Ein bemerkenswerter Gruppenprozess liegt der Erarbeitung des Theaterstücks Staats-Sicherheiten, in dem 15 ehemalige Betroffene der SED-Diktatur ihre Haftgeschichte auf der Bühne erzählen, zugrunde. Das Stück verschaffte den teils schwer traumatisierten Darstellenden eine große Öffentlichkeit und Anerkennung. Die Interview-basierte, qualitative Studie evaluiert die Auswirkungen der Mitarbeit am Stück bei den Darstellenden im Bezug auf den Umgang mit der traumatischen Vergangenheit. Hierfür wurden das problemzentrierte Interview nach Witzel zur Datengewinnung sowie die Grounded Theory nach Strauß und Corbin zur Datenanalyse verwendet. Basis für den Aufarbeitungsprozess war eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und der Dekonstruktion von Erinnerung. Der hierdurch angestoßene Gruppenprozess ermöglichte das Erlernen von Sozialverhalten und Kommunikation und war Grundlage für die eigene Glaubhaftigkeit und damit Wirkung auf das Publikum. Das Mitwirken am Theaterstück hat bei den Darstellenden zu neuem Selbstwertgefühl und reduzierter PTBS-Symptomatik geführt. Am Ende dieses Prozesses spürten sie eine Erleichterung und innere Gelassenheit. Die aufrichtige Verarbeitung und Präsentation der eigenen Vergangenheit ermöglichte den Darstellenden ein emotionales Loslösen von den Tätern und den Beteiligten, sowie den Zuschauenden eine Perspektive für die Aussöhnung mit der Vergangenheit. Das Projekt kann als Modell für die Aufarbeitung traumatisierender Erlebnisse dienen.
Basis of the play Staats-Sicherheiten, in which 15 former victims of the SED- dictatorship act the stories of their imprisonment on stage, was a remarkable group-process. The play resulted in great public attention and recognition. The presented study examines through qualitative interviews the effects on the participants in terms of their dealing with the trauma. The problem-orientated Interview by Witzel was used to collect data and Grounded Theory by Strauß and Corbin for analysis of the data. The process was founded by intensive reflection of the own past and deconstruction of memory. The group-process, which was set in motion, enabled social behavior and communication. Being part of the production led to new self-esteem and reduced PTSD-symptoms. Through a challenging process of analysis of the past and deconstruction of memory relief and inner calmness were reached. The sincere processing and presentation of the past enabled the actors to detach themselves from the perpetrators and persons involved in their trauma. It laid the ground for the performers' credibility and the effect on the audience. It also opened up a perspective of reconciliation for the audience. Honesty with oneself and others helped them to preserve their independence from society and its interpretations of history as well as a step towards reconciliation. The project can be seen as a model for processing trauma.