Das Zirkulationsverhältnis der Gabe - Eine Untersuchung der Struktur der Zirkulation bei Marcel Mauss und Karl Marx

Abstract

Das Phänomen der Gabe bringt die Frage nach der Zirkulation mit sich - nach einer Art der Transaktion, einer Art des Tausches, die sich von der Warenzirkulation als gegenwärtig herrschendes Verhältnis unterscheidet. Um diese Frage zu bearbeiten, wird mit dem Zirkulationsverhältnis ein Begriff eingeführt, der es erlauben soll, die Geschichte der Zirkulation denkbar zu machen. Vorbild dafür ist die historisch-materialistsiche Entwicklung der Produktionsverhältnisse bei Marx. Die Gabenzirkulation wird dann konkretisiert durch eine Charakterisierung ihrer Strukturbeschaffenheiten. Abschließendes Resultat ist die Einsicht, dass die Gabe 1) die Beziehungen zwischen den Tauschpartnern sichtbar macht und verhandelt, 2) eine Präsenz des Anderen im Eigenen einrichtet, und dabei 3) auf Verbindlichkeit mit zeitlicher Struktur und 4) aktivierender Umkehrung von Schuldverhältnissen beruht. Gesellschaftstheoretisch zeigt sich, dass die Gabe den Tauschpartnern deren Verbindung in der Zirkulation und damit deren gesellschaftliches Sein vermittelt.

The phenomenon of the gift raises the question of circulation - of a type of transaction, a type of exchange that differs from commodity circulation as the currently prevailing relationship. In order to address this question, the mode of circulation is introduced as a concept that should make it possible to visualise the history of circulation. The model for this is Marx's historical-materialist development of the relations of production. The circulation of gifts is then concretised through a characterisation of its structural features. The final result is the insight that the gift 1) makes visible and negotiates the relationships between the exchange partners, 2) establishes a presence of the other in one's own, and at the same time 3) is based on obligation with a temporal structure and 4) activating reversal of debt relationships. In terms of social theory, it can be seen that the gift mediates the connection between the exchange partners in circulation and thus their social existence.