Eine große Herausforderung in der Schule besteht darin, Leistungen von Schüler*innen objektiv zu beurteilen. Vielfältige Gründe tragen dazu bei. Viele Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bei vorliegender identischer Leistung deren Beurteilung bzw. Bewertung durch die Lehrkraft oft nicht objektiv erfolgt. Es liegt nahe, dass leistungsfremde Merkmale ihren Einfluss geltend machen und die Lehrkräfte in ihrer Beurteilung und Bewertung steuern können. Eine Erklärung liefert Robert K. Merton mit seiner Theorie zur Self-Fulfilling Prophecy; für die vorliegende Arbeit der theoretische Kern: Seine Theorie, auf schulische Kontexte angewendet, vermag aufzuzeigen, dass verzerrte Erwartungen von Lehrkräften über die Leistungsfähigkeit ihrer Schüler*innen zur Genese von Leistungsdisparitäten beitragen bzw. beitragen können. In den ersten beiden Kapiteln geht diese Arbeit den Ursachen für das Entstehen von Leistungsdisparitäten basierend auf Bourdieus Theorie zur Kapitalienausstattung und dem Habitus verschiedener sozialer Gruppen nach. Ab Kapitel drei widmet sich die Arbeit dann sukzessive der Mikroebene, der Interaktion im Unterricht. Als Ergebnis aus diversen Studien steht fest, dass sich als wesentliche Einflussfaktoren auf die Verzerrung der Erwartungen der Lehrkräfte die soziale Herkunft und ein Migrationshintergrund von Schüler*innen auswirken. Für die Verzerrungen in den Erwartungen gegenüber Schüler*innen mit einem Migrationshintergrund gilt aber auch, dass die Verzerrungen je nach ethnischer Herkunft variieren, was eine differenziertere Betrachtung der Ursachen erforderlich gemacht hat.