dc.contributor.author
Hoffmann, Madlain
dc.date.accessioned
2025-09-29T09:28:25Z
dc.date.available
2025-09-29T09:28:25Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/46503
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-46217
dc.description.abstract
Vor dem Hintergrund der demografischen Alterung rücken Fragen zur Gestaltung der Lebensphase Alter immer stärker in den Vordergrund politischer und wissenschaftlicher Diskurse. Um einen politischen Handlungsrahmen zu schaffen, wurde von der WHO (2002) ein Rahmenkonzept zur Förderung aktiven Alterns vorgelegt. Lebenslangem Lernen wird im Konzept des aktiven Alterns eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Lebenslanges Lernen bzw. Weiterbildung trägt nach dem Konzept des aktiven Alterns dazu bei, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und den Erhalt der Gesundheit zu unterstützen sowie ein Leben in Sicherheit führen zu können. Indem Menschen ihr Leben auf diese Weise gestalten können, verbessern sie ihre Lebensqualität (WHO, 2002). Lebenszufriedenheit wird als ein Indikator für Lebensqualität beschrieben (Garcia Diez, 2015). Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Weiterbildungsbeteiligung und dem Beitrag der Weiterbildungsteilnahme für die Lebenszufriedenheit in der zweiten Lebenshälfte. Forschungen zur Weiterbildungs-beteiligung im höheren Lebensalter werden bislang insgesamt eher vernachlässigt. Generell gibt es kaum Forschung zur Weiterbildungsbeteiligung außerhalb berufsbezogener Kontexte. Zudem liegen bislang wenige Studien vor, die den Zusammenhang zwischen Weiterbildungsbeteiligung und Lebenszufriedenheit untersuchen.
Mit einer Lebensverlaufsperspektive zielt die Arbeit darauf ab, einen wissenschaftlichen Beitrag zur Weiterbildungsbeteiligung sowie zum Zusammenhang zwischen Weiterbildungsbeteiligung und Lebenszufriedenheit von Erwachsenen in der zweiten Lebenshälfte zu leisten. Dabei werden auch die Weiterbildungsbeteiligung jenseits der Erwerbsphase und nicht-berufsbezogene Weiterbildungsaktivitäten untersucht. Der Übergang in die Rentenphase als zentraler Marker für die Lebensphase Alter wird ebenfalls betrachtet. Zur Bearbeitung dieser beiden Themenstellungen wird ein interdisziplinärer Theoriezugang gewählt, der erziehungswissenschaftliche, soziologische und entwicklungspsychologische Ansätze heranzieht. Mit diesen theoretischen Ansätzen wird die Weiterbildungsbeteiligung von Personen in der zweiten Lebenshälfte unter Berücksichtigung sozial-struktureller und motivationaler Faktoren untersucht. Dabei werden vordergründig non-formale Bildungsaktivitäten als ein Format der Weiterbildungsteilnahme untersucht. Die vorliegende Dissertation ist im Rahmen der Förderrichtlinie „Nicht-monetäre Erträge von Bildung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Projekt „Bildungsaktivitäten und Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte“ (BiLeQua) entstanden.
In der Studie I wird unter Berücksichtigung erziehungswissenschaftlicher Teilnahmemodelle (Boeren et al., 2010; Boeren, 2016; Rubenson & Desjardins, 2009) und soziologischer Lebensverlaufsansätze (Elder et al., 2003; Elder & Shanahan, 2006; Settersten & Gannon, 2005) der Frage nachgegangen, inwiefern sich die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten von Personen in der Erwerbsphase im Vergleich zu Personen in der Rentenphase unterscheidet. In einem Kohortenvergleich wird zudem untersucht, ob sich die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten von Personen in der Rentenphase im Zeitverlauf verändert hat. Im Ergebnis zeigt sich, dass sich die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten zwischen Rentner:innen und Erwerbstätigen unterscheidet. Rentner:innen haben im Vergleich zu Erwerbstätigen eine geringere Wahrscheinlichkeit an non-formalen Bildungsaktivitäten teilzunehmen. Indes ist die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten von Rentner:innen im Zeitverlauf der rund letzten 20 Jahre gestiegen.
In der Studie II wird die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten während des Übergangs in die Rentenphase fokussiert. Sowohl die Erwerbstätigkeit in der Rentenphase (Anger et al., 2018; Mahne et al., 2017b), als auch die Teilnahme an Weiterbildungsaktivitäten (Kaufmann-Kuchta & Widany, 2017; Theisen et al., 2009) stellen Formen gesellschaftlicher Teilhabe dar. Motive der Erwerbstätigkeit in der Rentenphase unterscheiden sich nach monetären und nicht-monetären Motiven, wobei nicht-monetäre Motive dominieren (Anger et al., 2018). Ausgehend von einem unerfüllten Erwerbswunsch zum Renteneintritt wird der Frage nachgegangen, ob die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten eine Alternative zur Erwerbstätigkeit darstellen kann. Bezugnehmend auf soziologische Lebensverlaufsansätze (Elder et al., 2003; Elder & Shanahan, 2006; Settersten & Gannon, 2005), auf die Wert-Erwartungstheorie (Esser, 1999) sowie auf die sozio-emotionale Selektivitätstheorie (Carstensen et al., 1999) werden monetäre und nicht-monetäre Motive eines Erwerbswunsches differenziert betrachtet. Es zeigt sich, dass nicht-erwerbstätige Rentner:innen mit einem Erwerbswunsch, der ausschließlich nicht-monetären Motiven folgt, mit höherer Wahrscheinlichkeit an non-formalen Bildungsaktivitäten teilnehmen als nicht-erwerbstätige Rentner:innen, die keinen Erwerbswunsch oder einen Erwerbswunsch haben, der auch aufgrund monetärer Motive besteht.
Die Studie III widmet sich der Frage, welcher Zusammenhang zwischen der Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten und Lebenszufriedenheit besteht. Mit Bezug auf die sozio-emotionale Selektivitätstheorie (Carstensen et al., 1999) und die Wert-Erwartungstheorie (Esser, 1999) werden Erwerbstätige in der zweiten Lebenshälfte untersucht. Es zeigt sich, dass die Teilnahme an non-formalen Bildungsaktivitäten mit einer höheren Lebenszufriedenheit Erwerbstätiger assoziiert ist. In einer ergänzenden Analyse zur Studie III werden non-formale Bildungsaktivitäten darüber hinaus nach ihren Teilnahmegründen unterschieden. Erwerbstätige, die an berufsbezogenen non-formalen Bildungsaktivitäten teilnehmen, weisen eine höhere Lebenszufriedenheit auf.
Ausgangspunkt der Studie IV ist ein Überblick über Datengrundlagen in der Weiterbildungsforschung. Daraus wird deutlich, dass die Fragestellungen dieser Dissertation mit den verfügbaren Datengrundlagen nur begrenzt analysiert werden können. Insbesondere Untersuchungen zur Weiterbildungsbeteiligung in der Nacherwerbsphase und zu motivationalen Faktoren der Weiterbildungsbeteiligung sind nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich. Um den Zusammenhang zwischen der Weiterbildungsbeteiligung und Lebenszufriedenheit von Personen in der zweiten Lebenshälfte einschließlich der Nacherwerbsphase untersuchen zu können, wird in der Studie IV die Machbarkeit des methodischen Zugangs der Zusammenführung zweier Datengrundlagen untersucht (Statistisches Matching; D’Orazio et al., 2006). Mit diesem Ziel werden die Datengrundlagen der EdAge-Studie (EdAge – Bildungsverhalten und interessen Älterer) und des Deutschen Alterssurveys (DEAS) erfolgreich gematcht, sodass die Stärken beider Datengrundlagen für eine Analyse zum Zusammenhang zwischen Weiterbildungsteilnahmen und Lebenszufriedenheit bis ins hohe Alter genutzt werden können.
Für fehlende Datengrundlagen mit Informationen zu motivationalen Faktoren der Weiterbildungsteilnahme wird im Rahmen dieser Dissertation theoriegeleitet eine Empfehlung zur Erfassung motivationaler Faktoren der Weiterbildungsteilnahme erarbeitet. Ziel ist es, für die zukünftige Forschung ein Instrument bereitzustellen, das die Durchführung von Studien zur Bedeutung motivationaler Faktoren für Weiterbildungsteilnahmen und den Zusammenhang zwischen Weiterbildungsteilnahmen und Lebenszufriedenheit ermöglicht. Die Empfehlung erfolgt auch mit dem Ziel, an das Frageprogramm der NEPS-Studie (Nationales Bildungspanel) anschlussfähig zu sein.
Insgesamt stützen die Arbeiten dieser Dissertation bisherige Forschungsergebnisse zur Weiterbildungsbeteiligung sowie zum Zusammenhang zwischen Weiterbildungs-beteiligung und Lebenszufriedenheit von Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Im Besonderen ergänzen die Arbeiten dieser Dissertation die bisherige Forschung um eine lebenslaufbezogene Perspektive, die hauptsächlich mit längsschnittlichen Datengrundlagen bearbeitet werden. Weiterbildungsentscheidungen werden vor dem Hintergrund der Einbettung in verschiedene Gelegenheitsstrukturen und Lebensphasen in der zweiten Lebenshälfte untersucht, von denen die Erwerbsphase, die Nacherwerbsphase sowie der Übergang in die Rentenphase besonders im Forschungsinteresse stehen. Die Ergebnisse der Dissertation zeigen, dass lebenslanges Lernen bzw. Weiterbildungsteilnahme auch in der Rentenphase eine bedeutsame Aktivität darstellt. Zudem geht die Teilnahme an Weiterbildungsaktivitäten mit einer höheren Lebenszufriedenheit einher. Aus den Ergebnissen der Dissertation werden Implikationen für die zukünftige Forschung zur Weiterbildungsbeteiligung sowie zum Zusammenhang zwischen Weiterbildungsbeteiligung und Lebenszufriedenheit von älteren Menschen beschrieben.
de
dc.description.abstract
In the light of demographic ageing, the questions of how to shape late adulthood are increasingly coming to the forefront of political and scientific discussion. To create a common framework for action, WHO (2002) has presented a policy framework to promote active ageing in which lifelong learning is given a central role. According to the concept of active ageing, lifelong learning contributes to supporting participation in social life, maintaining health, as well as living a life in security. As such, it enhances the quality of life (WHO, 2002). Quality of life is often operationalized as life satisfaction (Garcia Diez, 2015). Therefore, this thesis focuses on participation in further education and its contribution to life satisfaction in the second half of life. Participation in further education in old age remains under-researched and research on participation in further education outside of work-related contexts is scarce. In addition, few studies have investigated the relationship between participation in further education and life satisfaction.
From a life course perspective, the thesis aims to provide a contribution to research on participation in further education as well as the relationship between participation in further education and life satisfaction of adults in the second half of life. It also investigates participation in further education beyond employment and non-work-related further education activities. The thesis considers the transition to retirement which is a central marker for the life phase of old age. To address these two topics, it uses an interdisciplinary theoretical approach that draws upon educational science, sociology, and developmental psychology, which allows taking into account social-structural and motivational factors that shape participation in further education in the second half of life. In doing so, non-formal learning activities are primarily examined. This thesis was written within the framework of the funding guideline „Nicht-monetäre Erträge von Bildung“ [“Non-Monetary Returns to Education”] from the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) in the project „Bildungsaktivitäten und Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte“ (BiLeQua) [“Educational Activities and Quality of Life in the Second Half of Life”].
Study I draws upon educational participation models (Boeren et al., 2010; Boeren, 2016; Rubenson & Desjardins, 2009) and sociological life course approaches (Elder et al., 2003; Elder & Shanahan, 2006; Settersten & Gannon, 2005) to investigate to what extent participation in non-formal learning activities differs between employees and retirees. In a cohort comparison, it also examines whether participation in non-formal learning activities of retirees has changed over time. The results indicate that retirees and employees differ in their participation in non-formal learning activities. Retirees are less likely to participate in non-formal learning activities compared to employees. However, the participation in non-formal learning activities of retirees has increased over the last 20 years.
Study II focuses on participation in non-formal learning activities during the transition to retirement. Both employment after retirement (Anger et al., 2018; Mahne et al., 2017b) and participation in learning activities (Kaufmann-Kuchta & Widany, 2017; Theisen et al., 2009) are types of social participation. Although both monetary and non-monetary motives drive employment after retirement, the non-monetary motives remain dominant (Anger et al., 2018). Based on sociological life course approaches (Elder et al., 2003; Elder & Shanahan, 2006; Settersten & Gannon, 2005), the value-expectancy theory (Esser, 1999) and the socioemotional selectivity theory (Carstensen et al., 1999), the study investigates whether participation in non-formal learning activities can be an alternative for employment for non-employed retirees with a desire to work. The results indicate that non-employed retirees with a desire to work stemming solely from non-monetary motives are more likely to participate in non-formal learning activities than non-employed retirees with no desire to work and non-employed retirees with a desire to work that stems from monetary motives.
Study III addresses the relationship between participation in non-formal learning activities and life satisfaction of employees using the socioemotional selectivity theory (Carstensen et al., 1999) and the value-expectancy theory (Esser, 1999). The results indicate a positive association between participation in non-formal learning activities and life satisfaction among employees. Moreover, supplementary analyses reveal that employees who participate in work-related non-formal learning activities show a higher life satisfaction in comparison to employees who are not engaged in non-formal learning.
The starting point of Study IV is a review of data sources focusing on further education. The review revealed that the available data sources provided limited information on topics in the focus of this thesis, and therefore, allowed meeting the objectives of the thesis only partially. In particular, data on participation in further education after retirement and on motivational aspects of participation in further education are scarce. As a partial remedy, Study IV successfully attempted to statistically match (D’Orazio et al., 2006) two different data sources – from the EdAge study (EdAge – Bildungsverhalten und interessen Älterer) and the German Ageing Survey (DEAS) – to enable an inquiry into the relationship between participation in further education and life satisfaction of individuals in the second half of life. Thanks to the statistical matching, the strengths of both data sources can be used for an analysis of the relationship between participation in further education and life satisfaction.
Due to the lack of data sources with information on the motivational aspects of participation in further education, the thesis presents a theory-based recommendation for an instrument to measure motivational aspects of participation in further education. The instrument can be used in future research (for instance, in the National Educational Panel Study [NEPS]) on the role of motivational factors for participation in further education and the relationship between participation in further education and life satisfaction.
Overall, the results of this dissertation support previous research findings on participation in further education and the relationship between participation in further education and life satisfaction of people in the second half of life. The dissertation adds to previous research by drawing upon a life course perspective and using longitudinal data. It investigates further education decisions in the light of their embedding in various opportunity structures and life phases in the second half of life, of which employment, retirement and the transition to retirement are of particular interest. The results show that participation in further education as an aspect of lifelong learning is a meaningful activity after retirement. They also indicate that participation in further education activities is associated with higher life satisfaction. From the results of the dissertation, implications for future research on participation in further education and on the relationship between participation in further education and life satisfaction of older people are discussed.
en
dc.format.extent
XIV, 226 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Weiterbildung
de
dc.subject
Lebenslanges Lernen
de
dc.subject
Lebenszufriedenheit
de
dc.subject
Zweite Lebenshälfte
de
dc.subject
Bildungserträge
de
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften::370 Bildung und Erziehung::374 Erwachsenenbildung
dc.title
Weiterbildungsbeteiligung und Lebenszufriedenheit in der zweiten Lebenshälfte
dc.contributor.gender
female
dc.contributor.firstReferee
Kaufmann-Kuchta, Katrin
dc.contributor.furtherReferee
Kuper, Harm
dc.date.accepted
2024-07-17
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-46503-9
dc.title.subtitle
Empirische Befunde und Entwicklungspotenziale der Datengrundlagen in der Weiterbildungsforschung
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access