Die Entdeckung des Grabs des Beamten Han Xiu aus der Tang-Dynastie (617-907 n. Chr.) hat international für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Eine Wandmalerei, die sich an der Nordwand des Grabs befand, gilt als eine der frühesten Landschaftsmalereien (chin. Shanshuihua) in China. Daraus ergeben sich die Fragen, ob der Ursprung der Landschaftsmalerei im Grabkult liegt und wie sich die Landschaftsdarstellung zur eigenständigen Landschaftsmalerei entwickelte. Um diese Fragen zu beantworten, befasst sich die vorliegende Arbeit mit Landschaftsdarstellung im Grabkult zur Zeit der Tang-Dynastie. Die Werkanalyse der Wandmalerei in Han Xius Grab wird als Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit vorgenommen. Zum einen wird auf ein bestimmtes Muster in der Komposition des Werks verwiesen, welches für die damalige Zeit üblich war. Des Weiteren wird das Wandgemälde in Bezug auf die Besonderheiten des stellschirmähnlichen Rahmens im Grabraum-Kontext analysiert. Aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen dem vorliegenden Werk und den Wandgemälden in Dunhuang werden zudem die gegenseitige Beeinflussung von Buddhismus und Landschaftsmalerei untersucht. Der letzte Teil handelt von den Entwicklungen der Landschaftsdarstellungen im Grabkult jener Zeit und der Einordnung der Landschaftsmalerei in den historischen Kontext. Dadurch wird das Werk in Bezug auf dessen historische Bedeutung, räumlichen Kontexte und kulturellen Hintergrund erforscht, was zu einem umfassenderen Verständnis der Bedeutung und Funktion der Landschaftsmalerei führt.