This dissertation comprises four independent chapters contributing to the literature on the Economics of Education and Labor Economics. They shed light on the determinants of high school graduates' wage expectations (Chapter 1) and how these expectations, along with the labor market conditions at graduation (Chapter 2), program rankings (Chapter 3), and the direct costs of studying (Chapter 4), affect postsecondary human capital investment. A comprehensive introduction and conclusion precede and close the individual contributions.
Chapter 1 uses detailed data from a unique survey of high school graduates in Germany, and documents a gender gap in expected full-time earnings of more than 15%. We decompose this early gender gap and find that especially differences in coefficients help explain different expectations. In particular, the effects of having time for family as a career motive and being a first-generation college student are associated with large penalties in female wage expectations exclusively. This is especially true for higher-expected career paths. Resulting expected returns to education are associated with college enrollment of women and could thus entrench subsequent gaps in realized earnings.
Chapter 2 asks if countercyclical college-going, a stylized fact in economics, holds with a dual education system as an outside option. This study uses German register data to show that reduced local labor demand at high school graduation decreases college enrollment and attainment. More students choose vocationally oriented colleges and apprenticeships instead of traditional universities. Conditional on economic preferences, these effects are reversed for high SES graduates. Survey data further reveals that low-achieving young men expect higher relative returns to vocational education during recessions. The findings suggest that investment in firm-specific human capital is perceived as an insurance mechanism.
Chapter 3 asks how public information on the within-field-of-study quality distribution of universities affects college choice. We combine an ordinal tier ranking published by the German newspaper "Die Zeit" and register data on higher education students. Differences-in-differences estimates show that being ranked in the top tier increases the average distance traveled by freshmen within a program by over 7%. The results are larger in dynamic specifications and robust to controlling for the local rent level. Rankings based on recommendations by faculty are overall less effective. We discuss how information provision on program quality can affect educational mismatch and implications for inequality.
Chapter 4 analyzes how tuition fees affect not only university enrollment but also completion rates. Following a landmark court ruling in 2005, more than half of Germany's universities started charging tuition fees, which were later abolished in a staggered manner. We exploit the fact that even students who were already enrolled had to start paying fees. We show that fees increase study effort and degree completion among these students. However, fees also decrease first-time university enrollment among high school graduates. Combining this enrollment impact with the effect on completion, we find that fees around the zero-price margin have only little effect on overall educational attainment. We conclude by discussing policies targeting the separate effect margins of fees and caution against a general abolition.
Diese Dissertation umfasst vier eigenständige Kapitel, die zur Literatur in der Bildungs- und Arbeitsmarktökonomie beitragen. Sie zeigen auf, welche Determinanten zu den Lohnerwartungen von Abiturienten beitragen (Kapitel 1) und wie diese Erwartungen zusammen mit Arbeitsmarktbedingungen zum Zeitpunkt des Abiturs (Kapitel 2), Studiengangsrankings (Kapitel 3) und Studiengebühren (Kapitel 4) nachschulische Humankapitalinvestitionen beeinflussen. Eine umfassende Einleitung und eine Zusammenfassung bilden den Rahmenteil.
Kapitel 1 zeigt anhand detaillierter Befragungsdaten unter deutschen Abiturienten, dass Frauen bereits kurz nach dem Abitur im Schnitt 15% niedrigere Einkommenserwartungen haben als Männer. Eine Dekomposition dieser frühen Geschlechtsunterschiede zeigt, dass insbesondere gruppenspezifische Korrelationen einzelner Merkmale mit den Einkommenserwartungen, statt die Häufigkeit der Merkmalsausprägungen selbst, eine große Rolle spielen. Insbesondere eine Präferenz für ausreichend Zeit mit der Familie und ein Erstakademikerstatus, sind mit geringeren Lohnerwartungen von Frauen verbunden. Dies gilt vor allem für potentiell höhere Karrierepfade. Bei Frauen hängen niedrige Einkommenserwartungen außerdem statistisch mit weniger Hochschuleinschreibungen zusammen, womit sich Geschlechterunterschiede im tatsächlichen Einkommen später verwirklichen könnten.
Kapitel 2 kontrastiert die vorherrschende Evidenz zur Rolle von Arbeitsmarktbedingungen bei nachschulischen Bildungsentscheidugungen. Gilt die herkömmliche Logik antizyklischer Hochschuleinschreibungen auch in einem Kontext, in dem eine duale Ausbildung die Hauptalternative zu einem Studium darstellt? Anhand von Daten des Deutschen Hochschulregisters zeigt diese Studie, dass eine geringere lokale Arbeitsnachfrage zum Zeitpunkt des Schulabschlusses die Zahl der Studienanfänger und -absolventen betroffener Jahrgänge reduziert. Mehr Abiturienten entscheiden sich für praxisorientierte Hochschulen oder beginnen eine Ausbildung statt ein Studium an klassischen Universitäten aufzunehmen. Abhängig von Zeit- und Risikopräferenzen finden sich umgekehrte Effekte bei Absolventen aus Akademikerfamilien. Befragungsdaten zeigen außerdem, dass männliche Schüler mit unterdurchschnittlichen Noten in Rezessionen höhere relative Erträge aus beruflichen Abschlüssen erwarten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass firmenspezifisches Humankapital von einigen Absolventen als Absicherung gegen ökonomische Unsicherheiten gesehen wird.
Kapitel 3 geht der Frage nach, wie sich öffentliche Informationen über die Qualitätsverteilung von Universitäten innerhalb eines Studienbereichs auf die Hochschulwahl auswirken. Wir kombinieren ein von der deutschen Zeitung "Die Zeit" veröffentlichtes ordinales Ranking und die amtliche Statistik der Studierenden. Differenzen-in-Differenzen-Schätzungen zeigen, dass eine Platzierung in der Spitzengruppe die durchschnittliche Entfernung, die Studienanfänger innerhalb eines Studiengangs zurücklegen, um über 7% erhöht. Die Ergebnisse sind größer in dynamischen Spezifikationen und robust gegenüber dem lokalen Mietniveau als Kontrollvariable. Ranglisten, die auf Empfehlungen von Lehrkräften beruhen, sind insgesamt weniger effektiv. Wir diskutieren wie Informationen über Studiengangsqualität sowohl die Passung von Studiengängen und Studierenden, als Bildungsungleichheiten beeinflussen können.
Kapitel 4 analysiert, wie Studiengebühren nicht nur Universitätseinschreibungen, sondern auch Abschlussquoten beeinflussen. Nach einem Gerichtsurteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2005 begannen mehr als die Hälfte der deutschen Universitäten, Studiengebühren zu erheben, welche später stufenweise abgeschafft wurden. Wir nutzen die Tatsache, dass selbst bereits eingeschriebene Studierende Gebühren zahlen mussten. Zwar erhöhen Gebühren unter diesen Studierenden den Lernaufwand und die Wahrscheinlichkeit eines Studienabschlusses, allerdings verringern sie auch die Ersteinschreibungsquote an Universitäten. Insgesamt hatten geringfügige Studiengebebühren also nur wenig Einfluss auf den gesamten tertiären Bildungserwerb. Wir raten von einer generellen Abschaffung von Studiengebühren ab und erörtern Möglichkeiten der Hochschulfinanzierung, welche die diskutierten Effekte berücksichtigen.