dieting, as
well as with poor levels of exercise. Moreover, findings reveal that
depressive symptoms interfere with the psychological mechanisms of exercise
engagement: Less positive outcome expectancies regarding exercise and a lack
of positive exercise experience seem to partly explain why individuals with
depressive symptoms are less likely to perform the behavior. Further,
depressive symptoms were found to hamper the use of self-regulatory
strategies. Results also suggest that individuals with depressive symptoms do
not benefit from a common exercise self-regulation intervention in the same
way that individuals without depressive symptoms do. From a theoretical point
of view, this thesis shows that, in addition to social-cognitive variables, a
person’s negative affective state predicts processes of health behavior
change. Practically, findings indicate that depressive symptoms should be
recognized within primary and secondary care settings, and that unhealthy
habits need to be addressed in this target group specifically. Health behavior
interventions might benefit from paying attention to particular needs of
individuals with depressive symptoms, e.g., by considering their fewer self-
regulatory resources.
de
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Die Krankheitslast in industrialisierten Ländern des 21. Jahrhundert ist
gekennzeichnet durch nicht übertragbare, chronische Krankheiten, wie Herz-
Kreislauf- und Muskelskeletterkrankungen (Vavken & Dorotka, 2011;
Weltgesundheitsorganisation; WHO, 2008). Wissenschaftliche Studien zeigen,
dass ein gesunder Lebensstil einen entscheidenden Einflussfaktor für die
Entwicklung und den Verlauf dieser Krankheiten darstellt (Fisher et al.,
2011). Sich gesund zu verhalten, wie z.B. regelmäßig körperlich aktiv zu sein
und sich gesund zu ernähren, ist für die meisten Menschen jedoch eine
schwierige Aufgabe. Im Fokus der Wissenschaft steht daher seit einiger Zeit
die Frage, was Menschen dazu bringt gesund zu leben bzw. was sie davon abhält
und wie ein gesunder Lebensstil gefördert werden kann. Die Disziplin der
Gesundheitspsychologie untersucht psychologische Determinanten, die eine
Aufnahme und Aufrechterhaltung von Gesundheitsverhaltensweisen erklären und
fördern können. Bisherige Theorien und empirische Studien haben vor allem
herausgestellt, dass sozial-kognitive Determinanten relevant dafür sind, ob
Menschen gesundheitlich aktiv sind (Armitage & Conner, 2000). Wichtige sozial-
kognitive Determinanten sind zum Beispiel Ergebniserwartungen in Bezug auf ein
konkretes Gesundheitsverhalten (Bandura, 1997; Schwarzer, 2008), die Intention
das Verhalten auszuführen, wie auch selbstregulative Strategien, um eine
Absicht in Verhalten umzusetzen (Schwarzer, 2008). Letztlich haben auch
Erfahrungen mit dem Gesundheitsverhalten einen Einfluss darauf, ob Menschen
regelmäßig aktiv werden (Fuchs, Göhner & Seelig, 2011; Rothman, 2000). Da
neueste Erkenntnisse aus der Forschung vor allem die Wichtigkeit von
selbstregulativen Prozessen, wie Handlungsplanung und Handlungskontrolle für
die Ausübung von Gesundheitsverhalten in den Vordergrund stellt (Hagger,
2010), zielen Interventionen häufig auf die Förderung von selbstregulativen
Fähigkeiten ab (z.B. Knittle, Maes & de Gucht, 2010). Zusätzlich zu den
chronischen körperlichen Erkrankungen wird weltweit eine rasante Zunahme von
depressiven Symptomen verzeichnet (WHO, 2012). Der Anstieg von depressiven
Symptomen ist in zweierlei Hinsicht besorgniserregend: Menschen mit
depressiven Symptomen leiden nicht nur unter schwerwiegenden psychischen
Belastungen, sondern auch ihr körperlicher Gesundheitszustand verschlechter
sich oft (Moussavi, Chatterji, Verdes, Tandon, Patel & Ustun, 2007).
Insbesondere wurden depressive Symptome mit der Prävalenz, der Entwicklung und
dem Verlauf von chronischen Krankheiten in Zusammenhang gebracht (Katon,
2011). Auf der einen Seite können chronische Krankheiten depressive Symptome
durch biologische Veränderungen und die psychologische Krankheitsbelastung
evozieren. Die Prävalenz von depressiven Symptomen ist daher bei chronisch
Kranken höher als in der Allgemeinbevölkerung (Katon, 2011). Auf der anderen
Seite begünstigen depressive Symptome den negativen Verlauf von chronischen
Krankheiten. Es wird angenommen, dass ungesunde Verhaltensweisen, wie zum
Beispiel mangelnde körperliche Aktivität oder häufiger Alkoholkonsum,
maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass sich der physische Zustand von
Personen mit depressiven Symptomen verschlechtert (Katon, 2011). Bisherige
Forschung hat allerdings wenig Augenmerk darauf gerichtet, welche besonderen
Schwierigkeiten Menschen mit depressiven Symptomen haben, gesundheitlich aktiv
zu werden. Folgende Forschungsfragen stehen daher im Fokus dieser Arbeit: Vor
dem Hintergrund, dass depressive Symptome mit der Entwicklung von chronischen
Krankheiten in Zusammenhang stehen, wird zunächst untersucht, ob depressive
Symptome mit einem ungesunden Lebensstil in der normalen Bevölkerung
einhergehen (1). Weil depressive Symptome zudem mit einem schlechten Verlauf
von chronischen Krankheiten assoziiert sind, wird in einem zweiten Teil dieser
Arbeit der Zusammenhang von einem gesunden Lebensstil und depressiven
Symptomen bei medizinischen Rehabilitationspatienten in den Vordergrund
gestellt (2). Konkreter wird der Frage nachgegangen, wie depressive Symptome
sozial-kognitive Determinanten, die für die Ausübung von Gesundheitsverhalten
entscheidend sind, beinträchtigen und mit ihnen interagieren (2a). Schließlich
ist es notwendig zu untersuchen, ob Interventionen Gesundheitsverhalten bei
Personen mit depressiven Symptomen fördern können (2b). Die Forschungsfragen
dieser Arbeit werden in unterschiedlichen Stichproben und im korrelativen wie
auch experimentellen Rahmen untersucht. Im ersten Teil dieser Arbeit werden
Zusammenhänge zwischen depressiven Symptomen und verschiedenem
Gesundheitsverhalten in einer besonderen Bevölkerungsstichprobe, der
multiethnischen Population von Hawaii (USA), untersucht. Im zweiten Teil
dieser Arbeit wird der gesunde Lebensstil von orthopädischen und
kardiologischen Rehabilitationspatienten ergründet. Vor dem Hintergrund, dass
körperliche Aktivität positive Effekte auf die körperliche und psychische
Gesundheit hat (Fisher et al., 2011; Conn, 2010), wird der Fokus der Arbeit
auf dieses Gesundheitsverhalten gesetzt. Es wird untersucht, welche Rolle
Handlungsergebniserwartungen und Erfahrungen mit körperlicher Aktivität wie
auch selbstregulative Strategien dabei spielen, dass Personen mit depressiven
Symptomen Probleme haben, regelmäßige körperliche Aktivität auszuüben.
Abschließend wird evaluiert, ob die Effektivität einer Intervention zur
Förderung von körperlicher Aktivität durch depressive Symptome bei Teilnehmern
beeinträchtigt wird. Die einzelnen Kapitel dieser Dissertation können wie
folgt zusammengefasst werden: Im Kapitel 1 wird der theoretische Hintergrund
der Dissertation dargestellt und Forschungsfragen und Hypothesen aus Theorien
und bisherigen empirischen Untersuchungen hergeleitet. In den Kapiteln 2-5
werden die vier empirischen Studien dieser Arbeit wiedergegeben. Die
empirische Untersuchung in Kapitel 2 prüft, ob depressive Symptome mit
häufigem Alkoholkonsum, Rauchen, körperlicher Aktivität und dem Ernährungsstil
(Fast Food und Soft Drink Konsum, Fettkonsum wie auch Obst- und Gemüsekonsum),
Stress und dem subjektiven Gesundheitszustand in einer allgemeinen
Bevölkerungsstichprobe zusammenhängen. Die Ergebnisse dieser
Querschnittsstudie zeigen, dass Personen mit mehr depressiven Symptomen
häufiger Alkohol trinken wie auch mehr Fast Food und fettiges Essen zu sich
nehmen als Personen mit weniger depressiven Symptomen. Zusätzlich wird
deutlich, dass erhöhter Stress und ein schlechter subjektiver
Gesundheitszustand mit depressiven Symptomen einhergehen. Diese Studie
dokumentiert also, dass depressive Symptome mit einem ungesunden Lebensstil in
der Bevölkerung einhergehen und somit die Entwicklung von chronischen
Krankheiten begünstigen können. In Kapitel 3 wird der Frage nachgegangen, ob
depressive Symptome bei medizinischen Rehabilitationspatienten dazu führen,
dass sie sechs Wochen nach der Rehabilitation weniger körperliche Aktivität
ausüben und welche Bedeutung in diesem Zusammenhang positive
Handlungsergebniserwartungen und positive Erfahrungen mit körperlicher
Aktivität haben. Die Befunde dieser Längsschnittuntersuchung zeigen, dass
Patienten mit stärkeren depressiven Symptomen nach der Rehabilitation weniger
körperlich aktiv sind, geringere positive Handlungsergebniserwartungen im
Bezug auf körperliche Aktivität haben und weniger positive Erfahrungen mit
körperlicher Aktivität berichten als Personen mit weniger depressiven
Symptomen. Eine multiple Mediationsanalyse verdeutlicht, dass depressive
Symptome über einen sequenziellen Pfad von weniger positiven Erwartungen über
weniger positive Erfahrungen zu geringerer körperlicher Aktivität führen. Das
bedeutet, dass weniger positive Erwartungen weniger positive Erfahrungen
fördern und diese mit weniger Verhalten einhergehen. Negative Denkmuster bei
Personen mit depressiven Symptomen scheinen somit ungünstig auf sozial-
kognitive Determinanten der Gesundheitsverhaltensausübung zu wirken. Kapitel 4
widmet sich der Frage, ob depressive Symptome mit selbstregulativen Prozessen,
die zentral für die Ausübung von Gesundheitsverhalten sind, interferieren. Im
Detail wird in einer Längsschnittstudie untersucht, ob depressive Symptome den
Prozess hemmen, dass eine Intention zur Ausübung von körperlicher Aktivität
über Handlungskontrolle in Verhalten umgesetzt wird. Eine moderierte
Mediationsanalyse zeigt, dass Personen mit weniger depressiven Symptomen ihre
Intention zur Ausübung von körperlicher Aktivität nach der Rehabilitation mit
Hilfe von Handlungskontrolle in Verhalten umsetzen. Personen mit mehr
depressiven Symptomen gelingt dies jedoch nicht. Durch diese Ergebnisse wird
deutlich, dass das Erleben von depressiven Symptomen essentielle
selbstregulative Prozesse zur Ausübung von Gesundheitsverhalten behindert. In
Kapitel 5 wird schließlich der Frage nachgegangen, ob eine gewöhnliche
computergestützte Intervention zur Förderung von selbstregulativen Kompetenzen
die körperliche Aktivität von Rehabilitationspatienten mit und ohne depressive
Symptome gleichermaßen fördern kann. In der Intervention werden Teilnehmer
dazu angeleitet, erstens detaillierte Handlungspläne für die Zeit nach der
Rehabilitation zu erstellen und zweitens ihre Handlungskontrolle durch die
Anwendung von Bewegungstagebüchern zu erhöhen. Die Evaluation des
Interventionseffektes sechs Wochen nach der Rehabilitation zeigt, dass
Teilnehmer ohne depressive Symptome ihr Verhalten durch die
Selbstregulationsintervention steigern. Teilnehmer mit depressiven Symptomen
in der Interventionsgruppe hingegen verringern ihre körperliche Aktivität.
Eine gewöhnliche Intervention scheint somit nicht ausreichend zu sein, um die
körperliche Aktivität von Personen mit depressiven Symptomen effektiv zu
fördern. In Kapitel 6 werden die vier empirischen Studien zusammenfassend
diskutiert, Limitationen der Studien aufgeführt und Implikationen für
zukünftige Forschung und die Praxis erörtert. Die empirischen Befunde dieser
Dissertation untermauern, dass depressive Symptome in der allgemeinen
Bevölkerung, als auch bei Personen mit chronischen Krankheiten mit schlechtem
Gesundheitsverhalten einhergehen. Des Weiteren wird gezeigt, dass depressive
Symptome mit zentralen Prozessen der Gesundheitsverhaltensänderung
interferieren und Personen mit depressiven Symptomen nicht von einer
gewöhnlichen Gesundheitsverhaltensintervention profitieren. Insgesamt
unterstreicht diese Arbeit daher, dass depressive Symptome ein Risiko bergen,
ungesund zu leben. Vor dem Hintergrund, dass depressive Symptome rasant
ansteigen (WHO, 2012), ist es wichtig, dass zukünftige Forschung und Praxis
die Befunde dieser Arbeit aufgreifen und weiter vertiefen. Aus den Ergebnissen
dieser Arbeit können folgende Implikationen abgeleitet werden: Aus
theoretischer Perspektive wird deutlich, dass ein negativer affektiver Zustand
zusätzlich zu sozial-kognitiven Variablen erklären kann, warum es Personen
nicht gelingt gesundheitlich aktiv zu werden. Gesundheitspsychologische
Theorien sollten daher den Einfluss von negativem Affekt stärker
berücksichtigen (Kleinert, Golenia & Lobinger, 2007). Weiterhin wird aus den
Befunden dieser Dissertation deutlich, dass spezielle Programme zur Förderung
von Gesundheitsverhalten für Personen mit depressiven Symptomen entwickelt
werden müssen. Die Ergebnisse dieser Arbeit legen nahe, dass maßgeschneiderte
Interventionen (Kreuter, Strecher & Glassman, 1999; Vickers, Nies, Patten,
Dierkhising & Smith, 2006), welche die Schwierigkeiten von Personen mit
depressiven Symptomen (z.B. geringe selbstregulative Kapazitäten und wenig
positive Erfahrungen mit körperlicher Aktivität) im besonderen Maße
berücksichtigen, konzeptioniert und auf ihre Effektivität hin evaluiert werden
sollten. Um den Einfluss von depressiven Symptomen auf sozial-kognitive
Determinanten für die Ausübung von Gesundheitsverhalten zu verringern, sollte
auch geprüft werden, ob Programme effektiver sind, wenn sie zusätzliche
Interventionskomponenten anbieten, die auf die Reduzierung von depressiven
Symptomen abzielen (Hollon, Stewart & Strunk, 2006). Besonders bei Personen
mit chronischen Krankheiten und komorbiden depressiven Symptomen kann ein
integriertes Management von depressiven Symptomen und der chronischen
Krankheit sinnvoll sein (Detweiler-Bedell, Friedman, Leventhal, Miller &
Leventhal, 2008). Die Effektivität von maßgeschneiderten Programmen und
integrierten Ansätzen gilt es in der Zukunft systematisch zu untersuchen. Nur
durch die Entwicklung von effektiven Interventionen können Personen mit
depressiven Symptomen nachhaltig unterstützt werden einen gesunden Lebensstil
aufzubauen.
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