Das Konzept der Lebensqualität hat sich in den vergangenen Jahren in der Medizin etabliert. Im Gegensatz zur reinen Erfassung klinischer Kardinalbeschwerden, die oft nur ein schlechtes Maß für die tatsächliches Krankheitslast sind, bietet sie die Möglichkeit ganzheitlich zu erfassen, was Erkrankungen für die Patienten bedeuten und wie es ihnen mit ihrer Erkrankung geht. Für die chronische spontane Urtikaria (csU) wurde vor wenigen Jahren mit dem CU-Q2oL das erste krankheitsspezifische Lebensqualitäts-instrument vorgestellt. Wir konnten mit unseren Arbeiten nicht nur Lücken in der Validierung der deutschen Version schließen sondern auch dazu beitragen, dass der CU-Q2oL für weitere Länder zur Verfügung steht. Damit wurde ein wesentlicher Grundstein für die Durchführung zukünftiger, internationaler Studien gelegt und weitere Voraussetzungen für eine verbesserte, patientenzentrierte Versorgung geschaffen. Die aktuellen Leitlinien zur Versorgung von Urtikariapatienten sollen dazu dienen eine möglichst hohe Behandlungsqualität zu etablieren. Um dieses zu erreichen, ist eine breite Implementierung erforderlich. Wir konnten erstmals zeigen, dass das diagnostische und therapeutische Vorgehen der niedergelassenen Dermatologen, Hautärzte und Allgemeinmediziner in Deutschland nur teilweise mit den aktuellen Empfehlungen übereinstimmt und die Wahrnehmung der Leitlinien gering ist. Größere Anstrengungen sind in Zukunft notwendig, um eine breitere Umsetzung zu erreichen. Dies ist auch deshalb wichtig, weil die csU im Praxisalltag der niedergelassenen Ärzte eine bedeutende Rolle spielt und viele Betroffenen sehr lange an der Erkrankung leiden. Über die tatsächliche Versorgungssituation der csU-Patienten in der Realität der Primär- und Sekundärversorger war bislang wenig bekannt. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die csU-Behandlung mit einem vergleichsweise hohen zeitlichen und monetären Aufwand verbunden ist und die betroffenen Patienten mehrheitlich als schwierig zu betreuendes Kollektiv empfunden werden. Darüber hinaus konnten wir erstmalig zeigen, dass die Krankenkassen über Regressforderungen einen Einfluss auf die Therapie der csU-Patienten ausüben, welcher sich aus Sicht der Ärzte negativ auf die Versorgungsqualität auswirkt. Dieses mögen einige Gründe dafür sein, dass viele csU-Patienten von ihren niedergelassenen Ärzten zur Ursachensuche und therapeutischen Einstellung an dermatologische Fachkliniken überwiesen werden. Bislang war der Nutzen dieses Vorgehens weitgehend unklar. Wir konnten erstmals belegen, dass eine Weiterleitung vor allem jener csU-Patienten sinnvoll ist, bei denen keine Ursache im niedergelassenen Bereich gefunden werden kann und/oder bei denen die Standardtherapie mit nicht-sedierenden H1-Antihistaminika (nsAH) kein ausreichendes Ansprechen zeigt. NsAH sind die bislang einzige zugelassene Therapieoption für die csU. Allerdings zeigt mehr als die Hälfte aller csU- Patienten kein vollständiges Ansprechen. Für diesen Fall wird eine Aufdosierung bis zum Vierfachen empfohlen. Die Patientenperspektive auf dieses therapeutische „off-label“-Vorgehen war bislang unzureichend charakterisiert. Unsere Arbeit zeigt, dass eine Therapie mit nsAH über zugelassene Dosierungen hinaus viele csU-Patienten verunsichert und Sorgen hinsichtlich Nebenwirkungen und langfristiger Schädigungen bestehen. Diese Bedenken sollten von den behandelnden Ärzten ernst genommen und im Patientengespräch thematisiert werden. Unsere Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Patienten mit steigender nsAH-Dosierung ein verbessertes Ansprechen berichten, ohne das parallel die Nebenwirkungsrate ansteigt. In der Realität der Patientenversorgung neigen viele csU-Patienten dazu, ihre nsAH Medikation nur bei Bedarf einzunehmen. Unsere Ergebnisse belegen für das nsAH Desloratadin, dass kein wesentlicher Effekt von einer bedarfsgesteuerten Therapie zu erwarten ist. Auch eine Aufdosierung auf das Vierfache der zugelassenen Tagesdosierung bringt in diesem Setting keinen Nutzen. Dieses hat eine klare klinische Relevanz: csU- Patienten sollte ein kontinuierliches Einnahmeschema empfohlen werden. Zudem sollten jene Patienten, bei denen nsAH keine Wirkung zu haben scheinen, nach ihrem Einnahmemodus befragt werden. Bei ungünstigem Einnahmeverhalten, könnte dieses im Gespräch einfach korrigiert werden und dem Patienten potentiell nebenwirkungsreichere Behandlungen wie z.B. Dapson oder Ciclosporin erspart werden.
In this work, data is summarized from clinical studies on health-related quality of life impairment, situation of care and response to treatment of patients with chronic spontaneous urticaria. Specifically, data is presented on the translation, cross-cultural adaptation and validation of the Polish and Turkish versions of the first disease specific quality of life questionnaire for chronic spontaneous urticaria patients, the Chronic Urticaria Quality of Life Questionnaire (CU-Q2oL), as well as on the sensitivity to change of the German version of this tool. In addition, data is shown on the real life diagnostic and therapeutic approaches in chronic spontaneous urticaria patients in all levels of medical care, data on how these patients and their care are perceived by the treating physicians as well as data on how health insurances influence patient management. Finally, works are shown on the efficacy and safety of different treatment schemes with H1-antihistamines (on- demand treatment, licensed-dose treatment, high dose therapy).