Epidemiologie und Prävention pflegerelevanter Hautschäden in der stationären Langzeitpflege

Abstract

Mit fortschreitendem Lebensalter kommt es vermehrt zu funktionalen Einschränkungen sowie einer Zunahme chronischer Erkrankungen. Von diesen natürlichen Alterungsprozessen ist auch die Haut betroffen, welche infolgedessen anfälliger für das Auftreten von Hautschäden wird. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, präventive Effekte einer evidenzbasierten Pflegeroutine sowie adäquater Lagerung hinsichtlich der Vermeidung von Hautschäden im Alter und bei Pflegebedürftigkeit zu untersuchen. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde zum einen eine explorative, kontrollierte, clusterrandomisierte, pragmatische Studie in der stationären Langzeitpflege in Berlin durchgeführt. Die Epidemiologie pflegerelevanter Hautschäden sowie Effekte der Implementierung eines evidenzbasierten Hautpflegealgorithmus, welcher Maßnahmen zu Prävention und Pflege der häufigsten pflegerelevanten Hautschäden vereint, wurden untersucht. Die Analyse von 314 Pflegeheimbewohnenden über 65 Jahre zeigte eine hohe Prävalenz pflegerelevanter Hautschäden, wie Xerosis cutis, Inkontinenz-assoziierte Dermatitis, Intertrigo, Skin Tears und Dekubitus. Skin Tears waren besonders mit kognitiven und physischen Einschränkungen, und Dekubitus war ebenfalls mit eingeschränkter Mobilität sowie erhöhter Pflegebedürftigkeit assoziiert. Nach der Einführung eines Hautpflegealgorithmus für sechs Monate war die kumulative Inzidenz der häufigsten pflegerelevanten Hautschäden, bis auf die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis, in der Interventionsgruppe geringer als in der Kontrollgruppe. Neben der Verbesserung der Hautgesundheit konnte gezeigt werden, dass eine adäquate Hautpflege mit vorausgehendem Hautassessment in der Praxis umsetzbar ist. Zum anderen wurde eine Sekundärdatenanalyse einer randomisierten, kontrollierten, exploratorischen Studie mit Crossover-Design durchgeführt und in vivo Veränderungen sowie Assoziationen hautphysiologischer Parameter im Sakral- und Fersenbereich nach Druckbelastung beschrieben. Die Messungen erfolgten vor und nach 120-minütiger Liegedauer auf einer Standardschaummatratze. Bei beiden Studienarealen wurde eine Zunahme von Hautfeuchtigkeit, Hautrötung und Hauttemperatur festgestellt. Eine Korrelationsanalyse zeigte, dass eine Zunahme von Hautrötung und Hauttemperatur nicht miteinander assoziiert ist. Es ist anzunehmen, dass der einwirkende Druck eine mechanische Deformation der Haut und der darunter Zusammenfassung 2 liegenden Schichten bedingt. In der Folge verstärkt sich das Erythem. Dieses findet jedoch unabhängig von einer Veränderung des Mikroklimas, das heißt einer Zunahme von Hautfeuchtigkeit und Hauttemperatur, statt.

With increasing age, functional limitations and chronic diseases occur more frequently. During this progress, the skin undergoes a natural ageing process, which increases the risk of adverse skin conditions. The aim of this dissertation was to investigate the effects of an evidence-based preventive skincare programme and adequate loading, to reduce adverse skin conditions in older nursing home residents. One the one hand, an explorative, controlled, cluster-randomised, pragmatic trial was conducted in institutional long-term care in Berlin, Germany. The epidemiology of care related skin problems and the effects of implementing an evidence-based skincare programme were analysed. The analysis of 314 residents over 65 years in long-term care facilities showed a high prevalence of adverse skin conditions e.g., xerosis cutis, incontinence-associated dermatitis, intertrigo, skin tears and pressure ulcers. Skin tears were in particular associated with cognitive and physical impairment, and pressure ulcers were associated with reduced mobility and increased care dependency. By implementing a structured and evidence-based skincare programme for a period of six months, the cumulative incidence of the most common care-related skin conditions was, except incontinence-associated dermatitis, lower in the intervention group compared to the control group. Besides preventive effects regarding skin health in aged nursing home residents, it could have been shown that adequate skincare with prior skin assessment was possible to implement in care practice. On the other hand, a secondary data analysis of a randomised, controlled, exploratory trial with crossover design investigated in vivo changes of skin properties after 120 minutes loading at sacral and heel skin, as well as possible associations. The measurement of skin physiological parameters after 120 minutes of loading on a basic foam mattress showed an increase of skin moisture, skin redness and skin temperature. Further analysis displayed that loading and pressure during mechanical deformation increased the erythematous response. Independently, an increase of skin temperature and humidity, as part of occlusion and a change of the microclimate, occurred.