Hintergrund: Die Prävalenz von Alzheimer-Demenz (AD) wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten voraussichtlich zunehmen, da eine zunehmende Alterung der Bevölkerung mit einem deutlich erhöhten Risiko für AD im höheren Lebensalter einhergeht. Das unterstreicht die wachsende Notwendigkeit für effektive und sichere Behandlungsmöglichkeiten. Die Acetylcholinesterasehemmer (AChEIs) Donepezil, Galantamin und Rivastigmin werden häufig bei der Behandlung von AD eingesetzt. Rivastigmin darüber hinaus auch bei der Parkinson-Demenz (PD). Es ist bekannt, dass AChEIs klassische cholinerge Nebenwirkungen wie Diarrhö und Übelkeit verursachen können. Dagegen wurde bisher nicht ausreichend untersucht, inwieweit die Entstehung psychischer unerwünschter Ereignisse wie Depressionen oder Schlafstörungen mit der Einnahme von AChEIs bei AD in Zusammenhang stehen könnte.
Methode: Zur Klärung der obigen Fragestellung führten wir ein systematisches Review mit Metaanalysen durch. Wir inkludierten doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) an PatientInnen mit AD und PD um so das Risiko der Entstehung von psychischen unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der Einnahme von AChEIs zu untersuchen.
Ergebnisse: Die Datensätze von insgesamt 48 Studien mit 22.845 PatientInnen flossen in unsere Analysen mit ein. Dabei war das am häufigsten genannte psychische unerwünschte Ereignis Anorexie, gefolgt von Agitiertheit, Schlaflosigkeit und Depression. Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen, dass die Einnahme von AChEIs im Vergleich zu Placebo die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Appetitstörungen, Schlaflosigkeit und Depressionen erhöhen (Anorexie: OR 2,93, 95 % CI 2,29–3,75; p<0,00001; verminderter Appetit: OR 1,93, 95 % CI 1,33–2,82; p=0,0006; Schlaflosigkeit: OR 1,55, 95 % CI 1,25–1,93; p<0,0001; und Depression: OR 1,59, 95 % CI 1,23–2,06, p=0,0004). Eine Therapie mit hohen Dosen von AChEIs führte häufiger zu Appetitstörungen als eine Behandlung mit niedriger Dosis. Subgruppenanalysen ergaben, dass das Risiko für Schlaflosigkeit bei Donepezil höher ist als bei Galantamin.
Schlussfolgerungen: Unsere Befunde deuten darauf hin, dass die Anwendung von AChEIs möglicherweise ungünstige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann. Es ist ratsam, PatientInnen sorgfältig auf neu auftretende psychische Symptome zu screenen. Eine Verringerung der Dosierung könnte dazu beitragen, bestimmte psychische unerwünschte Ereignisse als Reaktion auf Acetylcholinesterasehemmer abzumildern. Leiden an Alzheimer-Demenz erkrankte PatientInnen an Schlafstörungen kann ein Wechsel zu Galantamin ratsam sein.
Background: The prevalence of Alzheimer's disease (AD) is expected to increase in the coming years and decades due to the growing aging population, which is associated with a significantly higher risk of developing AD in later life. This underscores the increasing urgency for effective and safe treatment options. Acetylcholinesterase inhibitors (AChEIs) such as Donepezil, Galantamine, and Rivastigmine are commonly used in the treatment of AD. Rivastigmine is also used in patients with Parkinson's dementia (PD). It is known that AChEIs can induce classical cholinergic side effects such as diarrhea and nausea. However, the extent to which the intake of AChEIs may be related to the development of psychiatric adverse events such as depression or sleep disturbances has not been adequately investigated. Method: To address the above question, we conducted a systematic review and meta analyses. We included double-blind, randomized, controlled trials (RCTs) involving patients with AD and Parkinson's dementia (PD) to examine the risk of psychiatric adverse events associated with the use of AChEIs. Results: Data from a total of 48 studies involving 22,845 patients were included in our analyses. The most commonly reported PAE was anorexia, followed by agitation, insomnia, and depression. Our findings confirm that taking AChEIs increases the likelihood of experiencing appetite disorders, insomnia, or depression compared to placebo (anorexia: OR 2.93, 95 % CI 2.29–3.75; p<0.00001; reduced appetite: OR 1.93, 95 % CI 1.33–2.82; p=0.0006; insomnia: OR 1.55, 95 % CI 1.25–1.93; p<0.0001; and depression: OR 1.59, 95 % CI 1.23–2.06, p=0.0004). High-dose AChEI therapy was associated with a higher frequency of appetite disorders compared to low-dose treatment. Subgroup analyses found a higher risk of insomnia with Donepezil as opposed to Galantamine. Conclusions: Our findings suggest that the use of AChEIs may have adverse effects on mental health. It is advisable to carefully monitor newly occurring psychiatric adverse events. Reducing the dosage may help alleviate certain undesirable side effects, and in cases of sleep disturbances, switching to Galantamine could provide a solution.