dc.contributor.author
Würmann, Carsten
dc.date.accessioned
2018-06-07T18:32:49Z
dc.date.available
2013-12-20T09:23:02.539Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5151
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9350
dc.description
1 Verbrechen als Unterhaltung und Propaganda im Krimigenre des Dritten Reiches
2 Forschungsüberblick zum Krimi im Dritten Reich 2.1 Begrifflichkeiten 2.1.1
Der ‚Krimi‘ als Genre 2.1.2 Populärkultur und Unterhaltung 2.2 Die vorgebliche
Nichtexistenz des Krimis im Nationalsozialismus 2.2.1 Fortlaufende
Numerierungen – der Krimi nach 1945 2.2.2 Die einzelnen Krimis – Nachweis und
Verfügbarkeit 2.2.3 In Überblicksdarstellungen weitgehend ignoriert 2.2.4 Von
der frühen Forschung ausgeblendet 2.2.5 Der Krimi im Dritten Reich in der
Forschung der DDR 2.2.6 Heftromane mit Eigensinn? 2.3 Ansätze zu einer
grundlegenden Auseinandersetzung 2.3.1 „Wesen und Wandel des Detektivromans im
Totalitären Staat“ 2.3.2 „Geschichte und Mythologie des Detektiv-Films“ 2.3.3
Thesenbildung auf schmalen Grundlagen – Tücken fehlender Repräsentativität 2.4
Beiläufige Ergebnisse – der Krimi in der literatur- und filmwissenschaftlichen
Forschung zum Dritten Reich 2.4.1 Literaturpolitisch vermutlich weitgehend
unerwünscht 2.4.2 Schlaglichter auf eine komplexe Existenz 2.4.3 Als Film
selbst beiläufig kaum von Interesse 2.5 Forschungsperspektiven: Zum Vorgehen
dieser Untersuchung 3 Präsenz und Erscheinungsformen des Krimis im Dritten
Reich 3.1 Der Kriminalroman 3.1.1 Zwischen 20 Pfennig und 5 Mark – das Angebot
3.1.2 Anzahl, Auflagen und Verbreitung 3.2 Der Kriminalfilm 3.2.1 „Praktische
Anleitung zum Verbrechen“ – Kein Platz mehr für den Kriminalfilm im Dritten
Reich? 3.2.2 Zahlen, Prädikate und thematische Varianz 3.2.3 Actionhelden und
Meisterdetektive 3.2.4 Der Erfolg des Krimis an den Kinokassen 3.2.5 „Ein
guter Kriminalfilm, spannend und unterhaltend“ – Hitler und Goebbels zum
Kriminalfilm 3.3 Das Kriminalhörspiel 3.3.1 Spannend, humoristisch, mit Musik
und zum Mitraten 3.3.2 Im Dienst der Kriegsvorbereitung 3.4 Lukrative
Mehrfachverwertungen 3.5 Kein deutsches Genre? 3.5.1 Angelsächsische Qualität
3.5.2 Hollywood im Dritten Reich 3.5.3 Von Amerika lernen 3.5.4 Quantitative
und qualitative Dominanzen 4 Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsfilm:
Kontrollansprüche und Lenkungsbemühungen 4.1 Zur Populärkultur im
Nationalsozialismus 4.2 Die Kontrolle der Unterhaltung: Ansprüche und
Realitäten 4.3 Nationalsozialistische Positionen zur Populärkultur 4.4
Nationalsozialismus und Populärkultur vor 1933 4.5 Der Umgang mit der
Unterhaltungsliteratur nach der Machtübernahme 4.5.1 Beschlagnahmungen und
Verbote I 4.5.2 Wege zu einer neuen Unterhaltungsliteratur – Kooperation statt
Konfrontation 4.5.3 Ausgleich zwischen den Interessengruppen? 4.5.4
Unterhaltungs- oder Volksliteratur? 4.5.5 Vorbeugende Einflußnahme anstelle
von Verboten: Die Vorlagepflicht für Unterhaltungsliteratur 4.5.6
Unterhaltungsliteratur als geistiges Unkraut. Die staatliche Literaturpolitik
in der Kritik 4.5.7 Anzeichen einer Kurskorrektur 4.5.8 Beschlagnahmungen und
Verbote II 4.5.9 Verstärkte Lenkung 4.5.10 Fazit I 4.6 Der Umgang mit dem
Unterhaltungsfilm 4.6.1 Zur Neuordnung von Kunst und Amüsement – Goebbels’
Antritt als ‚Filmminister‘ 4.6.2 Hehre Ansprüche und business as usual: Der
Unterhaltungsfilm in den ersten Jahren des Dritten Reiches 4.6.3 „Das, was
ist, bleibt; wir gehen nicht mehr!“ Erste Maßnahmen zur Reorganisation des
Films 4.6.4 Die Filmzensur – Neuerungen und Kontinuitäten 4.6.5 Zum
Zusammenhang von Krise, Kommerz und Unterhaltung I 4.6.6 Das Recht auf
Unterhaltung 4.6.7 Legitime Unterhaltung oder verbotener Kitsch? 4.6.8 Mehr
Einfluß auf allen Ebenen – die schrittweise Verstaatlichung der Filmproduktion
4.6.9 „Wir wollen das alles nicht mehr sehen!“ Die staatliche Filmpolitik in
der Kritik 4.6.10 Zum Zusammenhang von Krise, Kommerz und Unterhaltung II
4.6.11 Wirtschaftlich erfolgreich, aber ohne nationalsozialistisches
Lebensgefühl – der Unterhaltungsfilm 1938/39 4.6.12 Der Film im Kriegseinsatz
4.6.13 Fazit II 5 Positionen zum Krimigenre 5.1 Zwischen ideologischer
Unvereinbarkeit und politischem Pragmatismus 5.1.1 Traditionen einer Debatte
5.1.2 „Zweierlei Kriminalfilm“ 5.2 Verbote und Gestaltungsansprüche 5.2.1
Überwindung des Ganovenkultes – Frühe Verbote und Vorgaben 5.2.2 „Der
Kriminalfilm auf neuen Wegen“ 5.2.3 Polizeilich geprüfte Filme 5.2.4 Wer
Kriminalschriftsteller sein will, muß sich gründlich wandeln 5.2.5
Volkspädagogische Anforderungen 5.2.6 „Gute Kriminalliteratur ist nach wie vor
durchaus erwünscht“ – Neue Aufgaben im Krieg 6 Krimirealitäten 6.1 Solide
Unterhaltung – keine Experimente 6.2 Mehr Lebensnähe! 6.3 Exkurs: Aktenzeichen
XY gelöst – Fernsehexperimente 6.4 Prototypen des NS-Krimis? 6.5
Antisemitismus 6.6 Handlungsort Deutschland – Propaganda, Realität und fiktive
Wirklichkeit 6.7 Handlungszeit vor 1933 6.8 Ansätze zur Subversion? Ausnahmen
von der Regel 6.9 Handlungsort Ausland 6.10 Der typische Krimi 6.11 Die
deutsche Polizei als Held 7 Resümee 8 Literaturverzeichnis 8.1 Archivalien 8.2
Periodika 1933 bis 1945 8.3 Kriminalromane 1933 bis 1944 8.4 Kriminalfilme
1933 bis 1945 8.5 Kriminalhörspiele 1933 bis 1941 8.6 Weitere Quellen und
Literatur 1933 bis 1945 8.7 Forschungsliteratur seit 1945
dc.description.abstract
Der Krimi war im Nationalsozialismus äußerst populär. Als Roman im gebundenen
Buch und Groschenheft oder in Fortsetzungen in Zeitungen und Illustrierten,
als Film, Hörspiel und als Theaterstück war er Produkt einer bis weit in den
2. Weltkrieg hinein privatwirtschaftlich organisierten Unterhaltungskultur, in
der er sehr erfolgreich medienübergreifend verwertet und vermarktet wurde.
Diese Populärkultur erwies sich allerdings in ihrem inhärenten Zwang, auf
Massenbedürfnisse einzugehen, weniger als ein nach Maßgabe der Machthaber
einzusetzendes Herrschaftsmittel denn als Ergebnis eines Aushandlungsprozesses
für einen Massengeschmack unter NS-Vorzeichen. Hier galt es, zwischen den
Interessen und Intentionen von Produzenten, den Versuchen der Steuerung und
Lenkung sowie den Erwartungen, Wünschen und Reaktionen der Rezipienten zu
vermitteln. Der Krimi zeigt sich in dem literaturtheoretischen bzw.
-politischen Diskurs der Zeit als eigenständiges Genre. Den kritischen
Intellektuellen in den 1920er Jahren schien der Krimi Ausdruck der
künstlerischen Moderne und der modernen Gesellschaft schlechthin. Der
Nationalsozialismus übernahm aus dieser Diskussion die Identifikation der
Realitätskonstruktionen des Krimis mit der technisierten und rationalisierten
Gegenwart in einer modernen Industriegesellschaft. Nach 1933 wurde sie
eindeutig in diffamierender Absicht verwendet. Für die NS-Literaturideologen
war der Befund eindeutig: Der Krimi als Ausdruck einer modernen Zivilisation
entsprach nicht deutscher Kultur und Tradition. Die Krimiproduktion zeigte
sich von dieser theoretischen Feststellung weitgehend unbeeindruckt. Der Krimi
blieb bis 1940 im Dritten Reich ein internationales Genre. Deutsche Autoren
und Filmemacher konnten zwar ihren Anteil steigern, die qualitativen Maßstäbe
setzten mehrheitlich angelsächsische Titel, diese blieben gegen alle
Widrigkeiten auf dem Markt und profitierten vom Aufschwung in der zweiten
Hälfte der 1930er Jahre. Englische und amerikanische Figuren und Handlungsorte
blieben populär. Diese internationale, von Hunderten von Romanen und
spätestens seit den dreißiger Jahren maßgeblich von den Bildern der
Hollywoodfilme geprägte Genretradition blieb während des gesamten Dritten
Reiches im Krimi – und sei es in der expliziten Abgrenzung – präsent. Wenn es
nach den Vorstellungen der zuständigen Behörden gegangen wäre, hätte der Krimi
im Dritten Reich den politischen, nationalen und sozialen Gegebenheiten der
Zeit Rechnung tragen müssen. Der Krimi aber, der nach der staatlichen Um- und
Neugestaltung des Genres das Angebot dominierte, präsentierte unter Verzicht
auf offensichtliche NS-Ideologeme das Dritte Reich als eine moderne
Industriegesellschaft mit rechtsstaatlichen Normen. Bemißt man den Erfolg der
NS-Krimipolitik allerdings nicht an den hohen, sich zum Teil widersprechenden
ideologischen Erwartungen, sondern am Anspruch einer an beschränkter
Propagandawirkung und hohem Unterhaltungswert orientierten Politik, so
erscheint die Bilanz weitaus erfolgreicher. Es ist möglich, daß gerade die
Krimis ohne genuine zeitgenössische Elemente letztlich viel nachhaltiger das
System zu stützen vermochten, als es ein propagandistisch aufgeladener Film
oder Roman gekonnt hätte. Der Krimi funktionierte so als Teil einer
Ordnungsinszenierung, die mit zu dem wirkungsmächtigen Bild vom – für die
Volksgenossen – sicheren NS-Deutschland beitrug, das über Jahrzehnte neben dem
Bild vom allgegenwärtigen Überwachungsstaat von vielen Zeitgenossen tradiert
wurde. Mag der Krimi für manche der zeitweiligen Flucht aus dem NS-Alltag und
seinen Zwängen gedient haben, so liefen die hier erzählten Alltagswelten im
Rezeptionsraum Drittes Reich mit den großen Propagandainszenierungen von der
erfolgreichen Polizei und vom sicheren Leben unter dem NS-Regime zusammen und
beförderten (zumindest in der Erinnerung) die Vorstellung von einem Hitler-
Deutschland, in dem es keine oder kaum Verbrechen gegeben hatte.
de
dc.description.abstract
Crime stories were extremely popular in Nazi Germany. They were the product of
an entertainment industry which remained in private hands far into the Second
World War. Published as books, dime novels, films, radio plays and dramas,
crime stories were successfully commercialized and marketed through multiple
media. Products of a popular culture must by definition be liked and consumed
by the masses. Although this might sound like a tautology it describes a
premise that even the Nazi-Regime could not totally suspend. The products of
popular culture were primarily a means to address the entertainment needs of
the masses rather than being an instrument of indoctrination purposefully
designed by the NS-elite. These products could be regarded as the result of a
negotiation process for a Nazi mainstream that tried to mediate the intentions
of the producers, the interests of the regime, and the expectations of the
recipients. From a literary theoretical perspective crime stories were
regarded as a distinct genre. For the progressive intellectuals of the 1920s
crime stories were a characteristic manifest of modernity and the modern
society. The Nazis took from these discussions that the reality construction
of the crime novel can be identified with the rationalized present of a modern
industrialized society. After 1933 they were using the equivalence in a
defamatory intention. For their ideologists there was left no doubt: the crime
genre was an expression of the modern civilization and did not go conform with
German culture and tradition. The production of crime stories however remained
unimpressed by these theoretical musings. Until 1940 the crime genre was an
international one. German authors and film makers could increase their share
but the qualitative standards were set by Anglo-Saxon writers. They were still
on the market in spite of all adversity, and profited as well from the boom in
the second half of the 1930s. English and American characters and settings
remained popular. The international genre tradition mainly created and formed
by hundreds of British and American novels and by pictures made in Hollywood
remained ever present – even in defining a dissociation from it. Following the
conception of the national authorities, the crime genre would have had to
reflect the political and social realities of the Third Reich. However the
crime stories that dominated the field after the efforts of restructuring the
genre were presenting a modern industrial society in accordance with
constitutional norms and values with hardly any sign of the ruling Nazi party
ideology. In terms of Nazi politics this might not look very successful. But
this may be not an adequate scale of measurement. The ideological expectations
were contradictory and as a whole impossible to fulfill. But the regime was
quite successful with its politics of mixing the right dose of propaganda with
the required entertainment. Maybe the crime stories without genuine Nazi
elements would have been much more effective in sustaining the system than a
propagandistically charged movie or novel. Crime stories were producing and
reflecting an order and helped to create and maintain the image of a safe and
secure Nazi Germany that was safe for the German, the Volksgenosse, who was
allowed to be part of the Volksgemeinschaft. This image was handed down by
many contemporaries. For many the crime stories were entertaining and were
offering escapes out of a hard daily life in a country at war. But there was
more: these stories were telling stories which went along the great narratives
of the Nazi propaganda of a safe and secure Germany and its successful and law
abiding police force. They were supporting a view (at least in the
retrospective memories) on life in Hitler’s Germany where crime was not or
hardly existing.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Fascism and culture
dc.subject
popular culture
dc.subject
nazi propaganda
dc.subject
German history
dc.subject.ddc
800 Literatur
dc.title
Zwischen Unterhaltung und Propaganda. Das Krimigenre im Dritten Reich
dc.contributor.firstReferee
Horst Denkler
dc.contributor.furtherReferee
Walter Delabar
dc.date.accepted
2009-01-09
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000095723-6
dc.title.translated
Between Entertainment and Propaganda – the Crime Genre in the Third Reich
en
refubium.affiliation
Philosophie und Geisteswissenschaften
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000095723
refubium.mycore.derivateId
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