dc.contributor.author
Jessen, Arne
dc.date.accessioned
2018-06-07T18:48:53Z
dc.date.available
2011-05-18T08:49:24.986Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5442
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9641
dc.description.abstract
Ziel dieser Arbeit war die Optimierung von Konzepten zum effizienten Einsatz
anionischer Salze mit sicherer prophylaktischer Wirkung bei Minimierung der
Nebenwirkungen. Zu diesem Zweck wurde eine Beobachtungsstudie auf einem
kommerziellen Milchviehbetrieb (1700 Holstein-Frisian-Milchkühe,
Jahresdurchschnittsleistung ca. 11.000 kg Milch, 3,83 % Fett und 3,33 %
Eiweiß) durchgeführt. Um die Effekte der Fütterung anionischer Salze auf die
Fütterung, den Metabolismus und den Gesundheitsstatus der Kühe zu analysieren,
wurde die Anionenration mit einer kalziumreduzierten Vorbereitungsfütterung
verglichen. Der Einsatz der anionischen Salze wurde über ein ¾ Jahr mittels
eines Probenplans begleitet (Ziel: DCAB um 0 mEq/kg TS, Kalziumgehalt 9-14
g/kg TS). Danach stellte der Betrieb die Fütterung von der Anionenration auf
eine kalziumreduzierte Vorbereitungsfütterung um (Ziel: DCAB zwischen +100
mEq/kg TS und +200 mEq/kg TS, Kalziumgehalt 4-6 g/kg TS). Zur Kontrolle der
Wirkung der jeweiligen Vorbereiterration auf den Kalziumstoffwechsel der Kühe
wurden Blutproben von den gekalbten Tieren (n=705 mit Fütterung anionischer
Salze und n=168 mit kalziumreduzierter Diät) und Harnproben (n=445 mit
Fütterung anionischer Salze und n=135 mit kalziumreduzierter Diät) von den
Tieren aus der Vorbereitungsfütterung genommen. Zusätzlich wurde in
regelmäßigen Abständen Futterproben (n=13 mit Fütterung anionischer Salze und
n=6 mit kalziumreduzierter Diät) der Vorbereiterration untersucht. Der
Kaliumgehalt der Futterration war in der vorliegenden Untersuchung der
bestimmende Faktor der DCAB (sr2 = 0,23; p < 0,05) und damit hauptsächlich für
die Effekte auf den Säure-Basen-Haushalt der Kühe verantwortlich. Zur
Berechnung der DCAB sollte die schon hauptsächlich in der Praxis genutzte
Formel nach ENDER (1971) Verwendung finden, da sie sich international
durchgesetzt hat und sich die Referenzwerte für den Einsatz einer
Anionenration überwiegend auf sie beziehen. Der erfolgreiche Einsatz einer
Anionenration führte in der vorliegenden Untersuchung zu signifikant höheren
mittleren Serumkalziumkonzentrationen im Vergleich zur kalziumreduzierten Diät
(1,93 mmol/l vs. 1,83 mmol/l) um die Kalbung. Durch die Nutzung des
Anionenkonzeptes kam es im Vergleich zur kalziumreduzierten
Vorbereitungsfütterung zu positiven Effekten auf die Tiergesundheit in Form
von niedrigeren Erkrankungsinzidenzen. Besonders deutlich wurde dies anhand
der Gebärpareseinzidenz. So führte die Verwendung der anionischen Salze zu
einer signifikant geringeren Gebärpareseinzidenz (6,3% vs. 10,2%). Der große
Anteil hypokalzämischer Tiere um die Abkalbung (ungefähr 50% der pluriparen
Kühe und 20% der Jungkühe), der sich mit der internationalen Literatur deckt,
macht deutlich, dass jeder Milchviehbetrieb ein strategisches und
systematisches Prophylaxekonzept zur Verminderung der klinischen und
subklinischen Hypokalzämie benötigt. Er stellt aber auch in Frage, ob der
derzeit gültige Grenzwert der Serumkalziumkonzentration von 2,0 mmol/l zur
Beurteilung der Kalziumhomöostase im unmittelbaren peripartalen Zeitraum
geeignet ist. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit stehen im Einklang mit
dem aktuellen Stand der Wissenschaft zur physiologischen Wirkung der
anionischen Salze. Dieses Wissen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche
und zugleich sichere Anwendung der Anionenration zur Prophylaxe des für die
Tiergesundheit wichtigen Komplexes der Hypokalzämie. Die Ansäuerung mit
Verschiebung der pH- und NSBA-Werte in den sauren Bereich (pH < 7,8; NSBA <
+50 mmol/l) ist auf den Einsatz der anionischen Salze zurückzuführen. Die
erhöhte Kalziumkonzentration im Harn (7 bis 15 mmol/l) zeigt die gewünschte
Wirkung der anionischen Salze an. Der Rationswechsel mit dem Absetzen der
anionischen Salze hebt diese Ansäuerung auf und führt zu einem sprunghaften
Anstieg der pH- und NSBA-Werte (pH > 7,8; NSBA > +100 mmol/l) bei
gleichzeitigem Absinken der Harnkalziumwerte (< 3,0 mmol/l). Über die
Bestimmung des Harn-pH, der NSBA und der Harnkalziumkonzentration ist der
erreichte Ansäuerungsgrad im Zusammenhang mit den Effekten auf die
Kalziummobilisation und zugleich die Bioverfügbarkeit von Kalzium aus dem
Futter als laufende Maßnahme in der Herdenüberwachung zu kontrollieren. Die
ansäuernden Effekte der anionischen Salze sind dabei am Tier selbst mit Hilfe
der Harnparameter (Harn-pH, NSBA, Harnkalziumkonzentration) einzustellen. Eine
Kontrolle der Anionenration ist durch Einzel- und Poolproben möglich. Die
Streuung der Werte der Futteranalysen und Harnparameter zeigen, dass der
Einsatz einer Anionenration eine routinemäßige begleitende Überwachung
erfordert. Aufgrund der individuellen Streuung der Einzelwerte im Zielbereich
der Ansäuerung (DCAB um 0 mEq/kg TS) ist die Schaffung differenzierter
Referenzbereiche mit sicherer ansäuernder Wirkung für die Bewertung der Pool-
und der Einzelproben notwendig. Aus den eigenen Ergebnissen lassen sich für
die Pool- (pH: 7,0 bis 7,7; NSBA: 0 mmol/l bis +30 mmol/l) und Einzelproben
(pH: 6,2 bis 7,8; NSBA: -50 mmol/l bis +50 mmol/l) Referenzwerte ableiten, die
mit den internationalen v.a. im nordamerikanischen Raum genutzten
Referenzwerten für den Einsatz anionischer Salze übereinstimmen. Der
Probenentnahmezeitpunkt zur Kontrolle der Anionenration hat nach den eigenen
Ergebnissen keinen Einfluss auf das Messergebnis und bestätigt andere
Arbeiten. Infolge der individuellen Streuungen der Einzelproben sollte in der
praktischen Kontrolle im Stall aus den Harn-pH-Werten der Einzelproben der
Mittelwert gebildet werden und dieser mit dem Referenzbereich verglichen
werden. In Abhängigkeit von der Herdengröße ist die pH-Bestimmung im Harn
mindestens zweimal in der Woche bei 8 bis 10 Kühen durchzuführen, die die
Anionenration seit mindestens 3 Tagen fressen. Die erfolgreiche Anwendung
einer Anionenration für eine sichere Prophylaxe der Hypokalzämie auf
Herdenebene stellt hohe Anforderungen an das Fütterungsmanagement eines
Betriebes und setzt eine intensive Kontrolle und Steuerung der Anionenration
in der praktischen Anwendung voraus. Bei der Anwendung einer Anionenration
sind verschiedene Schwerpunkte zu beachten. Grundlage für die Anwendung von
anionischen Salzen ist die Verfütterung einer bedarfs- und
wiederkäuergerechten Ration an die Vorbereitungskühe. Zur Vermeidung von
Futteraufnahmedepressionen bedingt durch die anionischen Salze sollten
geschmacksneutrale und/ oder gekapselte anionische Salze zum Einsatz kommen.
Für die sichere Wirkung der Anionenration ist die Erhöhung des Kalziumgehaltes
(9 bis 13 g/kg TS) in der Ration von großer Bedeutung. Aus der eigenen
Untersuchung kann dabei abgeleitet werden, dass der Bioverfügbarkeit des
Kalziums für die Kuh in der Futterration bzw. den einzelnen Futtermitteln eine
entscheidende Bedeutung für die sichere Anwendung der Anionenration zukommt.
Um den erhöhten Kalziumbedarf bei Verfütterung anionischer Salze zu decken,
sollte deshalb Futterkalk genutzt werden, da er als anorganische Kalziumquelle
eine hohe und sichere Bioverfügbarkeit für die Kuh aufweist und eine
Verfütterung relativ großer Mengen keine relevanten nachteiligen Effekte hat.
Daher sind weitere Untersuchungen nötig, die die Bioverfügbarkeit von Kalzium
in den einzelnen Futtermitteln charakterisieren, um die Kalziumsubstitution
einer Anionenration weiter zu verbessern.
de
dc.description.abstract
The aim of this study was the improvement of concepts for the efficient
application of anionic salts to optimise prophylactic effects whilst
minimising side effects. To this end, an observational study was made of a
commercial dairy farm (housing 1 700 lactating Holstein-Frisian dairy cows,
annual average production about 11 000 kg of milk, 3.83% fat and 3.33%
protein). The anionic rations were compared with a low calcium diet to analyse
the effects on the metabolism and health of the cows of feeding anionic salts.
The application of anionic salts was made over a 9 months period according to
a test plan (aim: DCAD around 0 mEq/kg DM, calcium content 9-14 g Ca/kg DM).
Afterwards the dairy farm switched from the feeding of the anionic rations to
the low calcium diet (aim: DCADbetween +100 mEq/kg DM and +200 mEq/kg DM,
calcium content 4-6 g Ca/kg DM). In order to record the effect of the
different feed preparations on the metabolism of the cows, blood samples were
taken from the calving animals (n=705 fed with anionic salts and n=168 with
the low calcium diet) and urine samples (n=445 fed with anionic salts and
n=135 with the the low calcium diet) from the cows in the close-up-period.
Furthermore feed samples from the prepared rations (n=13 fed with anionic
salts and n=6 with the the low calcium diet) were also examined in regular
intervals. The potassium content of the feed rations in this study was the
determining factor for the DCAD (sr2 = 0,23; p < 0,05). Therefore the
potassium content mainly determines the acidbase balance of the cows. To
calculate the DCAD the in practice widely used formula of ENDER (1971) should
be applied because it is internationally recognised and the reference values
for the application of anionic rations are largely based on it. The successful
application of anionic rations led in this study to a significant increase in
average serum calcium concentrations compared with the calcium reduced diet
(1.93 mmol/l vs. 1.83 mmol/l) during calving. The application of the anionic
concept gave rise to positive effects on the health of the animals in the form
of reduced incidence of illnesses in comparison with the low calcium diet.
This was particularly noticeable in the incidences of parturient
hypocalcaemia. The use of anionic salts led to a reduction of parturient
hypocalcemia incidences (6.3% vs. 10.2%). The large proportion of hypocalcemic
animals (about 50% of the multipara cows and 20% of the cows in the first
lactation), which is comparable with the international literature, makes clear
that every dairy farm requires a strategic and systematic prophylactic concept
for the reduction of clinical and sub-clinical hypocalcemia. It also questions
whether the current serum calcium concentration threshold of 2.0 mmol/l for
the assessment of calcium homeostasis in the immediate peripartum period is
appropriate. The results of this study concur with the current scientific
understanding of the physiological effects of anionic salts. This knowledge
provides the basis for the successful and safe prophylactic effect of anionic
rations for important improvements in animal health by reducing the
complications of hypocalcemia. The acidification, with a shift of the pH and
NABE values into the acidic interval (pH < 7.8; NABE < +50 mmol/l), was caused
by the application of the anionic salts. The increased calcium concentrations
in the urine (7 to 15 mmol/l) show the proposed effect of the anionic salts.
The change in feed through the elimination of the anionic salts removed this
acidification and led to an increase of the pH and NABE values (pH > 7.8, NABE
> +100 mmol/l) and simultaneously to a decrease of the calcium concentration
in the urine (< 3.0 mmol/l). By measuring the pH, NABE and calcium
concentration of the urine the achieved level of acidification in conjungtion
with effects on the calcium mobilisation and the bioavailability of calcium in
the feed can be determined and used operatively to control the herd. The
acidifying effects of the anionic salts can be adjusted at the animals from
their urine parameters (urine-pH, NABE, urine calcium concentration) alone. It
is possible to monitor the anionic rations via single or pool samples. The
variations in the values from the feed analysis and urine parameters show that
the application of anionic rations requires regular monitoring. Owing to the
individual variance of the values around the intended acidification level
(DCAD around 0 mEq/kg TS) it is necessary to determine reference ranges for
the safe acidification effects in the evaluation of pool and single samples.
From the results of this study reference ranges can be derived for pool (pH:
7.0 to 7.7; NABE: 0 mmol/l) and single samples (pH: 6.2 to 7.8; NABE: -50
mmol/l to +50 mmol/l) which agree with the international, mainly used in North
America, reference values for the use of anionic salts. The time of sampling
for controlling the anionic rations does not have any influence on the
measurement which confirms the results of other studies. Due to the variation
in individual values from single urine pH samples, the mean of the single
samples should be calculated and compared with the reference values for
practical monitoring at the farm. Depending on the size of the herd the pH
should be determined at least twice a week from the urine of 8 to 10 cows
which have been feeding anionic rations for at least 3 days. The successful
use of anionic rations as a safe prophylactic tool to prevent hypocalcemia in
a dairy herd is dependent upon high standards of feed management on the farm
and in practice requires intensive monitoring and control of the anionic
rations. There are several important points to consider to use anionic rations
effectivly. Basis of application of anionic salts is the feeding of a diet
which meets the requirements and ensures rumination. In order to avoid
depressing feed intake, taste neutral anionic salts and/or capsules should be
used. It is important to increase the calcium content (9 to 13 g/kg DM) of the
feed for the safe use of anionic rations. From this study it can be inferred
that the bioavailability of calcium for the cow from the feed or individual
rations has a decisive effect on the safe use of anionic salts. To allow for
the increased calcium requirements in the feed calciumcarbonate should be used
because it is an inorganic source of calcium which provides high and safe
bioavailability for the cow and can be added in relatively large amounts
without negative effects. Therefore further research is required regarding the
bioavailability of calcium in individual feeding stuffs which will improve the
calcium substitution of anionic rations.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
parturient paresis
dc.subject
acid-base equilibrium
dc.subject
farm management
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft
dc.title
Untersuchungen zur Verbesserung des praktischen Einsatzes von Anionenrationen
zur sicheren und wirkungsvollen Prophylaxe der Hypokalzämie auf Herdenebene
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. R. Staufenbiel
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. K. Männer
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. U. Rösler
dc.date.accepted
2011-04-08
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000022745-6
dc.title.translated
Investigation for the improvement of the practical use of anionic rations for
a safe and effective prophylaxis of hypocalcemia on herd level
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
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FUDISS_thesis_000000022745
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Mensch und Buch Verlag
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