Die vorliegende Dissertation betrachtet die Entwicklung von Parteiidentifikationen (PI) mit der SPD in verschiedenen sozialen Gruppen sowie von Einstellungen zur SPD im Hinblick auf die Wahlentscheidung über den Zeitraum von 1984 bis 2017. Die Entwicklung der Partei wird aus zwei Perspektiven der Wahlforschung betrachtet: Zum einen aus der makrosoziologischen Perspektive („Cleavage-Modell“), zum anderen aus der sozialpsychologischen Perspektive („Michigan-Modell“). Das erste zentrale Ergebnis ist, dass die soziostrukturelle Prägung der SPD-Anhängerschaft durch formal Niedriggebildete und Arbeiter über den Beobachtungszeitraum praktisch vollständig aufgelöst wurde. Während in den 1980ern SPD-Bindungen bei Arbeitern und Niedriggebildeten noch deutlich häufiger vorkamen als in anderen Gruppen, ist das am Ende der Beobachtungsreihe im Jahr 2017 nicht mehr der Fall. Der zweite Ergebnisteil beschäftigt sich mit der Rolle von Einstellungen zur SPD bei der Wahlentscheidung bei den Bundestagswahlen von 1994 bis 2017. Je nach Wahljahr erhöhte eine SPD-Bindung die Wahrscheinlichkeit für eine entsprechende Wahl um 60 bis 80 Prozentpunkte. Die Verluste, die die Partei im Vergleich zu den 1990ern erlebte, können also teilweise durch den Rückgang an Parteibindungen an die SPD erklärt werden. Dies konnte noch für einige Wahlen durch starke Kandidateneffekte, kombiniert mit einem populären Amtsinhaber kompensiert werden, ab 2009 fielen solche kurzfristig wirksamen Effekte allerdings weg.
This dissertation examines party identification (PI) for the SPD among different social groups as well as attitudes towards the party with regard to vote choice over the course of several decades. It thus follows the party’s development from two perspectives: firstly, from a macrosociological perspective (“cleavage model”) and secondly, from a social psychology viewpoint (“Michigan model”). The first main finding was the dissolution of any socio-ecomonic imprint of SPD supporters by working class and among the low educated. While SPD ties where disproportionately common among these groups during the 1980s, that is not the case anymore at the end of my observation period in 2017. The second part of my results focus on the role of attitudes towards the SPD in the federal elections from 1994 to 2017. Varying between elections, an SPD party ID increased the likelihood of voting SPD by 60 to 80 percentage points. This along with the decreased propensity of SPD ties partly explains the losses the party has taken in the observation period. For some time, this was compensated by a popular incumbent and strong candidate effects. These short-term effects mostly vanished from 2009 on.