Evaluation des Rahel-Hirsch-Habilitationsprogrammes

Abstract

Hintergrund: Habilitationen durch Frauen sind erst seit ca. 100 Jahren in Deutschland möglich. Bei einem Frauenanteil an Habilitationen von unter 30% ist die Wissenschaft in Deutschland von einer Parität weit entfernt. Im Bemühen um internationale Anschlussfähigkeit wird innerhalb von Reformen das Ziel der Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft über den Einsatz von Förderinstrumenten verfolgt. Nur in medizinischen Fächern hat die Habilitation als Voraussetzung für eine Professur kaum Bedeutungsverlust erfahren. Zur Erhöhung des Frauenanteils an Professuren an der Charité - Universitätsmedizin Berlin wird seit 1999 eine Förderung durch das Rahel-Hirsch-Habilitationsprogramm an herausragende Wissenschaftlerinnen vergeben. Ziel dieser Untersuchung ist es erstmals den Erfolg, fördernde und hemmende Einflussfaktoren auf Erfolg und die Einschätzung der Geförderten zum Programm empirisch zu erheben. Methode: Die Evaluation ist angelegt als retrospektive Querschnittserhebung und nutzt Sekundärdatenanalysen sowie eine Online-Befragung ehemaliger Programmgeförderter, um über den Erwerb einer PD bzw. Professur Erfolg zu ermitteln. Erfolgswahrscheinlichkeiten werden bestimmt und fördernde und hemmende Einflussfaktoren auf Erfolg untersucht. Die Einschätzungen der Geförderten zum Programm werden über deskriptive Analysen dargestellt. Ergebnisse: Zwischen 2018 - 2019 beteiligen sich 77 von 101 ehemaligen Geförderten an einer Befragung. Mit einer Zielerreichung von 75% wird der Erfolg des Rahel-Hirsch-Programmes belegt (Sekundärdaten). Resultierende Wahrscheinlichkeiten für Erfolg liegen in Abhängigkeit des Förderbeginns zwischen 76% und 100%. Engagement in Gremien und Kommissionen, in der Lehre und bei der Betreuung wissenschaftlicher Arbeiten zeigt fördernden Einfluss auf Erfolg (p ≤ 0,05). Alter und Mutterschaft zeigen keinen statistisch signifikanten Zusammenhang mit Erfolg. Dagegen wirkt die Übernahme von Pflegeverantwortung, eine hohe Belastung der Vereinbarkeit und eine starke Einbindung in die Patient:innenversorgung, die den Fortgang des Habilitationsprojektes ungünstig beeinflussen, hindernd auf Erfolg. Die Rahmenbedingungen des Programmes werden von 92% der Befragten positiv bewertet. Auf Basis festgestellter Einflussfaktoren und in Verbindung mit den Einschätzungen der Geförderten können wichtige Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des Programmes abgeleitet werden.

Background: Habilitations by women have only been possible in Germany for around 100 years. With a percentage of women doing post-doctoral qualifications of less than 30%, science in Germany is far from parity. In an effort to achieve international connectivity, reforms pursue the goal of equality for women in science through the use of funding instruments. Only in medical subjects has the habilitation as a prerequisite for a professorship experienced hardly any loss of importance. To increase the proportion of women in professorships at Charité - Universitätsmedizin Berlin, the Rahel Hirsch habilitation program has been awarded to outstanding female scientists since 1999. The aim of this study is, for the first time, to empirically ascertain the success, supporting and inhibiting factors influencing success and the assessment of those receiving the program. Method: The evaluation is designed as a retrospective cross-sectional survey and uses secondary data analyzes as well as an online survey of former program participants in order to determine success through the acquisition of a private lecturer (PD) or professorship. The probabilities of success are determined and factors that promote and inhibit success are examined. The participants’ assessments of the program are presented using descriptive analyzes. Results: Between 2018 and 2019, 77 out of 101 former participants took part in a survey. The success of the Rahel Hirsch program is proven with a target achievement of 75% (secondary data). The resulting probabilities of success lie between 76% and 100% depending on the start of funding. Commitment in commissions and committees, in teaching and in the supervision of scientific work shows a positive influence on success (p ≤ 0.05). Age and motherhood show no statistically significant association with success. On the other hand, the assumption of care responsibility, a high burden of work-life balance and a strong involvement in patient care, which has an unfavorable influence on the progress of the habilitation project, prevent success. The framework conditions of the program are rated positively by 92% of those surveyed. On the basis of determined influencing factors and in connection with the assessments of the participants, important findings for the further development of the program can be derived.