dc.description.abstract
Hintergrund: Der Einsatz der robotergestützten Radiochirurgie (RRS) gewinnt zunehmend an
Bedeutung, da sie die Möglichkeit bietet, hohe Strahlendosen in einer oder wenigen Fraktionen
mit einem Höchstmaß an Präzision und Sicherheit bei gleichzeitig hohem Patientenkomfort zu
applizieren. Darüber hinaus nimmt die Häufigkeit komplexer Tumorerkrankungen stetig zu,
was zum Teil auf die verlängerte Überlebenszeit der Patienten zurückzuführen ist. Das Ziel
dieser Arbeit ist es, klinische Forschungsergebnisse zur CyberKnife (CK)-Behandlung
komplexer Tumorerkrankungen sowie zur Anwendung der Positronen-Emissions-
Tomografie/Magnetresonanztomografie (PET/MRT)-Hybridbildgebung für die CK-
Bestrahlungsplanung darzustellen.
Methodik: Die retrospektive Analyse radiochirurgischer Patienten, die bei komplexen
Tumorerkrankungen eine CK-Therapie zwischen 2011 und 2019 erhielten, erfolgte mit dem
Fokus auf Patienten- und Tumorcharakteristika, der Bestrahlungsdosis sowie auf der
Beurteilung der Tumorkontrolle unter Berücksichtigung therapiebedingter Nebenwirkungen.
Zudem analysierten wir den Einsatz von [ 68 Ga-DOTA0 ,Tyr3 ]-Octreotid (68Ga-DOTATOC)-
PET/MRT vor der Radiochirurgie zur Diagnosesicherung und Zielvolumenkonturierung.
Ergebnisse: Die vorgestellten Daten zeigen, dass die RRS für die Behandlung des
Nierenzellkarzinoms bei Patienten mit vorbestehender Nierenerkrankung mit guter lokaler
Tumorkontrolle (92,0 % der Läsionen) bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von
27 Monaten Erfolg versprechend ist. Aufgrund der technischen Fähigkeit, Tumorbewegungen
zu kompensieren, stellt das CK eine valide Behandlungsoption für Patienten dar, bei denen das
Risiko eines terminalen Nierenversagens durch eine partielle Nephrektomie oder andere
ablative Behandlungstechniken erhöht ist. Auch bei älteren Patienten (≥65 Jahre) mit
Hirnmetastasen ist zu bemerken, dass die RRS aufgrund der guten lokalen Kontrollraten von
99,0 %, 89,0 %, 67,0 % und 65,0 % nach 6, 12, 24 und 36 Monaten eine sichere und effiziente
Behandlungsoption ist, ohne die Nebenwirkungen der Ganzhirnbestrahlung. In zwei Arbeiten
wurde die Rolle der RRS bei Meningeomen untersucht. Eine aggressive Behandlung von
rezidivierenden höhergradigen Meningeomen (WHO Grad II, III) durch eine hochdosierte
Einzeit oder hypofraktionierte RRS erzielte zufriedenstellende lokale Kontrollraten (84,0 % bei
atypischen und 79,0 % bei anaplastischen Meningeomen) bei einem medianen
Nachsorgezeitraum von 23 Monaten. Deutlich bessere lokale Kontrollraten (96,0 % der103
Läsionen) erreichte die RRS bei ONSM. Die Hypofraktionierung bei Patienten mit erhaltenem
Visus vor einer CK-Therapie führte zudem zu einer stabilen (90,0 %) oder verbesserten
Sehschärfe (10,0 %). Des Weiteren wurde die Bedeutung des 68Ga-DOTATOC-PET/MRT für
die Konturierung des Zielvolumens und die Abgrenzung von Meningeomen zu angrenzenden
kritischen Strukturen untersucht. Die Analyse zeigte eine Präferenz für die Verwendung des
PET/MRT für die radiochirurgische Behandlungsplanung sowohl für unerfahrene als auch für
erfahrene Radiochirurgen (ausgelassenes Zielvolumen 40,2 % vs. 19,0 %), insbesondere bei
Konturierungsentscheidungen in der Nähe von Risikoorganen. Auch für die Subgruppe der
Optikusscheidenmeningeome (ONSM) ermöglicht die Durchführung eines Ga68-DOTATOC-
PET/MRT vor der RRS eine sichere Behandlungsplanung durch kombinierte Informationen
über die räumliche Ausdehnung im MRT und PET. Darüber hinaus wird aufgrund der
spezifischen Rezeptorbindung (9/10 ONSM PET-positiv, mediane maximale standardisierte
Aufnahmewert 5,6) die diagnostische Genauigkeit verbessert, ohne dass eine Biopsie
erforderlich ist.
Schlussfolgerung: Die publizierten Arbeiten zur RRS tragen zu einer kontinuierlich
wachsenden wissenschaftlich-klinischen Datenbasis bei, die dazu führt, dass sich das
radiochirurgische Behandlungsspektrum stetig erweitert und auch bei komplexen
Tumorerkrankungen eine zusätzliche Therapieoption darstellt. Es ist davon auszugehen, dass
die hier vorgestellten klinischen Daten zur CK-Radiochirurgie und zur Einbindung der
PET/MRT-Hybridbildgebung in die Bestrahlungsplanung bisherige wissenschaftliche Arbeiten
ergänzen. Dennoch werden insbesondere prospektive, randomisierte klinische Studien für eine
sichere Validierung der Erkenntnisse benötigt.
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