dc.contributor.author
Bauer, Alina Agnes
dc.date.accessioned
2021-08-25T08:58:07Z
dc.date.available
2021-08-25T08:58:07Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/31629
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-31361
dc.description.abstract
Ziel dieses systematischen Reviews ist die Bearbeitung der im Zeitraum 1986 bis 2020 publizierten Fachliteratur zum oben genannten Thema, um einen Beitrag zur Diskussion zu leisten, den Status Quo der Fachliteratur darzustellen sowie als Grundlage für Expertengruppen zur Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen im Bereich Milchviehzucht zu dienen. Das heutige Leistungsniveau einer durchschnittlichen Milchkuh ist hoch und zeigt seit den 1950er Jahren eine deutlich steigende Tendenz. Durchschnittliche Milchleistungen von über 9.000 kg Milch pro Kuh und 29.000 kg Milch Lebensleistungen in durchschnittlich 2-3 Laktationen verdeutlichen die Hochleistung dieser Tiere.
Demgegenüber stehen die gesundheitlichen Probleme und die kurze Nutzungsdauer genau dieser Milchkühe. Die in dieser Literaturrecherche gefundenen und ausgewerteten meist genannten Abgangsgründe für das unfreiwillige Verlassen einer Kuh aus dem Betrieb sind Fruchtbarkeitsstörungen, Eutererkrankungen sowie Erkrankungen der Klauen und Gliedmaßen. Kurze Nutzungsdauern von maximal 3 Laktationen, sodass das Leistungsmaximum ab der 4. Laktation gar nicht erst erreicht wird, hohe Abgangsraten durch die unfreiwilligen Abgangsgründe und hohe Erkrankungsraten in den Milchviehherden werden in den jährlich veröffentlichten Daten des BRS sowie den Ergebnissen der aktuellen PraeRi Studie dargelegt. Die beschriebenen gesundheitlichen Probleme in der Milchviehhaltung sind abhängig von zwei Haupteinflussfaktoren, und zwar von der Genetik und der Umwelt eines Tieres. Das phänotypische Erscheinungsbild einer Milchkuh ist immer das Resultat der Mischung aus den genetischen Veranlagungen des Tieres und den äußeren Einflüssen, wie der Haltung und der Qualität des Managements. Die Ausprägung der negativen Energiebilanz (NEB) in der Frühlaktation und damit die Entstehung vieler peripartaler Erkrankungen wie Ketose, Mastitis, Metritis oder Klauenerkrankungen haben einen genetischen Hintergrund. Die Qualität des Managements und die Art der Haltung und Fütterung einer Milchviehherde ist eine Stellschraube für das Ausmaß der Erkrankungen, kann diese aber nicht verhindern. Das Grundpotential der Milchleistung, des Stoffwechsels, der NEB und damit auch der Produktionskrankheiten liegt im Genotyp des Tieres verankert.
Die ausgewertete Fachliteratur sieht eine genetische Assoziation zwischen dem Auftreten verschiedener Produktionskrankheiten und der Milchleistung einer Kuh. Die Milchviehzucht in Deutschland kann durch die Setzung von Zuchtzielen daher Einfluss nehmen auf die Gesundheit der Hochleistungskühe. Bis zur Einführung des RZG 1997 wurde zu 100 % auf das Leistungsmerkmal Milchleistung gezüchtet. In den 1990er Jahren kamen schließlich schrittweise funktionelle Merkmale hinzu, sodass im aktuellen Zuchtwert die Milchleistung eine Gewichtung von 45 % beträgt. Dargelegte Studien zeigen, dass die in der Vergangenheit liegende Verfolgung der einseitigen produktionsfördernden Zuchtziele in der Milchviehzucht die gesundheitlichen Probleme der Hochleistungskühe verschärft haben. Eine Verbesserung der Tiergesundheit kann nur durch weitere Anpassungen und Erhöhungen der Gewichtung von Gesundheitsmerkmalen geschehen. Das aktuell formulierte Zuchtziel in Deutschland sollte für eine zukunftsfähige gesunde Kuh weniger Gewichtung auf die „wirtschaftliche Leistungskuh in milchbetontem Typ und mit hoher Milchleistung“ legen, sondern unter Nutzung der neuen molekularbiologischen Möglichkeiten in der Genetik mehr Bedeutung den funktionellen Merkmalen zukommen lassen. Denn nur eine gesunde Kuh ist auch eine für den Betrieb ökonomisch wertvolle Kuh. Die dargestellten gesundheitlichen Probleme der Hochleistungskühe haben letztlich eine Tierschutzrelevanz und gefährden das gesellschaftliche Ansehen der Nutztierproduktion. Jede (Produktions-) Erkrankung kann je nach Ausprägung und Umfang zu vermeidbaren Schmerzen, Schäden und Leiden einer Milchkuh führen. In jedem Fall kommt es zu einer Verschlechterung des Tierwohls. Nach Auslegung des Überforderungsparagrafen (§ 3 Nr. 1 TierSchG) und Qualzuchtparagrafen (§ 11 b TierSchG) können Rückschlüsse zwischen den durch die züchterisch einseitig voran getriebene Milchleistungssteigerung und den vermehrt auftretenden Produktionskrankheiten gezogen werden. Es ist gemäß § 11 b TierSchG ein Abgehen von den bisherigen Zuchtzielen zugunsten einer Selektion auf Langlebigkeit, hohe Lebensleistung, Krankheitsresistenz und flache Laktationskurven geboten.
Die Anwendung und Auslegung des TierSchG ist in Deutschland eine Ermessensfrage und wird dadurch erschwert, dass Tierärzte zwar die Tiergesundheit beurteilen und eventuelle Missstände auf Grundlage des TierSchG beheben könnten, aber keine Zuständigkeit im Rahmen des Tierzuchtgesetzes in Deutschland haben.
Die in diesem Review dargestellten Daten und Zusammenhänge können für die Einführung bzw. Erarbeitung einer Handlungsempfehlung, welche Grenzwerte für leistungsorientierte Zuchtziele aufzeigen könnte, dienen.
de
dc.description.abstract
The aim of this systematic review is to process the scientific literature on the above-mentioned topic published between 1986 and 2020 in order to contribute to the discussion, to present the status quo of the scientific literature and to serve as a basis for expert groups to develop recommendations for action in the field of dairy farming. The current performance level of an average dairy cow is high and has been showing a clear upward trend since the 1950s. Average milk yields of over 9.000 kg milk per cow and 29.000 kg milk life production in an average of 2-3 lactations illustrate the high performance of these animals.
On the other hand, there are health problems and the short lifespan of precisely these dairy cows. The reasons for the involuntary departure of a cow found and evaluated in this literature search, mostly mentioned reasons for leaving the farm are fertility disorders, udder diseases and diseases of the claws and limbs. Short periods of use of a maximum of 3 lactations, so that the maximum output is not even reached from the 4th lactation, high rates of loss due to involuntary reasons for loss and high disease rates in the dairy herds are shown in the annually published data of the BRS and the results of the current PreaRi study. The health problems described in dairy farming depend on two main influencing factors, namely the genetics and the environment of an animal. The phenotypical appearance of a dairy cow is always the result of the mixture of the genotype of the animal and the enviroment, such as the attitude and the quality of management. The development of the negative energy balance (NEB) in early lactation and thus the development of many peripartal diseases such as ketosis, mastitis, metritis or claw diseases have a genetic background. The quality of management and the way in which a dairy herd is kept and fed is an adjustment screw for the extent of the disease, but it cannot prevent it. The basic potential of milk production, metabolism, NEB and thus also production diseases is anchored in the genotype of the animal.
The evaluated specialist literature sees a genetic association between the occurrence of various production diseases and the milk yield of a cow. Dairy cattle breeding in Germany can therefore influence the health of high-performance cows by setting breeding goals. Until the introduction of the RZG in 1997, 100 % was bred for the performance characteristic of milk production. In the 1990s, functional traits were gradually added, so that in the current breeding value, the milk production is weighted 45 %. The studies presented show that the pursuit of one-sided production-promoting breeding goals in dairy cattle breeding in the past has exacerbated the health problems of high-performance cows. Animal health can only be improved by making further adjustments and increasing the weighting of health characteristics. The currently formulated breeding goal in Germany should, for a sustainable, healthy cow, place less emphasis on the “economical high-performance cow of a dairy type and with a high milk yield”, but instead give more importance to functional traits using the new molecular biological possibilities in genetics. Because only a healthy cow is an economically valuable cow for the farm. The health problems presented for high-performance cows are ultimately relevant to animal welfare and endanger the social image of livestock production. Every (production) illness can, depending on its severity and extent, lead to avoidable pain, damage and suffering in a dairy cow. In any case, there is a deterioration in animal welfare. According to the interpretation of the overstrain paragraphs (§ 3 No. 1 TierSchG) and torture breeding paragraphs (§ 11 b TierSchG), conclusions can be drawn between the increase in milk yield due to the unilateral breeding and the increased production diseases. According to § 11 b TierSchG, a departure from the previous breeding goals in favor of a selection for longevity, high life output, disease resistance and flat lactation curves is required.
The application and interpretation of the TierSchG is a matter of discretion in Germany and is made more difficult by the fact that veterinarians can assess animal health and remedy possible grievances on the basis of the TierSchG, but have no responsibility under the Animal Breeding Act in Germany.
The data and interrelationships presented in this review can be used to introduce or develop a recommendation for action which could indicate limit values for performance-oriented breeding goals.
en
dc.format.extent
XIV, 168 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Milchleistung
de
dc.subject
animal welfare
en
dc.subject
animal production
en
dc.subject
animal breeding
en
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Tierschutzrelevante Zuchtprobleme beim Milchvieh - Interaktion zwischen dem Zuchtziel „Milchleistung“ und dem vermehrten Auftreten von Produktionskrankheiten, ein systematischer Review
dc.contributor.gender
female
dc.contributor.firstReferee
Thöne-Reineke, Christa
dc.contributor.furtherReferee
Martens, Holger
dc.contributor.furtherReferee
Merle, Roswitha
dc.date.accepted
2021-06-10
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-31629-8
dc.title.translated
Animal welfare-relevant breeding problems in dairy cattle - interaction between the breeding goal “milk yield” and the increased occurrence of production diseases, a systematic review
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
refubium.note.author
Mensch & Buch Verlag Berlin
de
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access