Abstrakt Die Analyse der Mortalitäts- und Morbiditätsdaten liefert wichtige Informationen über die gesundheitliche Lage der Bevölkerung sowie die Qualität der medizinischen Versorgung. Epidemiologischen Daten aus der Zeit vor der Gründung der statistischen Ämter sind selten und zumeist unvollständig. Es erfolgte eine retrospektive Analyse unterschiedlicher Daten der Mitglieder- verzeichnissen der Stifte Kremsmünster und Admont im Zeitraum des 17. bis 19. Jahr-hunderts. Es wurden zwischen beiden Stiften keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Das mittlere Sterbealter in den Stiften Kremsmünster und Admont zwischen 1600 und 1899 betrug 58,1 Jahre. Häufigste Todesursachen waren kardiovaskuläre Erkrankungen (37,5%), Infektionen (18%) und Neubildungen (12%). Unter den Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems prävalierten Apoplexie (47%) und Herzinsuffizienz (26%). Bei Infektionen spielte die Tuberkulose die entscheidende Rolle (54%). Die Gegenüberstellung der Benediktinern Kremsmünsters und Admonts und der Ulmer Männer im 17. Jahrhundert, ermittelt anhand der Leichenpredigten, zeigte vergleichbares Sterbealter beider Populationen (54,2 versus 55,0 Jahre). Häufigste Todesursachen waren in beiden Gruppen kardiovaskuläre Erkrankungen (37,2% versus 34,7%) und die Infektionskrankheiten (18,4% versus 26,3%). Dritthäufigste Todesursache bei Mönchen waren Neubildungen, die bei den Ulmern selten auftraten (12,3% versus 6,3%). Die durchschnittliche Lebenserwartung im Alter 20 Jahre war in Kremsmünster und Admont höher als in bayerischen Klöstern, signifikant im 18.Jahrhundert und nicht-signifikant im 19. Jahrhundert. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Mönche Kremsmünsters und Admonts war vergleichbar mit der Allgemeinen Sterbetafel für das Deutsche Reich 1871/81. Die Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung aus dem Imhof- Datensatz in Hartum, Ortenau und Saarland war signifikant geringer, hingegen in Herrenberg, Ostfriesland, Schwalm/Eder und Hamburg vergleichbar oder signifikant höher als in der ersten offiziellen Sterbetafel. Die mittlere Lebenserwartung im Alter 21 Jahre war bei den Mönchen im 17.-19. Jahrhundert deutlich geringer als bei den Männern Österreichs in 2007: 38,8 versus 56,9 Jahre. Die Quote der kardiovaskulären Erkrankungen war in beiden Populationen am höchsten: 37,2% versus 38,5%. Die Rate der Neubildungen stieg in gegenwärtigem Österreich auf mehr als das Doppelte an (28,7% versus 12,3%). Den dritten Platz erreichte 2007 der Tod durch Einwirkung äußerer Faktoren (7,9% versus 1,0%). Die Rate der Infektionen und parasitären Erkrankungen war bei den Benediktinern höher (18,4% versus 0,8%). Die Häufigkeit der koronaren Herzkrankheit im modernen Österreich stieg auf 50% versus 7%; die Rate der Schlaganfälle verringerte sich bis auf 18% versus 47%. Die Tuberkuloserate reduzierte sich in 2007 im Vergleich zum 17.-19.Jahrhundert von 54% auf 8%. In 2007 erschienen dagegen sogenannte „moderne“ Erreger, wie Meningokokken, Hepatitis B und Hepatitis C Virus sowie human immunodeficiency virus (HIV).
Abstract An analysis of mortality and morbidity delivers an important information about population health state as well as quality of medical care. The epidemiological data before the establishment of statistical bureaus are rare and as a rule incomplete. A retrospective analysis of different data from the members’ registers of Kremsmuenster and Admont monasteries in the 17th- 19th centuries is performed. There are no significant differences between both monasteries determined. Age at death in the monasteries of Kremsmuenster und Admont between 1600 and 1899 averaged 58,1 years. The most common causes of death were cardiovascular diseases (37,5%), infections (18,0%) and neoplasms (12,0%). Among the cardiovascular pathology there prevailed apoplexy (47%) and heart failure (26%). Among infections the tuberculosis played the key role (54%). The comparison of the Benedictines of Kremsmuenster and Admont with the males of Ulm in the 17th century, drawn with the help of funeral sermons, shows a similar age at death in both populations (54,2/55,0 y.o.). The most common causes of death in both groups were cardiovascular (37,2%/34,7%) and infections (18,4%/26,3%). The 3rd frequent cause of death among the monks were neoplasms, which occurred among the Ulm’s males seldom (12,3%/6,3%). An average life expectancy at the age of 20 years was in Kremsmuenster and Admont higher than in the Bavarian monasteries. An average life expectancy of the Austrian monks was comparable with the Common Mortality Table of German Empire 1871/81. The life expectancy of the resident population, based on the Imhof’s sources, was in Hartum, Ortenau and Saarland significantly lower, however in Herrenberg, Ostfriesland, Schwalm/Eder and Hamburg it was similar or significantly higher than in the first official Mortality Table. An average life expectancy at the age of 21 years among monks in 1600-1899 was considerably lower, than among the Austrian males in 2007 (38,8/56,9 y.o.). The quote of cardiovascular diseases in both groups was the highest one (37,2%/38,5%). The rate of neoplasms in modern Austria was more than doubled (28,7%/12,3%). The 3rd place in 2007 the death through extraneous causes (7,9%/1,0%) achieved. The rate of infections among Benedictines was higher (18,4%/0,8%). The incidence of coronary artery disease in current Austria increased up to 50% versus 7%; the rate of stroke decreased to 18% versus 47%. The tuberculosis rate decreased in 2007 from 54% to 8%. In 2007 the new „modern“ pathogens, such as meningococci, hepatitis B and C virus or human immunodeficiency virus (HIV) appeared.