Anwendung des Hautsekrets von Phyllomedusa bicolor „Kambô“: Motivation, subjektive Effekte und Bewertung

Abstract

Einleitung: Die Anwendung von Kambô, des getrockneten Hautsekretes vom Riesenmakifrosch (Phyllomedusa bicolor) gewinnt in der westlichen Welt und insbesondere im alternativmedizinischen Kontext in den letzten Jahren zunehmend an Bekanntheit. Die traditionellen Wurzeln liegen bei indigenen Jägerstämmen im Amazonasgebiet. Bei dieser Arbeit handelt es sich um die erste Studie, die sich mit dem Gebrauch von Kambô in der westlichen Welt befasst sowie um die erste quantitative Studie zur Anwendung von Kambô. Ziel dieser explorativen Studie war die Datenerhebung zu Personenspezifika der Anwender*innen, deren Motivationen für eine Anwendung mit Kambô sowie zu akuten und längerfristigen Effekten und zur subjektiven Bewertung von Kambô. Methodik: Es erfolgte eine retrospektive, internetbasierte Befragung in deutscher und englischer Sprache mittels eines eigens entwickelten quantitativen und qualitativen Fragebogens und ausgewählten Items aus standardisierten, validierten Fragebögen, die etabliert sind in der Erhebung von substanzinduzierten veränderten Wachbewusstseinszuständen. Ergebnisse: Die vor allem westlich geprägte Stichprobe (n = 386) zeichnet sich durch junge, gut gebildete und spirituell-suchende Personen aus. Als Motivation für Kambô zeigten sich vor allem allgemein-salutogenetische Beweggründe auf körperlicher, psychischer und spiritueller Ebene. An akuten Effekten wurden insbesondere ausgeprägte körperliche Reaktionen beschrieben. An längerfristigen Effekten wurden überwiegend positive Wirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit angegeben, sowie eine Abnahme von Substanzmittelkonsum und eine gesündere Ernährung. Für negative Effekte auf die Gesundheit gab es einzelne Hinweise. In der subjektiven Bewertung von Kambô zeigte sich eine hohe persönliche Bedeutsamkeit bei Zunahme von Wohlbefinden und Zufriedenheit. Schlussfolgerung: Es handelt sich um die erste quantitative Studie zur Anwendung von Kambô. Es wurden insbesondere positive Effekte auf Wohlbefinden und Zufriedenheit sowie eine gesündere Lebensführung angegeben. Negative Effekte wurde vereinzelt genannt. Im Rahmen zukünftiger kontrollierter Studien bedarf es einer Klärung der Anwendungssicherheit sowie der Wirkungsweise von Kambô (biologisch versus psychologisch vermittelt).

Introduction: Kambô is the dried skin secretion of the giant monkey frog (Phyllome-dusa bicolor). Its use is becoming more popular in western countries and especially in the realms of alternative medicine. The origins of Kambô can be found in indigenous hunting tribes in the Amazon rainforest. This is the first quantitative study on the use of Kambô in western countries. The aim of this explorative study was the investigation of sociodemographic data of Kambô users, the motivations for the use of Kambô, its acute and long-term effects and the subjective assessment of Kambô use in retrospect. Methods: The use of Kambô was studied in retrospect by developing a bilingual online survey in German and English. Therefor quantitative and qualitative questions were designed and items of well-established and validated questionnaires on substance induced altered states were selected. Results: Participants (n = 386) were young, well-educated and spiritually seeking individuals. Motivations for the use of Kambô were mainly salutogenetic reasons on somatic, psychic and spiritual level. Participants reported strong somatic acute effects. Regarding long-term effects, participants reported positive effects on their somatic and psychic health as well as a reduction of substance abuse and healthier diets. Few participants reported negative effects on their health. Regarding the retrospectively assessment of the use of Kambô, participants reported high personal meaning of their Kambô experience and an increasement of well-being and life-satisfaction. Conclusion: This is the first quantitative study on the use of Kambô. Participants reported positive effects on their general well-being and life-satisfaction as well as a healthier lifestyle. Negative effects were reported by a few participants. Additional research is needed regarding the safety of application and its mode of action (biological versus psychological).