dc.contributor.author
Horn, Gudrun
dc.date.accessioned
2024-10-07T12:27:56Z
dc.date.available
2024-10-07T12:27:56Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/44948
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-44658
dc.description.abstract
Diese Arbeit untersucht die im Dīwān luġāt at-Turk des Maḥmūd al-Kāšġarī aus dem 11. Jh. n. Chr. verstreuten Angaben zur Sprache der Qïfǰāq mit dem Ziel, die Beziehungen dieser frühesten bekannten kiptschakischen Wörter einschließlich ihrer Lautgestalt zu historischen Vorgänger- und Nachfolgersprachen und bestimmten Sprachregionen der gesamten Turcia herauszuarbeiten und sie so in einen sprachhistorischen Kontext zu stellen. Dazu wurden sämtliche Varietäteneinträge des 637 Manuskriptseiten umfassenden Dīwān luġāt at-Turk neu verzettelt und der so gebildete Auszug des Wortmaterials der Qïfǰāq in alphabetischer Reihenfolge in der Art eines Meta-Wörterbuches aufbereitet. Nach Klärung der Textüberlieferung, Wortherkunft, Wortbildung, Lautstruktur und Bedeutungsspannweite wurde eine Belegsammlung erstellt, die das betreffende Wort in der Gesamtheit seiner Erscheinungsformen in möglichst zahlreichen alttürkischen, mitteltürkischen und neutürkischen Sprachen und Varietäten registriert und die Überlieferungs- und wo möglich Entlehnungswege der spezifisch kiptschakischen Elemente nachzuverfolgen versucht. Im Auswertungsteil wurden die Ergebnisse dieser Nachverfolgung zusammengeführt und verglichen. Besonderes Augenmerk lag darüberhinaus auf der textkritischen Aufarbeitung der Stellen, auf der Rolle des Kopisten und besonders späterer Kommentatoren, auf der Frage nach der Verlässlichkeit der Angaben Maḥmūd al-Kāšġarīs auf dem Hintergrund der so erarbeiteten Daten und auf seinen Angaben zur Verbreitung bestimmter Merkmale im Kiptschakischen zugleich mit anderen Varietäten des 11. Jhs., insbesondere in den Ogusischen Sprachen. Die Nachverfolgung, Lokalisierung und Bewertung charakteristischer sich während der gesamten historischen Zeit ausbreitender Lautwandelerscheinungen erfolgte in einer ergänzenden Untersuchung. Das so gewonnene Bild wurde in einen durch muslimische Geschichtsquellen des 10. bis 12. Jhs. und moderne Untersuchungen an historischem Genmaterial aufgebauten Rahmen eingeordnet. Hier wurde auch versucht, Bezüge zu aus der Geschichtsschreibung bekannten mittelalterlichen Völkerbewegungen herzustellen. Als Arbeitsgrundlage dienten neben dem einzigen erhaltenen Autographen des Dīwān luġāt at-Turk, gelesen nach dem Faksimile von 1990, die Edition des Werks von Dankoff und Kelly (Maḥmūd al-Kāšγarī, Compendium of the Turkic dialects, drei Bände, 1982 bis 1985) und zahlreiche Wörterbücher der alttürkischen, mitteltürkischen und neutürkischen Sprachen, darunter auch historische Wörterbücher, außerdem eine Auswahl an mitteltürkischen literarischen Quellen, Editionen islamischer Geschichtsschreiber und moderne Sekundärliteratur, u.a. zu Geschichte, Klimageschichte und historischer DNA Eurasiens. Als Ergebnis des sprachwissenschaftlichen Teils der Arbeit mit ihrer Untersuchung der von Maḥmūd al-Kāšγarī als kiptschakisch bezeichneten Formen nebst aller anderen Varianten in ihrer zeitlichen und lokalen Verbreitung ergaben sich 68 Wortstammbäume. Diese Wortstammbäume wurden ihrerseits ggf. unter Berücksichtigung interner Kategorien des Dīwān luġāt at-Turk wie Verbreitung in mehreren Türksprachenvarietäten des 11. Jhs. hinsichtlich des Vor- und Weiterlebens der als Kiptschakisch gekennzeichneten Varianten zusammengeführt und ausgewertet und die Ergebnisse ggf. in Gruppen nach Art des Merkmals sortiert und einzeln besprochen. Für einzelne Wörter ergaben sich im Zuge der Aufarbeitung Beiträge zur Lehnwortforschung und Etymologie. Insgesamt konnte die Zweiteilung der kiptschakischen Siedlungsgebiete, wie sie auf der Karte des Dīwān luġāt at-Turk gezeigt ist, durch das Textmaterial bestätigt werden, es ergaben sich jeweils leicht unterschiedliche Bezüge zum West- und Ostalttürkischen. Für das 11. Jh. waren entsprechend charakteristische Sprachvarietätengruppierungen feststellbar. Hier zeichnete sich schwach eine Aufteilung in ein nordtürkisches und ein südtürkisches Sprachareal ab, das allerdings nicht mit dem im Text des Dīwān luġāt at-Turk vorgestellten Nord- und Südriegel der Türkstämme deckungsgleich ist – diese Anordnung im Dīwān luġāt at-Turk stellt eine Momentaufnahme der Wanderbewegungen diverser Türkvölker nach Westen dar. In den Kapiteln zum Erhalt des kiptschakischen Wortmaterials des Dīwān luġāt at-Turk in den mittel- und neutürkischen Sprachen ergaben sich vereinzelt Einblicke in die Entstehungsgeschichte der zeitgenössischen Familie der Kiptschaksprachen. Hierbei waren Überlegungen zu Lautsystemverschiebungen für die Auswertung unerlässlich. Für das 11. Jh. wurde dahingehend eine grobe Dreiteilung der türkischen Sprachgemeinschaft rekonstruiert und diese für die Folgejahrhunderte in ihrer weiteren Entwicklung nachverfolgt. Auch die Vertretung der türkischen Klusile im Altuigurischen von Xinjiang und die Häufigkeit von Frikativen in der Aralo-kaspischen Region spielen in diesem Rahmen eine Rolle. Zwei Kapitel zur Bewertung der Fähigkeiten und Leistungen des Autors Maḥmūd al-Kāšġarī, eines ohne und eines mit Einbeziehung der Ergebnisse der Wortstammbäume, liefern ein mehrschichtiges Profil des Autors und seiner Leistungen. Ein Ergebnis der textkritischen Arbeit ist die versuchte Identifikation des bisher namentlich unbekannten aktivsten nachträglichen Kommentators und Glossenschreibers des Dīwān luġāt at-Turk, "the later hand", mit Aḥmad Ḫaṭīb Dārayyā und damit die Datierung wichtiger Glossen. Schließlich wurde eine Auswertung der muslimischen Quellen zur Geschichte der Kiptschaken mit einer Sichtung historischen genetischen Materials kombiniert und über die aus der sprachwissenschaftlichen Untersuchung gewonnenen Daten geblendet. Im Ergebnis ergaben sich Vermutungen zum Ablauf des mehrphasigen Wanderungsgeschehens der Kiptschaken, Kimäk und Yemäk unter Beteiligung von Bevölkerungsgruppen östlicher (darunter C-Y15550 und C-F12970 unter C-M86) und westlicher (darunter R1b-M73) Herkunft.
de
dc.description.abstract
This work examines the word material on the Kipchak language found scattered in the 11th century CE Dīwān luġāt at-Turk of Maḥmūd al-Kāšġarī, with the aim of working out the relationships of these earliest known Kipchak words, including their phonetic form, to historical predecessor and successor languages and specific linguistic regions throughout the Turcia, thus placing them in a language-historical context. For this purpose, all dialect and variety entries of the 637 manuscript pages of the Dīwān luġāt at-Turk were revisited and the excerpt of the Kipchak word material thus formed was prepared in alphabetical order in the manner of a meta-dictionary. After clarifying textual tradition, word origin, word formation, phonetic structure, and range of meaning, a collection of data was compiled that registered the word in question in the totality of its manifestations in as many Old Turkic, Middle Turkic, and New Turkic languages and varieties as possible. There followed an attempt to trace the transmission and, where possible, borrowing paths of the specifically Kipchak elements. In the evaluation part, the results of this tracing were brought together and compared. Special attention was paid to the text-critical treatment of the passages, to the role of the copyist and especially of later commentators, to the question of the reliability of Maḥmūd al-Kāšġarī's data on the basis of the data thus obtained, and to his data on the distribution of certain features in Kipchak as well as additionally in other 11th-century varieties, especially in the Oguz languages. The tracing, localization and evaluation of characteristic sound change phenomena spreading throughout the historical period was carried out in a supplementary investigation. The picture thus obtained was placed in a framework built up by Muslim historical sources of the 10th to 12th centuries and modern studies of historical genetic material. Here, an attempt was also made to establish references to medieval movements of peoples known from historiography. In addition to the only surviving autograph of the Dīwān luġāt at-Turk, read from the 1990 facsimile, the working ground was the edition work of Dankoff and Kelly (Maḥmūd al-Kāšγarī, Compendium of the Turkic dialects, three vols, 1982 to 1985) and numerous dictionaries of the Old Turkic, Middle Turkic, and New Turkic languages, including historical dictionaries, as well as a selection of Middle Turkic literary sources, editions of Islamic historians, and modern secondary literature, including such on history, climate history, and historical DNA of Eurasia, among others. As a result of the linguistic part of the work with its study of the forms designated by Maḥmūd al-Kāšγarī as Kipchak along with all other variants in their temporal and local distribution, 68 word trees emerged. These word phylogenetic trees were in turn merged and evaluated with regard to the pre-existing and later variants designated as Kipchak, if necessary taking into account internal categories of the Dīwān luġāt at-Turk such as distribution in several Turkic language varieties of the 11th century. The results were sorted into groups according to the type of feature, if necessary, and discussed individually. For individual words, contributions to loanword research and etymology resulted in the course of reappraisal. Overall, the two-partition of the Kipchak settlement areas, as shown on the map of the Dīwān luġāt at-Turk, seems to be confirmed by the textual material; in each case, slightly different references to Western and Eastern Old Turkic emerged. For the 11th century, characteristic language variety groupings have been determined accordingly. Here, a division into a northern Turkic and a southern Turkic linguistic area became faintly apparent, which, however, is not congruent with the northern and southern rows of the Turkic tribes presented in the text of the Dīwān luġāt at-Turk – this arrangement in the Dīwān luġāt at-Turk represents a snapshot of the migratory movements of diverse Turkic peoples to the west. In the chapters on the preservation of the Kipchak word material of the Dīwān luġāt at-Turk in the Middle and New Turkic languages, isolated insights into the history of the formation of the contemporary family of Kipchak languages were obtained. Here, considerations of sound system shifts were essential for the evaluation. For the 11th century, a rough division of the Turkic language community into three parts was reconstructed, and this was traced in its further development for the following centuries. The representation of Turkic clusilic consonants in the Old Uyghur of Xinjiang and the frequency of fricatives in the Aralo-Caspian region also play a role in this framework. Two chapters evaluating the skills and achievements of the author Maḥmūd al-Kāšġarī, one without and one with the inclusion of the results of the word trees, provide a multi-layered profile of the author and his achievements. One result of the text-critical work is the attempted identification of the most active subsequent commentator and gloss writer of the Dīwān luġāt at-Turk, "the later hand," previously unknown by name, with Aḥmad Ḫaṭīb Dārayyā, and thus the dating of important manuscript glosses. Finally, an evaluation of Muslim sources on the history of the Kipchaks was combined with a review of historical genetic material and blended over the data obtained from the linguistic study. As a result, conjectures emerged about the course of the multi-phase migration of the Kipchaks, Kimäk, and Yemäk involving populations of eastern (including C-Y15550 and C-F12970 sub C-M86) and western (including R1b-M73) origin.
en
dc.format.extent
525 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Dīwān luġāt at-Turk
de
dc.subject
Maḥmūd al-Kāšġarī
de
dc.subject
Kipchak Yemek
en
dc.subject
language history of Turkic
en
dc.subject
Late Old Turkic dialect groups
en
dc.subject
sound system shifts
en
dc.subject
historical genetics
en
dc.subject.ddc
400 Sprache::490 Andere Sprachen::494 Altaische, uralische, paläosibirische, drawidische Sprachen
dc.title
Kiptschakisch in Maḥmūd al-Kāšġarī's Dīwān luġāt at-Turk - Lexik
dc.contributor.gender
female
dc.contributor.firstReferee
Kellner-Heinkele, Barbara
dc.contributor.furtherReferee
Talay, Shabo
dc.date.accepted
2023-11-07
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-44948-2
dc.title.translated
Kipchak in Maḥmūd al-Kāšġarī's Dīwān luġāt at-Turk - lexicon
eng
refubium.affiliation
Geschichts- und Kulturwissenschaften
dcterms.accessRights.dnb
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