Die perioperative Antibiotikaprophylaxe (PAP) ist eine Maßnahme zur Prophylaxe von postoperativen Wundinfektionen (SSI). In den aktuellen internationalen Leitlinien für die bariatrische Chirurgie wird die PAP empfohlen. Diese Empfehlung basiert jedoch auf einem geringen Evidenzgrad. Wir untersuchten, ob der Verzicht auf eine PAP bei einem laparoskopischen Magenbypass (RYGB) zu einer erhöhten stationären Wiederaufnahmerate aufgrund von SSI führt oder das Auftreten von postoperativen Komplikationen in den ersten 30 postoperativen Tagen beeinflusst. Die Studie analysierte retrospektiv 494 prospektiv erfasste Patientinnen und Patienten, die sich in der Abteilung für Adipositas- und Metabolische Chirurgie am Helios Klinikum Berlin Buch einem RYGB unterzogen. Eine Gruppe erhielt eine PAP mit 3 g Cefuroxim i. v., die andere Gruppe erhielt keine PAP. Die Operationen wurden zwischen dem 1. Dezember 2019 und dem 31. Dezember 2020 durchgeführt. 259 Patientinnen und Patienten (52,6 %) erhielten eine PAP (3 g Cefuroxim i. v.), während 235 (47,4 %) keine PAP erhielten. Eine stationäre Wiederaufnahme innerhalb von 30 Tagen war bei 14 der 494 Studienteilnehmenden (2,8 %) notwendig, von denen 8 von 235 (3,4 %) keine PAP und 6 von 259 (2,31 %) eine PAP erhalten hatten (p = 0,458). Die Inzidenz von Wundinfektionen (SSI) war zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. Die Komplikationen nach der Clavien-Dindo-Klassifikation (CDK) unterschieden sich ebenfalls nicht signifikant, doch blieben die Patientinnen und Patienten ohne PAP signifikant länger im Krankenhaus: Die fünf Personen mit SSI in der Gruppe ohne PAP hatten einen mittleren stationären Aufenthalt von 17 Tagen. Die beiden Personen mit SSI trotz PAP wurden am postoperativen Tag 4 entlassen. Alle drei Personen, die aufgrund einer SSI einer chirurgischen Revision unterzogen werden mussten, hatten keine PAP erhalten. Bei vier der sieben Patientinnen und Patienten mit SSI ließen sich mikrobiologisch Krankheitserreger nachweisen; diese Studienteilnehmenden gehörten ebenfalls zu der Gruppe, die ohne PAP operiert wurde. Die PAP scheint keinen signifikanten Einfluss auf die stationären Wiederaufnahmeraten zu haben. Der Verzicht darauf führt jedoch möglicherweise zu einer Verlängerung des stationären Aufenthalts und zu einer erhöhten Revisionsrate. Zur Überprüfung unserer Hypothese sind prospektive Follow-up-Studien mit powerkalkulierten Fallzahlen erforderlich.
Perioperative antibiotic prophylaxis (PAP) serves as a preventive measure against surgical site infections (SSI). Despite the endorsement of PAP in international guidelines for bariatric surgery, the supporting evidence is relatively limited. Our investigation aimed to assess the impact of excluding PAP in laparoscopic gastric bypass (RYGB) on readmission rates and postoperative complications within the initial 30 days. We conducted a retrospective analysis of data from two distinct RYGB patient cohorts at Helios Klinikum Berlin Buch. One cohort received PAP (3g cefuroxime i.v.), while the other did not, spanning from 01/12/2019 to 31/12/2020. Among the 494 patients under study, 52.6% received PAP, while 47.4% did not. Inpatient readmission within 30 days after the operation occurred in 2.8% of cases, with no statistically significant difference noted between those administered PAP (2.3%) and those without (3.4%) (p=0.458). The incidence of SSI and complications according to the Clavien-Dindo classification did not exhibit significant differences between the two groups. Nevertheless, patients who did not receive PAP experienced a significantly prolonged hospital stay. While the rates of inpatient readmission remained unaffected by the presence or absence of PAP, the omission of PAP was associated with an extended hospital stay. Further prospective studies with adequately powered sample sizes are imperative to validate these findings. (De Santo et al., 2023)