Nosokomiale Infektionen auf einer interdisziplinären Intensivstation in einem Klinikum der Schwerpunktversorgung: Ein prospektiver Vergleich zweier Patientenpopulationen anhand des Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems (KISS)

Abstract

Die vorliegende Studie hatte das Ziel, Daten zur Epidemiologie nosokomialer Infektionen und ihrer Risikofaktoren bei interdisziplinären Intensivpatienten in einem Klinikum der Schwerpunktversorgung zu ermitteln und diese für das Qualitätsmanagement zu nutzen. Im Erfassungszeitraum wurden 2361 mikrobiologische Untersuchungen auf der beobachteten Station durchgeführt und 309 nosokomiale Infektionen bei 212 Patienten ermittelt. Die Gesamtzahl der untersuchten Patienten betrug 3633. Die Studie spiegelt Analysen bezüglich der Inzidenz und Prävalenz nosokomialer Infektionen sowie deren Erreger und Multiresistenzen wieder. Desweiteren wurden Komorbiditäts-, Infektions- und Deviceraten betrachtet. Im untersuchten Krankenhaus sind im Vergleich zu den Referenzdaten sowohl höhere Deviceraten als auch deviceassoziierte Infektionsraten im Verlauf der vier Jahre auf der Intensivstation beobachtet worden. Gleichzeitig konnte im Untersuchungsjahr 2004 ein Rückgang der Gesamtanzahl nosokomialer Infektionen um ein Drittel beobachtet werden. Durch eine zeitnahe Auswertung, Interpretation und Rückmeldung der Daten wurde die stationsspezifische Infektionssituation erstmalig für das Stationspersonal transparent. Als Konsequenz wurden auf der untersuchten Station unterschiedliche Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung wie die Implementierung evidenzbasierter Hygiene-Leitlinien, die kontinuierliche Infektions- Surveillance sowie die Optimierung des bestehenden empirischen Antibiotikaregimes durchgeführt. Auch wenn die Infektionsraten und prozentualen Reduktionsraten beider Studien erhebliche Unterschiede aufzeigen, wird deutlich, dass nach Implementierung einer Surveillance und der daraus resultierenden Konsequenzen eine deutliche Reduktion nosokomialer Infektionen möglich ist.

The goal of the present study was to gather data of epidemiology of nosokomial infections and their risk factors with patients of an interdisciplinary intensive care unit (ICU) in a tertiary care hospital. The results were used for an improved quality management. In the examined period of time (2001 - 2004) 2361 microbiologic probes were taken and 309 nosokomial infections were found in 212 patients. The total number of patients involved in the investigation was 3633. The study analyses incidences and prevalences of nosokomial infections as well as their causative organisms, including multiresistent ones. Furthermore data of comorbidity-, infection- and device- rates were examined. In the examined hospital we found higher device rates as well as higher device-associated infection rates compared to our reference data (the KISS studies). At the end of the investigation we observed a decrease of one-third of the total nosokomial infections at the examined ICU. The contemporary analysis, interpretation and feedback of data made the specific infective situation transparent to the station staff for the first time. As a consequence different actions towards quality improvements were taken, like implementing evidence-based guidelines, continuously monitoring infections and optimizing the existing (so far mostly empirical) management of antibiotics therapies. Even though the infection rates and infection reduction rates of both studies show significant differences it can be stated that after implementing a surveillance system a significant reduction of nosokomial infections is achievable.