Abstract: This study focuses on the role played by the province of Tripoli (the name under the rule of the Ottoman Empire) in German politics and the relations between Germany and the province of Tripoli between 1884 and 1918. In addition to proving the central relevance of the province of Tripoli to German military, political and economic strategy, it also examines the reasons for this significance. Attention is also paid to the international events that provided the background and frequently a motivating factor for developments in German policy towards Libya (name changed in 1911 when Libya was occupied by Italy), particularly the European ‘Scramble for Africa’. 1884 is chosen to be the beginning of the research period because the German expansion started practically in this year when the German Chancellor Otto von Bismarck decided to have colonies outside Europe. Despite the wealth of literature investigating the activities of Britain, France, and Italy in the North African region during the ‘scramble for Africa’, the actions and role of Germany have received less attention from researchers in this field. This thesis tries to fill this gap and thereby contribute to a better understanding of German imperialism. The primary aims of this study are to explore the general situations in the province of Tripoli in the period under study, so as to establish an understanding of the context in which the relationship was built. Since the province of Tripoli was under the Ottoman rule (1551-1911) thus the German-Ottoman relationship, particularly in view of the weakened position in which the Empire found itself following the Treaty of Berlin in 1878, will be analyzed. In addition to this, the Italian occupation of the province in 1911 is also analyzed in this study. Moreover, the German support for Libyan opposition to Italian occupation in the form of Islamic Jihad, and the attempt to redirect this Jihad against British forces in Egypt, is covered in this study. The theoretical framework of this research invokes colonialism and economic imperialism as a broader explanatory paradigm to explain the relationship between Germany and the province of Tripoli. This study is relevant to the theoretical arguments of Sebastian Conrad and Jürgen Osterhammel on German imperialism and will contribute to research on understanding the informal colonial expansion of Germany. The methodology of this research depends on histoire croisée and the conscious inter-referencing of contemporary sources of data. The main sources for the study include documents from archives based in Libya, Tunisia and Germany, books written by Arabic, Ottoman and German scholars and journals or reports of consuls and travellers who visited the province of Tripoli. Following Germany’s defeat in World War 1 and the wide-reaching political developments the date of 1918 has been chosen as a cut-off point for this study to show the causes for the decline in the strategically relevance of Libya around this period.
Zusammenfassung Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle, die die Provinz Tripoli (dies ist der Name, die die Provinz unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches innehatte) zwischen 1884 und 1918 in der deutschen Politik spielte, sowie mit den Beziehungen zwischen Deutschland und der Provinz Tripoli im selben Zeitraum. Sie erörtert die zentrale Bedeutung der Provinz Tripoli für die militärische, politische und wirtschaftliche Strategie Deutschlands und untersucht die dieser Bedeutung zugrunde liegenden Faktoren. Zudem wird das Augenmerk auf internationale Entwicklungen und Ereignisse gelegt, vor deren Hintergrund sich die deutsche Politik gegenüber Libyen (der Name wurde 1911 mit der Besetzung der Provinz durch Italien geändert) vollzog und die oft einen Motivationsgrund für Entwicklungen und Veränderungen der deutschen Haltung hinsichtlich Libyens darstellten, wie zum Beispiel der europäische „Wettlauf um Afrika“. 1884 wurde als Beginn des Untersuchungszeitraums ausgewählt, da in jenem Jahr die deutsche Expansionspolitik mit dem Entschluss des deutschen Kanzlers Otto von Bismarck begann, Kolonien außerhalb Europas zu erwerben. Trotz der zahlreichen Literatur, die sich mit den Unternehmungen von Großbritannien, Frankreich und Italien in Nordafrika während des „Wettlaufs um Afrika“ beschäftigt, schenken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses Themenfeldes der Rolle und den Aktivitäten Deutschlands bisher weniger Aufmerksamkeit. Diese Arbeit möchte diese Lücke schließen und so zu einem besseren Verständnis des deutschen Imperialismus beitragen. Die wesentlichen Ziele dieser Arbeit sind die Erforschung der allgemeinen Situation in der Provinz Tripoli im gewählten Untersuchungszeitraum, um so ein Verständnis für den Kontext zu entwickeln, in dem die Beziehung zwischen beiden aufgebaut wurde. Da sich die Provinz Tripoli unter osmanischer Herrschaft befand (1551-1911), wird auch das deutsch- osmanische Verhältnis analysiert, vor allem im Hinblick auf die geschwächte Position des Osmanischen Reiches nach der Unterzeichnung des Berliner Vertrages 1878. Daneben wird auch die 1911 erfolgte italienische Besetzung der Provinz in den Blick genommen. Die deutsche Unterstützung für die libysche Opposition, die sich im Rahmen eines islamischen Dschihad formierte, sowie der Versuch, diesen Dschihad gegen die Briten in Ägypten zu richten, wird ebenfalls im Rahmen dieser Arbeit beleuchtet. Der dieser Arbeit zugrunde liegende theoretische Ansatz bezieht sich auf Theorien des Kolonialismus und des ökonomischen Imperialismus, um die Beziehung zwischen Deutschland und der Provinz Tripoli zu erklären. Damit nimmt diese Arbeit Bezug auf die theoretischen Ausführungen von Sebastian Conrad und Jürgen Osterhammel zu deutschem Imperialismus und leistet einen Beitrag zum Verständnis der informellen kolonialen Ausbreitung Deutschlands. Die Forschungsmethodik basiert auf histoire croisée sowie dem bewussten und kritischen Miteinander- in-Bezug-Setzen zeitgenössischer Quellen. The Quellen dieser Arbeit beinhalten Archivmaterialien aus Libyen, Tunesien und Deutschland, von arabischen, osmanischen und deutschen Wissenschaftlern verfasste Bücher sowie Zeitschriften oder Berichte von Konsuln und Reisenden, die die Provinz Tripoli besuchten. In Anbetracht der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und den daraus folgenden weitreichenden politischen Entwicklungen, wurde 1918 als Ende des Untersuchungszeitraums dieser Arbeit ausgewählt, um die Gründe für die Abnahme der strategischen Bedeutung Libyens in dieser Periode aufzuzeigen.