In der Kieferorthopädie werden im Rahmen der Multibrackettherapie Legierungen verwendet, die unter den Bedingungen der Mundhöhle nicht vollkommen korrosionsbeständig sind. Die Menge der freigesetzten Metallionen und deren Wirkung auf den Körper sind bisher nicht umfassend bewertet worden. Ziel dieser Pilotstudie war es, zu untersuchen, inwiefern das Tragen einer Multibracketapparatur (MBA) einen Einfluss auf das menschliche Immunsystem hat und ob mögliche Sensibilisierungen mit der freigesetzten Metallionenmenge im Speichel zusammenhängen. Hierfür wurde ein neues Protokoll entworfen, um so die Nachweismöglichkeit der Sensibilisierung im Zusammenhang mit der kieferorthopädischen Behandlung zu prüfen. Es wurden 30 Patient:innen (18 - 35 Jahre) in drei gleich große Gruppen (G) unterteilt. Der Entbänderungsgruppe (G1) wurde zu Studienbeginn die MBA entfernt und der Bebänderungsgruppe (G2) wurde diese eingesetzt. G3 stellt die unbehandelte Kontrollgruppe dar. In einem Studienzeitraum von 21 Tagen wurden Speichel- und Blutproben zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten (T1 – T4) entnommen. Die entnommenen MBA in G1 wurden mikroskopisch im Hinblick auf sichtbare Korrosionsstellen analysiert. Im Speichel wurde eine Multielementanalyse für 25 Metalle, im Blut für 28 potentiell (dosisabhängig) toxische Metalle und der Lymphozytentransformationstest (LTT) für 14 Metalle durchgeführt. Zusammenhänge zwischen freigesetzter Quantität in Speichel und Blut und positiver Sensibilisierung wurden beurteilt. Insgesamt konnte bei zehn Patient:innen eine positive Sensibilisierung im LTT nachgewiesen werden; bei zwei weiteren eine grenzwertige. Nachweisbar waren Sensibilisierungen gegenüber Nickel, Palladium, Gold und Quecksilber. In der Bebänderungsgruppe sind Sensibilisierungen bei 50 % der Patient:innen nachgewiesen worden. Bis auf eine Ausnahme zeigten Patient:innen mit Nickelsensibilisierung auch Speichelkonzentrationen über dem Referenzwert. Eine direkte Korrelation zur Konzentrationshöhe ist nicht erkennbar. Eine Patientin mit einer der niedrigsten Nickel-Speichelkonzentrationen zeigte den höchsten Sensibilisierungswert (Stimulationsindex = SI). Bei den positiv getesteten Patient:innen sind im Blut keine Metallionenkonzentrationen über den Referenzwerten nachgewiesen worden. Die Befunde dieser Pilotstudie führten zu der Annahme, dass MBA die Immunreaktion (Typ IV) beeinflussen können, was mit Hilfe des LTT nachgewiesen werden kann. Der Sensibilisierungsnachweis scheint unabhängig von der freigesetzten, messbaren Kon-zentration zu sein, wobei eine zeitversetzte Reaktion nach Belastung möglich ist. Weitere Untersuchungen bezüglich Langzeitfolgen sind notwendig. Individuelle Diagnostik, Bewertung und Materialauswahl ist vor allem bei Patient:innen mit Sensibilisierungen oder immunologischen Belastungen zu empfehlen.
Orthodontic alloys used in multibracket appliance (MBA) treatment are not completely resistant to corrosion under oral cavity conditions. The quantity of released metal ions and their effects on the human body have not yet been comprehensively evaluated. The aim of this pilot study was to investigate whether wearing an MBA influences the human immune system and to assess whether potential sensitisation correlates with the amount of metal ions released into saliva. A new protocol was developed to assess the detection of sensitisation in the context of orthodontic treatment. Thirty patients (aged 18–35 years) were divided into three equal groups (G). The debonding group (G1) had their MBA removed at the start of the study; while the bonding group (G2) received their MBA. G3 served as an untreated control group. Over a 21-day study period, saliva and blood samples were collected at four timepoints (T1–T4). The MBAs removed in G1 were analysed microscopically for visible signs of corrosion. A multielement analysis was performed on saliva (25 metals) and blood (28 toxic metals), while the lymphocyte transformation test (LTT) was conducted for 14 metals. Correlations between metal ion concentrations in saliva and blood and positive sensitisation were evaluated. A positive sensitisation was identified in ten participants using the LTT, with an additional two showing borderline sensitisation. Sensitisation was detected against nickel, palladium, gold, and mercury. In G2, 50% of participants displayed sensitisation. Most participants with nickel sensitisation also exhibited salivary concentrations exceeding the reference limit for nickel. However, no direct correlation between concentration levels and sensitisation was observed. Notably, one participant with one of the lowest salivary nickel concentrations had the highest sensitisation value (stimulation index = SI). In blood sam-ples, no metal ion concentrations above reference boundary values were detected in sen-sitised participants. Findings from this pilot study suggest that MBAs may influence immune responses (type-IV hypersensitivity), as evidenced by the LTT. Sensitisation detection appears to be independent of the measurable concentration of released metal ions, with delayed reactions following exposure being possible. Further studies are needed to evaluate long-term effects. Individual diagnostics, assessment, and material selection are especially recommended for patients with known sensitisation or immunological susceptibilities.