dc.contributor.author
Semrau, Antje
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:26:22Z
dc.date.available
2011-02-28T09:42:20.467Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3817
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-8017
dc.description.abstract
Beim Hausrind werden nach Infektion mit dem Bovinen Virusdiarrhoe Virus (BVDV)
verschiedenste Verlaufsformen beobachtet, von subklinischen Infektionen bis
hin zu akuten Krankheitsverläufe mit Todesfolge. Im Mittelpunkt steht jedoch
die Infektion empfänglicher, tragender Rinder, die zur Fruchtresorption, zum
Abort, zu kongenitalen Defekten oder zur Geburt persistent infizierter (PI)
Tiere führt. Kernproblem der persistierenden Infektion ist, dass die
virämischen Tiere klinisch zunächst meist gesund erscheinen, den Erreger aber
lebenslang und in großen Mengen ausscheiden. Nach Superinfektion von PI Tieren
mit dem zytopathogenen (zp) Biotyp des BVDV kann die sporadisch zu
beobachtende, fatale Mucosal Disease (MD) ausgelöst werden. Der serologische
Nachweis sowie Isolierung von BVDV gelang bei einer Vielzahlunterschiedlicher
Arten von freilebenden wie in menschlicher Obhut gehaltenen exotischen
Wiederkäuern. Hinsichtlich der MD gibt es zwar einige klinische
Beschreibungen, jedoch keine bestätigten Nachweise. Die Fragestellung des
experimentellen Teils der vorliegenden Arbeit war deshalb, ob ein persistent
mit nicht zytopathogenem (nzp) BVDV infizierter Kleinkantschil nach
Superinfektion mit einem zp BVDV an MD erkranken würde. Bei dem Versuchstier
handelte es sich um einen vierjährigen, männlichen Kleinkantschil aus der
Zuchtgruppe des Artis Royal Zoos, Amsterdam, in der in 2002/2003 acht von elf
Individuen als PI diagnostiziert wurden; alle PI Tiere waren Nachkommen
desselben Muttertieres. Das persistierende Virus wurde als ein BVDV-1f
charakterisiert. Abgesehen von der Beschreibung persistierender Infektion in
einer freilebenden Elenantilope (Tautragus oryx), handelte es sich zu diesem
Zeitpunkt um den ersten Nachweis persistierender Infektion und vertikaler
Transmission von BVDV bei einem exotischen Wiederkäuer, der die
außerordentliche Gelegenheit bot, das Vorkommen der MD bei einem nicht-
domestizierten Wiederkäuer experimentell zu untersuchen. Der Versuch umfasste
eine mehrmals täglich stattfindende adspektorische Untersuchung sowie eine
wöchentliche Inhalationsnarkose, während der der Kleinkantschil eingehend
untersucht und Blut-, Nasensekret-, Speichel- und Kotproben sowie zweimalig
Ejakulat gewonnen wurden. Am Tag 85 nach Beginn der Beobachtung erfolgte die
experimentelle Infektion des PI Tieres mit dem aus Rehen isolierten und als
BVDV-1c/1d identifizierten, zp BVDV SH9/11. Bis 125 Tage post infectionem
(p.i.) konnten keine klinischen Symptome einer MD beobachtet werden. Das
inokulierte zp BVDV wurde, neben der kontinuierlichen Ausscheidung des
persistierenden nzp BVDV, erstmals am Tag 29 p.i. in Leukozyten und Kot
nachgewiesen. An den Tagen 70, 105, 112 sowie 125 p.i. konnte es im Speichel
detektiert werden, am Tag 84 p.i. im Nasensekret. Während keine der vor
experimenteller Infektion gewonnenen Blutproben neutralisierende Eigenschaften
gegenüber den im Virusneutralisationstest eingesetzten BVDV-Stämmen besaß,
erwiesen sich die an denTagen 35 und 42 p.i. entnommenen Proben als positiv
gegenüber dem zur experimentellen Infektion eingesetzten Stamm SH9/11.
Aufgrund einer hochgradigen, abszedierenden Periodontitis und Ostitis musste
der Kleinkantschil 125 Tage p.i. euthanasiert werden. Auch während der
postmortalen Untersuchung wurden weder makroskopisch noch mikroskopisch
Läsionen gesehen wie sie in Anlehnung an die MD bei Hausrindern
charakteristisch gewesen wären. Mittels spezifischer RT-PCR konnte die RNA des
nzp BVDV in allen untersuchten Organen des Respirations-, Verdauungs- und
Urogenitaltraktes, des Endokriniums, des ZNS, in der Haut, lymphatischen
Organen, Muskulatur sowie Strukturen des Auges detektiert werden, während das
inokulierte zp BVDV allein in Ohrspeicheldrüse, Pansen, Labmagen, Niere sowie
im Ln. cervicalis superficialis des Kleinkantschils zu finden war. Via
Immunhistochemie zeigte sich, dass das Verteilungsmuster innerhalb eines
Organs den Beschreibungen der BVDV-Antigenverteilung bei persistierenden
Infektionen von Hausrindern entsprach. Zusammengefasst formuliert: nach
Superinfektion eines PI Kleinkantschils mit einem partiell homologen zp BVDV-
Isolat konnten weder klinisch noch pathomorphologisch Veränderungen einer MD
beobachtet werden, jedoch kam es trotz Serokonversion auch nicht zur
vollständigen Eliminierung des inokulierten zp BVDV. Somit kann die
Möglichkeit eines späteren, über den Euthanasiezeitpunkt hinwegreichenden,
Ausbruchs von „lateonset“ MD, wie er für das Hausrind beschrieben ist, nicht
ausgeschlossen werden. Das Ausbleiben einer MD könnte jedoch auch Folge einer
reduzierten Empfänglichkeit von Kleinkantschilen für BVDV sein. (Haus-) Rind
und Schaf, für die MD bzw. MD-ähnliche Syndrome beschrieben sind, gehören
taxonomisch zur Unterordnung der Pecora, während Kleinkantschile zu der
phylogenetisch sehr alten Unterordnung der Tragulina gezählt werden.
Möglicherweise bedingt eine im Vergleich zu den Bovinae oder Bovidae
variierende zelluläre Disposition eine reduzierte Empfänglichkeit der
Tragulidae, die persistierende Infektionen und damit den Status eines
Übertragers von BVDV, ermöglicht, aber das Auftreten akuter Verlaufsformen und
der MD verhindert. Weiterhin wurde untersucht, ob die kursierende BVDV-
Infektion einen Einfluss auf die abnehmende Populationsgröße von
Kleinkantschilen in europäischen Zoos gehabt haben könnte. Durch das Studium
von Zuchtbuch und veterinärmedizinischen Archivbefunden wurden Hinweise
gefunden, die dem BVDV möglicherweise eine Rolle als prädisponierender Faktor
für Misch- und Koinfektionen sowie bei der vergleichsweise hohen
Mortalitätsrate unter Neonaten bei Kleinkantschilen zukommen lassen. Die
vorliegende Arbeit illustriert die Bedeutung, die BVDV auch bei in
menschlicher Obhut gehaltenen exotischen Wiederkäuern haben kann. Auch wenn
das Risiko einer direkten Infektion anderer Paarhufer durch Kleinkantschile
sehr gering ist, ermöglicht die Infrastruktur vieler Zoos doch eine indirekte
Verschleppung des BVDV, die zur Infektion anderer empfänglicher Spezies führen
könnte. Es empfiehlt sich daher, innerhalb eines Zoos auf eine strikte Hygiene
zu achten und alle Neuzugänge, die potenziell für BVDV empfänglich sind, im
Rahmen der Quarantäne auch einer Screeninguntersuchung auf BVDV zu
unterziehen.
de
dc.description.abstract
Infections of cattle with Bovine Viral Diarrhea Virus (BVDV) can result in a
wide spectrum of clinical manifestations, from subclinical infections to fatal
disease. Infection of susceptible pregnant cattle can result in early
embryonic death, abortion, congenital defects or birth of a persistently
infected (PI) calf. An initially normal clinical appearance associated with
lifelong shedding of large amounts of virus particles is the hallmark of PI
animals. When superinfected with a cytopathogenic (cp) strain of BVDV, PI
cattle will succumb to Mucosal Disease (MD). Evidence for BVDV infections in
free-ranging or captive wild ruminants is shown by multiple serologic surveys
and virus isolations. Disease entities that resemble MD in cattle have been
described in different ruminant species, but they all lack virologic
confirmation. Therefore, the major objective of the present study was to find
out whether a PI exotic ruminant, a 4-yearold, male Lesser Mousedeer (Tragulus
spp.) would develop clinical signs of MD following experimental superinfection
with a cp strain of BVDV. The experimental animal was born in a collection of
eleven individuals at Artis Royal Zoo, Amsterdam, where in 2002/3003, eight of
these clinically healthy mousedeer were found to be PI. All BVDV positive
animals were born to the same dam or to her offspring, the pestivirus isolated
was closely related to BVDV-1f. Apart from a single PI free-living eland
(Taurotragus oryx), this was the first description of persistent infection and
vertical transmission in a non-domestic ruminant species at that time. The
experimental schedule included daily clinical observations and weekly
samplings of blood, nasal swabs, saliva and faeces under general anaesthesia.
After an observational period of eighty-five days the PI animal was inoculated
intranasally with 105.5 TCID50/ml of the cp BVDV strain SH9/11. SH9/11 was
formerly isolated from roe deer (Capreolus capreolus), classified as a BVDV-
1c/-1d and antigenically partially matching the endogenous strain. Until 125
days post superinfection no MD-like clinical symptoms were observed. However,
regardless of nearly continuous shedding of the persistent ncp BVDV in body
secretions and excretions, the cp BVDV strain was detected in isolated
leukocytes on day 29 following superinfection, in the animal’s faeces on days
29 and 35, in its nasal fluid on day 84 and in its saliva on days 70, 105, 112
and 125 after superinfection. Ejaculates, obtained by electroejaculation on
days 7 and 125 following superinfection, were found positive for ncp BVDV.
Whereas all blood samples taken before challenge reacted negatively in the
virus neutralisation tests, neutralising antibodies against the inoculated cp
BVDV strain were detected on days 35 and 42 following superinfection. On day
125 post superinfection the study had to be aborted unforeseeingly, as the
experimental animal had to be euthanised due to a severe, purulent
periodontitis and osteitis. At postmortem neither macroscopic nor histologic
MD-like lesions were noted. Specific RTPCR detected the ncp BVDV strain in all
tested organs of respiratory and digestive tract, urogenital and central
nervous system, endocrinium, skin, lymphatic tissues, skeletal muscles and
eye, whereas the cp superinfecting strain was found only in the salivary
gland, rumen, abomasum, kidney and superficial prescapular lymph node. Via
immunohistochemistry it was shown that the pattern of BVDV antigen within a
tissue was consistent with that described for PI cattle earlier. In
conclusion, following superinfection with an antigenically partially matching
BVDV strain the PI Lesser Mousedeer did not develop clinical signs or
pathomorphologic lesions consistent with MD. Although low levels of specific
antibodies against the superinfecting BVDV strain were detected, the
experimental animal was not able to completely eliminate the superinfecting cp
strain; thus, the occurence of a late onset MD as demonstrated for cattle,
cannot be excluded. On the other hand, results may also suggest a different
course of BVDV infection in Lesser Mousedeer compared to cattle, as mousedeer
might exhibit a dissimilar susceptibility towards the infectious agent.
Considering the taxonomy of even-toed ungulates - while cattle and sheep,
where MD respectively MD-like symptoms have been reported, are grouped within
the infraorder Pecora of the suborder ruminantia, Lesser Mousedeer belong to
the ancient infraorder Tragulinae. Its single family Tragulidae is said to be
the phylogenetically earliest diverged taxon of ruminants, which might be a
reason for a dissimilar cellular disposition of this species towards BVDV,
facilitating persistent infection, thus a carrier status, and serologic
response but preventing any BVDV-associated disease or development of MD. A
second objective of the present study was to evaluate whether the circulating
BVDVinfection had an influence on the population decline of captive Lesser
Mousedeer in European zoos. Analysing studbook and archived veterinary data
could not exclude that BVDV may has predisposed individuals for mixed or
secondary infections and may has played a role in the relatively high neonate
mortality. The presented study illustrates the importance of BVDV infections
in captive wild artiodactyls. It is questionable, whether mousedeer will
transmit BVDV directly to other zoo artiodactyls, but often the infrastructure
of a zoological garden will allow indirect transmission to other susceptible
species, some of which could possibly develop overt disease. A strict policy
of hygiene, quarantine and screening tests including BVDV should be applied.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Bovine viral diarrhea virus 1
dc.subject
viral diseases
dc.subject
experimental infections
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Untersuchung zur Bovinen Virusdiarrhoe / Mucosal Disease (BVD/MD) bei
Kleinkantschilen
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. H. Hofer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. K. Eulenberger
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. K. E. Müller
dc.date.accepted
2011-01-14
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000021390-7
dc.title.translated
Bovine Viral Diarrhea/Mucosal Disease (BVD/MD) in Lesser Mousedeer
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000021390
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000009076
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free
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open access