dc.contributor.author
Hildebrand, Jana
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:48:47Z
dc.date.available
2016-12-07T10:11:28.439Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3069
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7269
dc.description.abstract
Fliegen spielen als Lästlinge und Überträger von Krankheitserregern weltweit
eine bedeutende Rolle. Die moderne, intensive Schweinehaltung bietet der
Stubenfliege (Musca domestica) optimale Lebensgrundlagen und
Fortpflanzungsmöglichkeiten. Auf Grund der Schwimmschichtbildung in der
üblichen Vollspaltenhaltung bei der Mastschweinehaltung, aber auch in
ferkelerzeugenden Betrieben - verbunden mit einer gleichmäßig hohen
Stalltemperatur - ist das ganze Jahr über eine von klimatischen Einflüssen
unabhängige Vermehrung von M. domestica möglich. In den letzten Jahren wurde
vermehrt von Insektizid-resistenten Fliegenpopulationen in Nutztierhaltungen
berichtet. Ziel dieser Untersuchung war es, schweinehaltende Betriebe im
Bundesland Schleswig-Holstein auf das Vorkommen und die Verbreitung von
Insektizidresistenzen bei M. domestica zu untersuchen. Basierend auf den
Ergebnissen einer Fragebogenerhebung fand eine Querschnittsstudie zum
Vorkommen und zur Verbreitung von Insektizidresistenzen auf 40 Betrieben
statt. Hierbei wurde das Kontaktinsektizid Deltamethrin mittels der
FlyBox®-Methode und Thiamethoxam, Imidacloprid und Azamethiphos als Fraßgifte
in den Handelsformulierungen, sowie Cyromazin- und Triflumuron-Präparate als
handelsübliche Larvizide unter Feldbedingungen getestet. Aufgrund der
Feldergebnisse wurden 19 auffällige Populationen ausgewählt und in
nachfolgenden Generationen unter Laborbedingungen erneut getestet. Im Labor
wurden die Versuche zusätzlich um eine topikale Applikation erweitert. Zum
Einsatz kamen hier die Reinsubstanzen Pyrethrum, Deltamethrin, Phoxim,
Azamethiphos, Thiamethoxam und Imidacloprid. Im Gegensatz zu den
Eingangsuntersuchungen mit einer Dauer von einer Stunde betrug die
Exponierungsdauer bei den Fraßgiftversuchen im Labor 48 Stunden, um eine
sichere Aufnahme des Wirkstoffes zu gewährleisten. Außerdem wurden die
Larvizide abweichend von ihrer Handelskonzentration getestet. Die
Fragebogenerhebung ergab, dass die meisten Fliegen in den Monaten Juli bis
September auftreten und auf den Betrieben überwiegend chemisch bekämpft
wurden. Zur Anwendung kamen dabei sowohl Adultizide, als auch Larvizide. Die
Wirksamkeit der eingesetzten Insektizide wurde von den Landwirten überwiegend
als zufriedenstellend beurteilt. Die Untersuchungen im Feld zeigten bei einer
Exponierung von einer Stunde deutliche Wirkungsunterschiede zwischen den
Fraßgiften. Thiamethoxam (Agita®) erreichte mit durchschnittlich 91 % die
höchste Paralyserate nach 24 Stunden. Im Gegensatz hierzu betrug die
durchschnittliche Paralyserate nach 24 Stunden für Imidacloprid (FlyGold®) 62%
und für Azamethiphos (FlySelect®) 66 %. Die Versuche mit dem synthetischen
Pyrethroid Deltamethrin ergaben mittels der FlyBox®-Methode deutliche
Resistenzhinweise. Zwanzig von 40 untersuchten Feldpopulationen (50 %) zeigten
nach einer 10 Sekunden dauernden Exponierung mit dem Kontaktgift Deltamethrin
nach 60 Minuten Beobachtungsdauer eine Paralyse von unter 40 %. Beim Einsatz
des Larvizids Triflumuron (Baycidal®) schlüpften ungeachtet der im Medium
eingesetzten Handelskonzentration von 5 mg/kg weiterhin etwa 30 % adulte
Stubenfliegen aus kultivierten Eiablagen der untersuchten Feldpopulationen.
Cyromazin (Neporex®) in der empfohlenen Gebrauchskonzentration von 5 mg/kg war
bei diesen Populationen zu 100 % wirksam. Bei der Wiederholung der
Fraßgiftversuche unter Laborbedingungen erreichte das Neonicotinoid
Thiamethoxam (Agita®) bis drei Stunden nach der Exponierung die höchste und
schnellste Paralysewirkung. Nach 48 Stunden resultierte Thiamethoxam in einer
mittleren Paralyserate von 94 %. Nach 4-stündiger Exponierung zeigten die
Fliegen gegenüber dem Phosphorsäureester Azamethiphos (FlySelect®) mit
durchschnittlich 62 % die höchste Paralyserate. Nach einer Exponierungszeit
von 48 Stunden waren 96 % der Fliegen durch den Wirkstoff paralysiert.
Imidacloprid erwies sich im Vergleich zu Azamethiphos und Thiamethoxam als am
wenigsten wirksam, was die Ergebnisse der Feldversuche bestätigte. In der
topikalen Applikation zeigte das natürliche Pyrethrum nur eine geringe
Wirkung. Die Applikation der einfachen „Discriminating Dose“ (DD) von 2.200 ng
pro Fliege zeigte nach 24 Stunden nur eine mittlere Paralyserate von 38 %. Das
synthetische Insektizid Deltamethrin zeigte in dieser Dosierung nach 24
Stunden eine durchschnittliche Paralyse von 86 %. Die im Feld mit der FlyBox®
Methode beobachtete hohe Resistenz konnte nach topikaler Applikation von
Deltamethrin im Labor nicht im gleichen Maße bestätigt werden. In zukünftigen
Resistenzuntersuchungen sollte daher die Dosis für Deltamethrin in der
topikalen Applikation niedriger angesetzt werden, um das Resistenzspektrum
genauer erfassen zu können. Mit dem Phosphorsäureester Phoxim konnte nach
topikaler Applikation der einfachen DD von 310 ng pro Fliege eine mittlere
Paralyserate von 28 % beobachtet werden, welche durch Dosiserhöhung auf das
16-fache auf eine mittlere Wirksamkeit von 93 % gesteigert werden konnte. Auch
gegenüber Azamethiphos konnte nach Applikation der bekannten „Discriminating
Dose“ von 310 ng pro Fliege eine Resistenz beobachtet werden. Zwölf
Feldpopulationen (71%) zeigten eine mittelgradige Resistenz, drei Populationen
(18 %) waren hoch resistent. Bei Thiamethoxam und Imidacloprid konnten trotz
der Verwendung des Aceton-Öl-Gemisches als Trägersubstanz keine hohen
Paralyseraten in der topikalen Applikation nachgewiesen werden. Das
Neonicotinoid Thiamethoxam erreichte 24 Stunden nach Applikation der DD von
320 ng pro Fliege eine durchschnittliche Paralyserate von 37 %. Auch durch
Dosiserhöhung auf das 16-fache der DD konnte die durchschnittliche
Paralyserate lediglich auf 76 % gesteigert werden. Eine noch geringere
Wirksamkeit zeigte in der topikalen Applikation das Neonicotinoid
Imidacloprid. Selbst mit der 16-fachen DD wurde lediglich eine mittlere
Paralyserate von 54 % erzielt. In den Larvizidversuchen führte Cyromazin in
einer Konzentration von 4 mg / kg zu einer 100 %-igen Inhibition, die bereits
zuvor bei der Applikation der Handelskonzentration von 5 mg/kg im Feldversuch
nachgewiesen wurde. Selbst eine deutliche Unterdosierung von 1 mg/kg
resultierte noch in einer mittleren Entwicklungshemmung von 79 %. Triflumuron
zeigte in einer Konzentration von 4 mg/kg Medium nur eine Inhibition bei 5 der
19 untersuchten Populationen (26 %). Zukünftig sollten vor dem Einsatz von
Adultiziden Untersuchungen über die spezifische Resistenzlage durchgeführt
werden. Außerdem sollte der Einsatz persistierender Pyrethroide eingeschränkt
werden. Stattdessen sollten bevorzugt natürliche Pyrethrine mit Synergisten
wie Piperonylbutoxid (PBO) eingesetzt werden. Der strategische Einsatz
chemischer Mittel unter Berücksichtigung der saisonalen Populationsdynamik ist
ein Weg, bereits bestehende Resistenzen nicht weiter zu fördern und die
Entwicklung neuer Resistenzen zu verhindern. Weitere sinnvolle Ansätze sind
ein planmäßiger Wechsel der noch vorhandenen und wirksamen Wirkstoffe, die
mechanische Bekämpfung durch regelmäßige Entfernung der Gülle (in
Wochenabständen), sowie - alternativ zur chemischen - die biologische
Bekämpfung z. B. mittels Güllefliegen.
de
dc.description.abstract
Globally, house flies (Musca domestica) play an important role by disturbing
livestock and by transmitting disease pathogens. The modern and intensively
managed pig farms offer house flies optimal conditions for their survival and
reproduction. The floating layer of manure in the current, completely slatted
floor system for keeping fattening pigs or sows – together with constantly
high temperatures – allows fly reproduction throughout the year regardless of
external climatic influence. During recent years there have been reports on an
increase of insecticide resistance (IR) in animal husbandry management
systems. The aim of this study was to assess the eventual occurrence and the
distribution of insecticide resistance in M. domestica on pig farms of the
federal state of Schleswig-Holstein. A cross sectional survey assessing
occurrence and distribution of IR was conducted on 40 pig farms based on the
results of a preliminary questionnaire survey. The susceptibility of M.
domestica against the contact insecticide deltamethrin was evaluated by using
the FlyBox®-method. Commercial formulations of thiamethoxam, imidacloprid and
azamethiphos – all of them feed-through insecticides – were tested under pen
side conditions as were the larvicides cyromazine and triflumuron. The results
allowed selecting 19 conspicuous fly populations, which were subsequently
assessed following their establishment as laboratory strains. Additionally,
the topical application was used for an evaluation of pyrethrum, deltamethrin,
phoxim, azamethiphos, thiamethoxam and imidacloprid as pure active
ingredients. While the exposure for feed-through insecticides lasted for one
hour during the on-farm assays, the exposure lasted for 48 hours under
laboratory conditions in order to ensure an optimal intake of the active
ingredient. The efficacy of both larvicides was also assessed by using other
than commercial concentrations. Analysis of the questionnaires revealed that
highest fly numbers were observed from July to September. Use of chemical
products constituted the mainstay of pest management. Products against adult
insects as well as larvicides were routinely used and their efficacy judged as
mostly satisfactory by the farmers. On-farm assays showed distinct differences
between the feed-through insecticides azamethiphos, thiamethoxam and
imidacloprid after an exposure of 1 hour. At the end of an observation period
of 24 hours thiamethoxam was found to be the most effective with an average
paralysis rate of 91 % contrasting with, respectively, 66 % for azamethiphos
and 62% for imidacloprid. Trials with the pyrethroid deltamethrin by using the
FlyBox®-method indicated considerable resistance of the field populations.
Following an exposure for 10 seconds, 20 (50 %) of the populations displayed a
paralysis inferior to 40 % after 60 minutes. Despite treatment with
triflumuron of the larval medium at the commercially recommended dose (5
mg/kg), about 30 % flies were able to emerge from egg deposits. Cyromazine
proved to be 100 % effective at the commercially recommended dose of 5 mg/kg.
Repetition of the tests with feed-through insecticides under laboratory
conditions showed after 3 hours thiamethoxam to achieve the fastest and
highest paralysis. The average paralysis rate after 48 hours amounted to 94 %.
When exposed to azamethiphos, the highest average paralysis rate was recorded
after 4 hours (62 %). Exposure for 48 hours resulted in a paralysis of 96 %.
Imidacloprid was found to be the least effective, thereby confirming the
results of the on-farm assays. Natural pyrethrum showed little effect when
topically applied. Application of the discriminating dose (DD) of 2.200 ng per
fly resulted in an average paralysis of 38 % after 24 hours. However, the same
dose resulted in an average paralysis of 86 % when the pyrethroid deltamethrin
was used, which contrasted with the results of the on-farm assays when the
FlyBox® method had been used. A reduction of the amount of the active
ingredient should be considered in future work dealing with an assessment of
IR. It is expected that this approach would help to better understand the
range of IR. The topical application of the DD of the phosphoric acid phoxim
resulted in an average paralysis rate of 28 %. A 16-fold increase of the DD
increased the average paralysis to 93 %. When applying the DD for azamethiphos
of 310 ng per fly, 12 (71 %) displayed a medium resistance but three
populations proved to be highly resistant. Both thiamethoxam und imidacloprid
did not induce notable paralysis when topically applied despite their mixture
with acetone and oil as solvent. Thiamethoxam showed an average paralysis of
37 % after 24 hours when the DD of 320 ng per fly was applied. A 16-fold
increase of the DD yielded an average paralysis of only 76 %. Imidacloprid
proved even less effective. The 16-fold DD only produced an average paralysis
of 54 %. The larvicidal tests confirmed prior results of the on-farm
evaluations: cyromazine used in a dose of 4 mg/kg resulted in 100 %
inhibition. The commercially recommended dose amounts to 5 mg/kg. Even a
further reduction to 1 mg/kg prevented the emergence by 79 % on average. This
contrasted with the findings when triflumuron was used: 4 mg/kg medium merely
inhibited the development of 5 out of the 19 tested populations (26 %). It can
be concluded that an eventual IR has to be ruled out before the selection of a
specific insecticide for the control of adult flies. The use of persistent
pyrethroids should be avoided. Preference should be given to natural derives
of pyrethrum that are reinforced by synergists like piperonyl butoxide (PBO).
A strategic application of chemical products is recommended taking into
account seasonal population dynamics, which might assist in avoiding an
exacerbation of already existing IR and to prevent new resistance. Further
sensible approaches are a rotational scheme of still effective ingredients and
a regular mechanical dung removal at weekly intervals. Biological control
methods, e.g. releases of insect parasitoids should be considered as another
alternative.
en
dc.format.extent
XIV, 143 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Musca domestica
dc.subject
insecticide resistance
dc.subject
ovicides and larvicides
dc.subject
Schleswig-Holstein
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Vorkommen und Verbreitung von Insektizidresistenzen bei Fliegen (Musca
domestica) in Schweinehaltungen im Bundesland Schleswig-Holstein, Deutschland
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Peter-Henning Clausen
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Karl-Heinz Lahrmann
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Johannes Handler
dc.date.accepted
2016-09-28
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000103605-6
dc.title.translated
Occurrence and distribution of insecticide resistance in nuisance flies (Musca
domestica) on pig farms in the federal state of Schleswig-Holstein, Germany
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000103605
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000020483
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open access