Tierärzte sind stets dazu verpflichtet, ihre Entscheidungen nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand zu fällen. Nur objektive und wissenschaftlich abgesicherte Informationen sollten den Tierarzt in seiner Entscheidungsfindung beeinflussen. Während sich die Humanmedizin im Zuge der Entwicklung der evidenzbasierten Medizin (EBM) in den letzten Jahren intensiv mit einer Bewertung vorhandener Literatur auseinandergesetzt hat, ist eine systematische Aufarbeitung und Bewertung wissenschaftlicher Publikationen in der Veterinärmedizin bisher kaum durchgeführt worden. Ziel dieses Promotionsvorhabens war es daher, exemplarisch die bisher erschienene Literatur zur Fortpflanzungsmedizin des Hundes zu sichten und hinsichtlich ihrer Evidenz zu bewerten. Dazu wurde im Rahmen des Projektes zunächst eine Literaturrecherche in den internetbasierten Datenbanken PubMed und Vet-CD sowie in den Literaturverzeichnissen gefundener Fachartikel durchgeführt. Für die Bewertung dieser Publikationen wurden insgesamt 40 Bewertungskriterien in den Hauptkategorien Material und Methodik, Studiendesign, Statistik, Präsentation und Informationsgehalt, Praktische Anwendbarkeit und Abschließende Bewertung erarbeitet. Dieses Bewertungskonzept wurde im Anschluss in einen Fragebogen integriert. Der Fragebogen, einige Ergebnisse der Literaturbewertung und weitere Informationen zum Thema evidenzbasierte Veterinärmedizin sind in naher Zukunft im Internet einsehbar. Die Recherche nach veterinärmedizinischer Literatur von hoher Evidenz gestaltete sich jedoch schwierig. Von insgesamt 287 zur Bewertung gelangten Publikationen konnten nur 90 Fachartikel (31,4 %) als klinische Studie eingestuft werden. Bei den anderen 197 Publikationen (68,6 %) handelte es sich um Fallberichte, Meinungen oder klinische Erfahrungen von Experten. Metaanalysen zur Fortpflanzungsmedizin des Hundes konnten nicht gefunden werden. Die abschließende Bewertung stellte für die Hälfte der Fachartikel (49,8 %) fest, dass allgemeingültige und wissenschaftlich abgesicherte Schlussfolgerungen aus den erhobenen Daten nicht gerechtfertigt waren. Für den wissenschaftlichen Teilbereich der Fortpflanzungsmedizin des Hundes konnten durch diese Arbeit Evidenzdefizite festgestellt werden. Auf diesem Fachgebiet besteht ein Bedarf an mehr und gut durchgeführten klinischen Studien. Es muss jedoch vermutet werden, dass auch in anderen Bereichen der Veterinärmedizin Entscheidungen häufig auf Quellen von fraglicher Evidenz basieren. Veterinärmedizinische Entscheidungen scheinen daher im Vergleich zur Humanmedizin mit einer größeren Unsicherheit verbunden zu sein. Für die Zukunft sollten deshalb in der Veterinärmedizin mehr klinische Studien von hoher Qualität durchgeführt werden. Denn eine breite Basis an hochwertiger Primärliteratur bildet die Grundlage für Metaanalysen (systematische Übersichtsarbeiten). Ähnlich der Cochrane Library in der Humanmedizin sollten außerdem elektronisch verfügbare Datenbanken als Quellen für die Suche nach der aktuell besten veterinärmedizinischen Evidenz angestrebt werden, um die evidenzbasierte Veterinärmedizin weiter voran zu treiben.
Veterinarians are required to make their decisions based on current academic research. In his decision making process in the daily veterinary practice the veterinarian should be driven by objective and scientifically proven information. While in human medicine intensive examination of appraising available literature has been conducted in the course of evidence-based medicine (EBM), a systematical work up and appraisal of scientific publication has not been carried out in veterinary medicine yet. The objective of this project was to search for published literature on reproduction in dogs and evaluate it in regard to evidence. For this purpose a literature research on the internet based databases PubMed and Vet-CD as well as in the bibliographies of obtained articles was conducted. For appraising the literature 40 criterions in the categories material and methodology, study design, statistics, presentation and information content, practical applicability and conclusions were developed. Subsequently the criterions were integrated in a questionnaire. This questionnaire, results of the literature appraisal and further information dealing with evidence-based veterinary medicine will be available online in the near future. The search of veterinary literature of high evidence was difficult. Out of 287 appraised publications only 90 could be classified as clinical trials (31,4 %). The remaining 197 publications (68,6 %) were case reports or contained information based on personal experience. Metaanalyses could not be found in the literature of reproduction in dogs. In half of the cases (49,8 %) generally accepted and science-based conclusions could not be legitimately drawn by the collected data. For the field of reproduction in dogs this project discovered evidence deficits. Obviously, there is demand for more clinical trials of a higher quality. It has to be assumed that also in other areas of veterinary medicine decisions are often based on sources of doubtful evidence. Consequently, veterinary decisions in some cases seem to be related to insecurity compared to human medicine. In the future well conducted trials should be the standard for veterinary research. We should strive intensively to increase well conducted clinical trials in veterinary medicine. A broad basis of high quality primary literature is the foundation of metaanalyses (systematic reviews). Similar to the Cochrane Library in humane medicine, electronically available databases as a source for searching the current best veterinary evidence are required to support an evidence-based veterinary medicine.