Das vietnamesische Berlin war lange Zeit hauptsächlich durch zwei Zuwanderungsgruppen gekennzeichnet: die vornehmlich aus Südvietnam geflüchteten sogenannten „Boatpeople“, die Ende der 1970er von der BRD im Rahmen von Kontingentvereinbarungen aufgenommen wurden und die einstigen Vertragsarbeiter*innen, die in den 1980er Jahren in die DDR kamen und nach der Wiedervereinigung zu einem großen Teil in Deutschland blieben. Seitdem wird die Zuwanderung aus Vietnam heterogener, seit Beginn der 2010er Jahre hat sie sich deutlich verstärkt. Diese ‚neue Migration‘, über die bisher kaum etwas bekannt ist, steht im Mittelpunkt der vorliegenden sozialanthropologischen Studie. Mittels eines qualitativen und anwendungsbezogenen ethnografischen ‚multi-sited‘ Ansatzes wurden die dieser Zuwanderung zugrundliegenden Push und Pull-Faktoren und die zentralen Migrationsstrategien untersucht. Daneben wurden die empirisch evidenten Probleme und Belastungen aus der Sicht von Migrant*innen sowie von Fachkräften aus u.a. der Sozialen Arbeit und der Verwaltung analysiert, um ein umfassendes Bild über die Lebenssituation nach Ankunft in Berlin zu erhalten. Ein besonderer Fokus liegt auf den spezifischen Herausforderungen, denen sich (werdende) Mütter und ihre Kinder sowie Auszubildende gegenübersehen.