Einleitung Ein Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty-Syndrom) dient als Prognoseindikator für Morbidität und Mortalität bei älteren Patient:innen, die sich einer chirurgischen Intervention unterziehen. Eine häufige Komplikation während der Operation ist die intraoperative Hypotonie (IOH), die zu schwerwiegenden Organfunktionsstörungen führen kann. Ziel der Studie war es, den Einfluss des Frailty-Syndroms auf die Auftretenswahrscheinlichkeit, Rate, Dauer und Schwere von IOH während der Narkoseeinleitung und der Gesamtoperationszeit zu untersuchen. Methodik Die Krankenhausinformationssystemdaten (KIS-Daten) von Patient:innen im Alter von 70 Jahren und älter, die sich einer elektiven Operation unterzogen und ein präoperatives Frailty-Assessment durchlaufen hatten, wurden untersucht. Der Gebrechlichkeitsstatus wurde gemäß den modifizierten Kriterien von Fried in die Kategorien robust, präfrail und frail eingeteilt. IOH wurde als ein mittlerer arterieller Druck von < 65 mmHg definiert. Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Gebrechlichkeitsstatus und der Wahrscheinlichkeit von IOH wurde eine logistische Regression verwendet. Für die Rate, Dau-er und Schwere der IOH wurde eine Poisson-Regression verwendet. Zudem wurde eine Mediatoranalyse durchgeführt, um den direkten Effekt des Gebrechlichkeitsstatus zu berechnen. Ergebnisse In die Studie wurden insgesamt 2.495 Patient:innen aufgenommen, die sich 2.516 Operationen unterzogen. Die Häufigkeit der IOH betrug 2,06 hypotensive Ereignisse für die robuste Kohorte, 2,17 für die präfraile Kohorte und 2,23 für die fraile Kohorte während der Gesamtoperationszeit. Die logistische Regression zeigte keinen signifikanten Unter-schied in der Wahrscheinlichkeit von hypotensiven Ereignissen zwischen den Gruppen. Die multivariate Poisson-Regression offenbarte jedoch einen Anstieg um 9% von der Rate der IOH während der gesamten Operationsdauer bei präfrailen Patient:innen (IRR 1,09 (95% KI 1,03 - 1,16) p = 0,002) und einen Anstieg um 16% bei frailen Patient:innen (IRR 1,16 (95% KI 1,04 - 1,29) p = 0,007). Während der Anästhesieeinleitung zeigten präfraile Patient:innen eine um 28% höhere Rate an IOH (IRR 1,28 (95% KI 1,12 - 1,47) p < 0,001). Obwohl es keine Unterschiede in der Schwere der IOH gab, wenn die Dauer der Operation oder der Anästhesieeinleitung berücksichtigt wurde, zeigte der Gebrechlichkeitsstatus eine um bis zu 22% längere zeitgewichtete Dauer während der Anästhesieeinleitung (IRR 1,22 (95% KI 1,16 - 1,27) p < 0,001). Der den Gebrechlichkeitsstatus zugeordnete Effekt betrug über 90%, nachdem die Anzahl der gemessenen Blut-druckwerte und die Operationsdauer berücksichtigt wurden, und über 70%, nachdem die gesamte Propofoldosis einbezogen wurde. Zusammenfassung Zusammenfassend erfuhren Patient:innen im Alter von 70 Jahren und älter, die als präfrail oder frail eingestuft wurden, eine um bis zu 16% höhere Inzidenz von IOH während elektiver Operationen und eine 28%ige Zunahme während der Narkoseeinleitung im Vergleich zu robusten Patient:innen.
Introduction Frailty is a prognostic indicator for both surgical morbidity and mortality among elderly patients. During surgical procedures, there is a potential occurrence of intraoperative hypotension (IOH), precipitating severe organ dysfunction. This investigation aimed to investigate the impact of frailty status on the likelihood, rate, duration, and severity of IOH during anaesthesia induction throughout the entire surgical procedure. Methods The electronic health records of patients aged 70 years and older who underwent elective surgery and preoperative frailty assessments were analysed. Frailty status was categorised as robust, prefrail, or frail based on modified Fried's frailty criteria. IOH was defined as a mean arterial pressure < 65 mmHg. Logistic regression was employed to explore the association between frailty status and the likelihood of IOH. For the rate, duration and severity of IOH, a Poisson regression analysis was conducted. A mediator analysis was carried out to compute the direct effect of frailty status. Results A total of 2,495 patients undergoing 2,516 surgeries were included in the study. The fre-quency of IOH during surgery was 2.06 hypotensive events for the robust cohort, 2.17 for the prefrail cohort, and 2.23 for the frail cohort. Logistic regression indicated no significant difference in the likelihood of hypotensive events between the groups. Multivariate Poisson regression unveiled a 9% increase in the rate of IOH during the total duration of surgery for prefrail patients (IRR 1.09 (95% CI 1.03 - 1.16) p = 0.002) and a 16% increase for frail patients (IRR 1.16 (95% CI 1.04 - 1.29) p = 0.007). During anaesthesia induction, prefrail patients exhibited a 28% increase in the rate of IOH (IRR 1.28 (95% CI 1.12 - 1.47) p < 0.001). While there were no differences in the severity of IOH if surgery or anaesthesia induction duration was considered, frailty status was associated with a time-weighted duration during anaesthesia induction that was up to 22% longer (IRR 1.22 (95% CI 1.16 - 1.27) p < 0.001). The attributed effect of frailty status was over 90% after considering the number of measured blood pressures and surgical duration and over 70% after accounting for the total propofol dose. Conclusion In summary, patients aged 70 years and older categorised as prefrail or frail experienced up to a 16% higher incidence of IOH during elective surgery and a 28% increase during anaesthesia induction compared to their robust counterparts.