Flugunfähige Vögel sind in zoologischen Einrichtungen keine Seltenheit. In früheren Jahren war das Flugunfähigmachen von Vögeln die gängige Praxis, um sie daran zu hindern, ihrem Gehege zu entweichen.
Mit der Änderung des Deutschen Tierschutzgesetzes im Jahre 1998 wurde jedoch das irreversible Flugunfähigmachen durch Paragraph 6 des Deutschen Tierschutzgesetzes verboten. Nichtsdestotrotz gibt es auch die Ansicht, dass auch das reversible Flugunfähigmachen mittels Federschneiden unter diesen Paragrafen fallen würde.
So kommt es immer wieder zu kontroversen Diskussionen, ob der Vogel aufgrund seiner Flugunfähigkeit leidet, oder dies durch andere Verhaltensweisen kompensiert werden könnte. Jeglichen Argumenten fehlt aber die wissenschaftliche Grundlage, da der Zusammenhang zwischen dem Flugunfähigmachen eines Vogels und seinem Wohlbefinden bisher nicht wissenschaftlich untersucht wurde.
Mit der Entwicklung der Kortikosteron Messung aus der Feder eröffnete sich nun die Möglichkeit, erste Zusammenhänge tierbasiert untersuchen zu können. Da das Wohlbefinden von zoologisch gehaltenen Tieren immer mehr im Fokus der öffentlichen Debatte steht, mit der Forderung einer tiergerechten Tierhaltung, wurde diese Studie entwickelt, um erste Daten zum Rosapelikan (Pelecanus onocrotalus) in Bezug auf sein Wohlbefinden und dem Flugunfähigmachen zu generieren.
Hierzu wurden in 21 deutschen, zoologischen Einrichtungen Daten gesammelt, welche auf der Kombination von Verhaltensbeobachtungen und der Messung von Feder Kortikosteron beruhten. Insgesamt wurden 215 Rosapelikane mithilfe eines erstellten Ethogramms beobachtet. Pro zoologische Einrichtung wurden die Tiere drei Tage lang für je zwei Mal zwei Stunden am Tag mittels Scan-Sampling-Methode beobachtet. Die Pelikane der Gruppen wurden je einem Flugstatus zugeteilt: flugfähig, reversibel flugunfähig oder irreversibel flugunfähig. Im selben Jahr der Verhaltensbeobachtung wurden dann von den Pelikanen Federproben genommen und das Feder Kortikosteron gemessen. Hierbei wurden 182 Pelikane beprobt. Die Daten wurden in einem linearen gemischten Regressionsmodell analysiert.
Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Feder Kortikosteron zwischen den einzelnen Flugstatusgruppen, jedoch waren Tendenzen ersichtlich. Die reversibel flugunfähig gemachten Rosapelikane zeigten die höchsten Feder Kortikosteron Werte. Auch die Gruppengröße der gehaltenen Rosapelikane hatte einen Einfluss, der jedoch nicht signifikant war. Hier hatten die größten Gruppen mit über 10 Tieren die niedrigsten Feder Kortikosteron Werte. Andere Variablen wie das Geschlecht oder das Alter der Tiere hatten ebenfalls keinen signifikanten Einfluss auf die Feder Kortikosteron Werte. In Bezug auf die Verhaltensbeobachtungen und die Feder Kortikosteron Werte zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit höheren Werten an Feder Kortikosteron und dem Verhaltensmuster flattern.
Es konnten somit Daten zu den Rosapelikanen in zoologischen Einrichtungen erhoben werden, die einen ersten Überblick über diese Art verschaffen.
Das Flugunfähigmachen scheint somit keinen signifikanten Einfluss auf das Wohlbefinden der Rosapelikane zu haben, obwohl Tendenzen ersichtlich waren. Das Verhaltensmuster flattern könnte ein Indikator für Stress sein, da hier höhere Feder Kortikosteron Werte festgestellt wurden.
Jedoch sind dies die ersten Ergebnisse der ersten Untersuchungen an Rosapelikanen in zoologischen Einrichtungen und diese sollten durch weitere Studien validiert werden.
Flightless birds are not an uncommon sight in zoological institutions. In prior years, immobilizing birds was a common practice to prevent them from escaping their enclosure.
The amentment of the German Animal Welfare Act in 1998 prohibited irreversible flight restriction by paragraph 6 of the German Animal Welfare Act. There are even some views that reversible feather clipping could also fall under this paragraph.
Discussions arise as to whether the bird is suffering because of its inability to fly or whether it could compensate for it through other behaviors. However, no argument is scientifically proven, since the association between deflighting a bird and its well-being has not been scientifically investigated.
With the development of corticosterone measurement of feathers, the possibility was now given to investigate first associations. The well-being of zoo animals is increasingly becoming the focus of good animal husbandry and so this study was designed to obtain initial data on the Great White Pelican (Pelecanus onocrotalus) in relation to its welfare and flight restriction. For this purpose, data were collected in 21 German zoological institutions, which are based on the combination of behavioral observations and the measurement of feather corticosterone. In total, 215 Great White Pelicans were observed using a developed ethogram. For each zoological institution, the groups were observed twice a day for two hours on three consecutive days using scan sampling. The pelicans were each assigned a flight status: airworthy, reversibly deflighted or irreversibly deflighted. In the same year of behavioral observation, feather samples were taken from the individual pelicans and the feather corticosterone was examined. 182 Pelicans were sampled. The data were analyzed in a linear mixed regression model.
However, a significant difference between the individual flight status groups was not proven, although tendencies were evident. The reversibly deflighted Great White Pelicans showed the highest feather corticosterone levels. There were also visible tendencies concerning the Group size of the examined pelicans, but these were not significant. The largest groups with more than 10 animals had the lowest feather corticosterone values. Other variables such as gender or age also showed no significant differences in feather corticosterone. The behavioral pattern of fluttering showed a significant correlation with higher levels of feather corticosterone.
Thus, first data on the Great White Pelican in zoological institutions was collected, which provide a first overview of this species. Flight restrictions do not appear to have an impact on Great White Pelicans' welfare, although tendencies were evident. The behavioral pattern of fluttering could be an indicator of stress, since higher levels of feather corticosterone were assessed.
These are the first results of the first studies on Great White Pelicans in zoological institutions and these results should be validated with follow-up investigations.