Die Lebertransplantation ist die erfolgreichste Therapie terminaler Lebererkrankungen. Die weltweiten Transplantationszahlen steigen kontinuierlich und dank der Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben sich die Überlebensraten stetig verbessert. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen heutzutage die Patienten, die langzeitig mit den Folgen der Transplantation leben sowie die Auswirkungen der Transplantation auf deren Lebensqualität. In der vorliegenden Studie wurden verschiedene Einflussfaktoren auf das Langzeitüberleben von Patienten nach Lebertransplantation untersucht und gewichtet und wurde die subjektive Lebensqualität der überlebenden Patienten analysiert. Am Virchow-Klinikum der medizinischen Fakultät der Charité Berlin werden seit dem Jahr 1988 Lebertransplantationen durchgeführt. Die Daten der ersten 419 Operationen (bis 1993) wurden statistisch ausgewertet, um die Einflussfaktoren auf das Langzeitüberleben der Patienten zu identifizieren. Die deskriptive statistische Analyse ergab folgendes Ergebnis: Die Überlebensrate der Patienten 10 Jahre nach Tx lag im untersuchten Kollektiv bei 72,5%, das Organüberleben bei 64,2%. Die Gesamtüberlebensrate der Patienten lag im Februar 2006 bei 64,3%. Die häufigsten Indikationen zur Transplantation waren virale, alkoholbedingte und cholestatische Zirrhosen sowie das akute Leberversagen. Tumorpatienten zeigten von allen Diagnosegruppen das schlechteste Survival, nur 38,8% der Patienten überlebten bis zum Schluss der Datenerhebung. Die Grundkrankheiten mit der günstigsten Langzeitprognose waren cholestatische Zirrhosen, metabolische Lebererkrankungen, das ALV und vaskuläre Erkrankungen. Die Retransplantationsrate betrug 9,1%. Hauptindikationen für eine erneute Transplantation stellten Rezidive der Grundkrankheit (29,4%), Rejektionen (23,5%), INF (20,6%) und ITBL (14,7%) dar. Die wichtigsten Todesursachen waren transplantationsassoziierte Komplikationen (50,8%, vor allem Infektionen, de-novo-Malignome) und Rezidive der Grundkrankheit (30,8%). Häufigste Komplikation nach Transplantation waren mit 72,2% Infektionen, die am häufigsten im ersten Jahr nach OLT auftraten. 16,8% der Patienten entwickelten einen Posttransplantations-Diabetes. 9,0% der Patienten entwickelten mindestens ein de-novo-Malignom, wobei Bronchial- und Plattenepithelkarzinome sowie Lymphome mit jeweils 20% die häufigsten Malignome darstellten. Patienten mit Lebertumoren (16,9%) und ALD (12,9%) waren hierbei besonders betroffen. 16,3% der Patienten mit alkoholtoxischer Zirrhose wurden rückfällig. Ein Tumorrezidiv hatten 42,9% der Langzeitüberlebenden, die aufgrund einer malignen Erkrankung transplantiert wurden. 26,3% der HBV-Patienten entwickelten ein Rezidiv nach OLT, 22,0% der HCV-Patienten entwickelten eine Re-Zirrhose. In einem zweiten Untersuchungsschritt wurden mittels multivariater Analyse (COX-Regression) die verschiedenen Einflussfaktoren näher untersucht und entsprechend der Differenzen im 2-log-Likelihood gewichtet. Als unabhängige Risikofaktoren für das Langzeitüberleben wurden das Empfängeralter, das Geschlecht, das Child- Stadium, die Indikation, die initiale Transplantatfunktion, ausgeprägte oder lebensbedrohliche Infektionen, das Auftreten eines Posttransplantationsdiabetes, Rezidive und de-novo-Malignome identifiziert. Entsprechend der Gewichtung konnte für das Auftreten eines Posttransplantationsdiabetes, die Diagnosegruppe, Rezidive, das Alter und lebensbedrohliche Infektionen ein besonders starker Einfluss nachgewiesen werden. Neben den medizinischen Ergebnissen ist die Lebensqualität ein entscheidendes Kriterium zur Bewertung des Erfolgs der Lebertransplantation. Zur Analyse der subjektiven Lebensqualität der Langzeitüberlebenden wurde im Jahr 2003 eine Patientenbefragung durchgeführt. Auf der Basis von insgesamt 266 teilnehmenden Patienten (93% der Überlebenden zum Erhebungszeitpunkt) wurden unterschiedliche Dimensionen der Lebensqualität erhoben. Die Befragungsergebnisse der langzeitüberlebenden Patienten der Charité zeigen eine äußerst positive Bilanz: Die auf einer 5-stufigen Skala eingeschätzte Lebensqualität erreichte im Bereich „emotionale Funktion“ 92,8% der maximal möglichen Punktzahl. Auch in den Bereichen „soziale“, „zerebrale“ und „psychische Funktion“ lag die subjektive Selbsteinschätzung recht hoch. Allerdings wird auch deutlich, dass eine bessere Eingliederung in das Alltags- und Arbeitsleben wünschenswert wäre. Schlechtere Ergebnisse wurden im Bereich der „körperlichen Funktion“ und der allgemeinen Einschätzung der eigenen Gesundheit erzielt. Abschließend lässt sich feststellen, dass die Lebertransplantation auch in der Langzeitbetrachtung als erfolgreiche Behandlungsmethode terminaler Lebererkrankungen gelten kann. Von besonderer Bedeutung für den Langzeitverlauf sind neben sorgfältiger Spenderauswahl und optimalen Transplantationsbedingungen vor allem eine gute Nachsorge, regelmäßige Kontrolluntersuchungen und die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Langzeitkomplikationen wie Rezidiven, Malignomen und dem Posttransplantationsdiabetes. Zusammenfassend sind die Ergebnisse der Charité im Vergleich mit anderen Transplantationszentren als überdurchschnittlich zu bewerten.
Liver transplantation (OLT) has become a successful surgical therapy for terminal liver failure. We report about long-term results of the first 385 patients treated with OLT at the Charité. Between 1988 and 1993, 419 cadaveric OLTs in adults were performed. Main indications for OLT were viral-induced cirrhosis (28.8%), alcoholic liver disease (16.1%), cholestatic liver disease (17.1%) and acute liver failure (8.5%). Retransplantation was necessary in 9.1%, because of recurrence of underlying disease (29.4%), acute and chronic rejection (23.5%), initial nonfunction (20.6%) or ITBL (14.7%). 120 patients (22.1%) died. Causes of death included recurrence of disease (30.8%), infections (19.2%), cardiovascular disease (17.5%) and de novo malignancies (14.2%). Patient survival after OLT was 89.9%, 81.3%, 72.5% after 1, 5 and 10 years, and graft survival was 83.5%, 72.6%, 64.2% after 1, 5 and 10 years, respectively. Outcome measures included the presence of surgical complications (9.1%), diabetes (16.8%), heart (31.4%) and renal disease (25.2%, in 14,5% dialysis), hypertension (68.5%), infections (72.2%), rejections (60% acute, 3.6% chronic), de novo malignancies (9%; in each 20% Lymphoma, squamous cell carcinoma and lung cancer) and recurrence of the initial disease (in alcoholic liver disease 16.3%, HCV recirrhosis 22%, HBV recirrhosis 26.3%, tumors 42.9%) as well as osteoporosis, transplantational risk factors as ICU stay, blood products, initial liver function, biliary complications etc. Multivariate analysis found the urgency (child score), age, sex, diagnosis, infections, posttransplant diabetes, retransplantation, recurrence of initial disease and de novo malignancies to be independent risk factors for long-term survival. Assessment of subjective quality of life in transplant recipients was performed in 266 patients >10 years after transplantation. Results were transformed to an index and compared with the results of patients undergoing liver transplantation at the Charité 1988-2002. Findings included an overall very positive view of the emotional, physical and social situation, while the general health compared to others was rated below average. Compared to the control group results differed most in evaluation of emotional function and general health. This analysis reveals excellent long-term results after OLT achieved in a single center and the impact of transplant induced complications for long-term survival.