Die vorliegende Dissertationsschrift befasst sich mit der Frage der schulischen Organisationsgestaltung im Zusammenhang mit der Neuen Steuerung im Bildungssystem. Exemplarisch wird der Umgang mit kooperativen Schulentwicklungsaufgaben (z.B. Schulprogrammarbeit) betrachtet, da hier die Notwendigkeit zur Reorganisation, im Sinne der Überwindung der segmentierten Organisationsstrukturen, am deutlichsten zum Tragen kommt. Die Ergebnisse basieren auf den Daten einer standardisierten Befragung von Schulleitungen an Berliner allgemeinbildenden Schulen. Die Stichprobe beläuft sich auf N=177. In Anlehnung an das Vorgehen des Situativen Ansatzes wurden schulische Organisationsstrukturen empirisch erfasst und auf Zusammenhänge mit bestimmten situativen Faktoren (Schulgröße, Schulform) geprüft. Dabei hat sich die Schulform als relevante Einflussgröße im Hinblick auf die Organisationsgestaltung erwiesen: Merkmale, die die Koordination und Abstimmung im Kollegium betreffen sind in Hauptschulen tendenziell stärker ausgeprägt als in den anderen Schulformen; in Gymnasien hingegen sind diese Merkmale vergleichsweise schwach ausgeprägt. Mittels clusteranalytischer Verfahren konnten auf der Basis fünf zentraler Strukturmerkmale drei schulische Organisationstypen identifiziert werden: wenig organisierte Schulen, ‚oligarchisch’ gesteuerte Schulen sowie kooperativ gemanagte Schulen. Die Cluster wurden anschließend vor dem Hintergrund der bildungspolitischen Programmatik interpretiert, wonach sowohl Elemente des New Public Management (NPM) Einzug in Schulen nehmen sollen, als auch die Bedeutsamkeit kollegialer Werte und Aushandlungsprozesse im Kollegium betont wird. Unter der theoretischen Annahme, dass es sich hierbei um zwei konträre Steuerungslogiken handelt, wurde mittels Varianzanalysen geprüft, inwieweit sich die gewonnenen Organisationstypen hinsichtlich der beiden Konzepte unterscheiden. Die Ergebnisse zeichnen das folgende Bild: Das Cluster der wenig organisierten Schulen verweist darauf, dass ein großer Teil der Schulen trotz aller Steuerungsbemühungen an einer lose gekoppelten Organisationsstruktur festhält (Weick 1976). Während in dem Cluster der ‚oligarchisch’ gesteuerten Schulen Elemente des New Public Management überwiegen, konnte mit dem Typus der kooperativ gemanagten Schulen gezeigt werden, dass die beiden propagierten Steuerungslogiken des Managements und der professionellen Vergemeinschaftung zu großen Teilen miteinander verträglich sind. Als miteinander konfligierend haben sich jedoch Mechanismen der hierarchischen Steuerung und der kollegialen Abstimmung erwiesen.
The study investigates reorganization processes in schools relating to the introduction of new governance strategies within the educational system. It focuses on how teachers and principals deal with cooperative requirements in the context of school development planning. It is assumed that the need for cooperation enforces processes of reorganization in schools. The results are based on data from a standardized survey in schools for general education in Berlin. The sample includes 177 school principals. By using the ‘contingency approach’ as a theoretical framework, organizational structure of schools as well as situational factors (school-size, -type) were analyzed. As a first result it was shown that the school-type has an impact on the organizational structuring: Compared to schools with high academic requirements (‘Gymnasien’) schools with lower academic requirements (‘Hauptschulen’) tend to use mechanisms of coordination and mutual adjustment among the teaching staff to a higher extent. Based on five dimensions of organizational structure three different configurations were revealed by cluster analyses: schools with a low degree of organization, ‘oligarchicly’ governed schools and cooperatively managed schools. The three clusters were then interpreted with regard to current governmental policies. According to these policies, elements of New Public Management should be used in schools and at the same time there should be a high degree of collegiality and deliberation among teaching staff. It is assumed that these are two conflicting concepts. Analyses of variance were employed to make sure whether the clusters differ in characteristics of the two concepts. The results show that half of the schools (type 1) seem to ignore the governmental policies and remain “loosly-coupled” (Weick 1976). Whilst schools in the second cluster use mainly elements of NPM, the third cluster refers to a com-patibility of both concepts. Only mechanisms of hierarchical control seem to conflict with concepts of collegiality.