Die Implementierung von Systemen zur Überwachung der Vitalparameter von Patient:innen auf der ITS konnte die Patientensicherheit in der Intensivmedizin signifikant erhöhen. Seit Ende der 1960er Jahre stellt das Monitoring neben der klinischen Untersuchung von Patient:innen auf der ITS einen wesentlichen Bestandteil der intensivmedizinischen Versorgung dar und ist seit 2005 in diversen Leitlinien aufgenommen worden. Trotz innovativer Fortschritte im Bereich der Medizin, Informatik und Signalverarbeitung konnten neuere Ansätze jedoch nur unzureichend in die klinische Routine translatiert werden. Diese Habilitationsschrift fokussiert sich daher darauf, welche Aspekte des aktuellen Patientenmonitorings aus Sicht der Nutzer:innen auf der ITS sicherheitsrelevante Defizite aufweisen und wie die Patientensicherheit durch Umsetzung spezifischer Maßnahmen erhöht werden kann. Im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie und einer quantitativen Befragung mittels Online-Fragebogen (Originalarbeit 1 und 2) konnte der Status quo des Patientenmonitorings evaluiert werden. Hierbei zeigten sich fünf relevante Angriffspunkte für eine Erhöhung der Patientensicherheit: Reduktion der falsch positiven Alarme, Implementierung eines krankenhausweiten Alarmmanagement-Standards, Einführung von kabellosen Sensoren, Einführung von KI-augmentierten klinischen Entscheidungssystemen mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit und Interoperabilität sowie die Erhöhung der digitalen Kompetenz des Personals. Aufbauend auf den Ergebnissen aus den ersten beiden Arbeiten wurde in Orginalarbeit 3 ein datengestützter Ansatz des Alarmmanagements entwickelt, mit dem die Alarmlast auf einer ITS anhand einer deskriptiven Alarmdatenanalyse quantifiziert und somit die Wirkung von Interventionen gemessen werden kann. Die publizierte Do-it-yourself-Anleitung kann von technisch versierten Pflegekräften und Ärzt:innen genutzt werden und bietet die Grundlage für ein zielgerichtetes und fokussiertes Alarmmanagement. In Originalarbeit 1 wurde durch das ITS-Personal eine hohe Benutzerfreundlichkeit von Patientenmonitoringgeräten als essenziell eingestuft. Daran orientierend wurde in Originalarbeit 4 durch die partizipative Einbeziehung der Nutzer:innen im Rahmen eines Human-centered-Design (HCD)-Ansatzes ein Think-Aloud-Protokoll angewendet und damit die Benutzerfreundlichkeit einer Softwareoberfläche eines Patientenfernüberwachungssystems signifikant verbessert. Der Einsatz von HCD-Methoden vor der Implementierung technischer Geräte auf der ITS könnte sicherstellen, dass diese Geräte effiziente und effektive Arbeitsabläufe unterstützen und keine Hindernisse darstellen. Dieser sicherheitsrelevante Aspekt wurde ebenfalls in den entwickelten Leitfaden für die Implementierung von digitalen Technologien in die intensivmedizinische Routine (Originalarbeit 5) mit aufgenommen. Hierbei wurde ein hybrider qualitativer Ansatz mit induktiven und deduktiven Elementen verfolgt und die bestehenden Strukturen des Consolidated Framework for Implementation Research (CFIR) und der Expert Recommendations for Implementing Change (ERIC) genutzt. Der entwickelte Leitfaden sollte Implementierungsvorhaben auf der ITS unterstützen und könnte perspektivisch auf den Bereich der Normalstation adaptiert werden. Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die vorliegenden Arbeiten diverse sicherheitsrelevante Aspekte des Patientenmonitorings aus Sicht der Nutzenden identifiziert wurden und die entwickelten Maßnahmen in den Bereichen Alarmmanagement, Benutzerfreundlichkeit und Implementierungswissenschaft maßgeblich zu einer höheren Patientensicherheit in der Krankenversorgung beitragen können. Entscheidend für die Weiterentwicklung der datengetriebenen personalisierten Medizin ist das Patientenmonitoring, sodass diese Erkenntnisse darüber hinaus die digitale Transformation des Gesundheitswesens vorantreiben können.