dc.contributor.author
Brinck, Anna Gerda Sieglinde Lieselotte
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:44:53Z
dc.date.available
2012-09-04T10:08:37.740Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2982
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7182
dc.description.abstract
Eine Erhebung der Global Burden of Metabolic Riskfactors of Chronic Diseases
Collaborative Group zeigt, dass im Jahr 2008 einer von drei Erwachsenen
weltweit übergewichtig (BMI > 25kg/m2) und einer aus neun Erwachsenen adipös
(BMI > 30kg/m2) war. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft beschreibt drei
Säulen zur Therapie und Prävention von Übergewicht, welche zusammen als
Trilogie-Konzept bezeichnet werden: Ernährung – Bewegung - Motivation. Dabei
geht es um die Etablierung eines das Übergewicht vermeidenden Lebensstils, was
eine langfristige Betreuung der betroffenen Personen voraussetzt.
Dementsprechend empfiehlt die American Medical Association (AMA)
übergewichtigen Personen die Betreuung durch Allgemeinmediziner. Eine
Exploration des Zustandes der Übergewichts- und Adipositasbetreuung durch
Hausärzte in Deutschland ist daher von eingehendem Interesse. Zwei
Fragestellungen wurden dazu in dieser Arbeit in den Mittelpunkt gestellt: 1.Wo
sehen Hausärzte eine Behandlungsnotwendigkeit für Übergewicht? 2. Welche
Behandlungsansätze spielen in der Hausarztpraxis eine Rolle? Es wurden 15
semistrukturierte Interviews mit zuvor in Berlin und dem umgebenden
Brandenburg rekrutierten Studienärzten geführt und aufgenommen. Das
transkribierte Textmaterial wurde mittels der zusammenfassenden Inhaltsanalyse
nach Mayring auf seine eigentliche Aussage reduziert. Die so entstandenen
Kategorien waren abschließend den Forschungsfragen in Form von
Kategorienbäumen zuzuordnen. Dem übergeordneten Thema
„Behandlungsnotwendigkeit des Übergewichts“ ließen sich 103, dem Themenkomplex
„Behandlungsansätze bei Übergewicht“ 502 Kodebegriffe zuweisen. Die meisten
Hausärzte erachten das Gewicht eines Patienten als therapiebedürftig bei einem
BMI > 25kg/m2.2 Ausschlaggebend für eine Behandlung wird in den Interviews
zudem das Vorhandensein von Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder
Erkrankungen aus dem kardiovaskulären und orthopädischen Formenkreis benannt.
So werden Vorstellungstermine wegen dieser Erkrankungen, wegen der
dazugehörigen Laborwerte aber auch im Rahmen des Checkup 35 für Unterredungen
über das Gewicht genutzt. Der Gesprächsstil selbst soll partnerschaftlich,
patientenzentriert und in motivierender Form erfolgen. Eine optimale
Ressourcenidentifikation des Patienten wird als Ziel des Hausarztes definiert.
Grundvoraussetzung für den Beginn einer Übergewichts- und Adipositastherapie
soll die Motivation auf Seiten des Patienten sein. Insgesamt sehen sich die
Allgemeinmediziner als passive Begleiter ihrer Patienten. Die präferierte
Therapieform beinhaltet mehr oder weniger das Trilogie-Konzept mit dem Ziel
der „Lifestyle“-Modifikation. Um dies umzusetzen werden vorhandene Strukturen
aus Leitlinien oder den Disease Management Programmen anderer Erkrankungen wie
des Diabetes mellitus, des Hypertonus und der Koronaren Herzkrankheit
verwendet. Zur Motivation wird unter anderem der PROCAM-Score, ein Tool der
kardiovaskulären Prävention, herangezogen. Generell werden psychosozial -
motivationale Aspekte der Therapie jedoch laienhaft und kurz dargestellt.
Medikamentöse und bariatrisch-chirurgische Interventionsempfehlungen finden
kaum statt. Eine Zusammenarbeit mit anderen Experten erfolgt eingeschränkt und
oberflächlich. Oft liegt dies laut den Ärzten an der mangelhaft ausgeprägten
Vernetzung spezialisierter Einrichtungen im ambulanten Bereich. Die Festlegung
der Behandlungsnotwendigkeit anhand des BMI und meist auch in Zusammenhang mit
weiteren Komorbiditäten erfolgt leitliniengerecht.2 Dies, die Wahl der
Ansprachesituation sowie die dargestellte Therapie des Übergewichts durch die
Interviewpartner unterstreichen, dass im hausärztlichen Bereich
Sekundärprävention konsequenter betrieben wird, als die Primärprävention. Zu
diesem Schluss kam schon im Jahr 2006 ein Bericht der Bertelsmannstiftung.
Durch ihr passives Rollenverständnis zielen die Hausärzte auf die
Problemlösung durch den Patienten selbst. Dies bestätigt eine Studie von
Epstein et al. Dass sich die Vorstellungen von Ärzten und Patienten
diesbezüglich nicht decken müssen, was zu Hindernissen führt, zeigen Ogden et
al. , Der zentrierte Umgang mit dem Patienten geht hervor aus der Annahme,
dass, wie Sarah Hardcastle et al ebenfalls nachweisen konnte, eine
patientenorientierte Behandlung als Ziel der Gesprächsführung sehr förderlich
ist, um Verhaltensänderungen zu erreichen. Eine durchdachte Cognitive
Behavorial Therapy, wie von der Deutschen Gesellschaft für Adipositas
empfohlen, erfolgt durch die befragten Ärzte jedoch nicht.2 Zusammengefasst
muss man sagen, dass Hausärzte sich zwar zumuten den Risikofaktor Übergewicht
anzusprechen und auf dessen Gefahren hinzuweisen aber der Weiterführung einer
Therapie, vor allem unter psychologischen Aspekten, ausweichen. So mag eine
Art „Konsultation ohne Ziel“ entstehen. Künftige Studien sollten klären, ob
Übergewichtige ohne Sekundärerkrankungen bezüglich einer Therapie von
Hausärzten vernachlässigt werden und welche Hilfestellungen möglich sind, um
dies zu verhindern. Zudem empfiehlt sich eine deutliche Verankerung der
Thematik „motivierende Gesprächsführung“ in der ärztlichen Ausbildung. Zur
besseren Expertenverknüpfung in der Übergewichts- und Adipositasbetreuung ist
eine stärkere Förderung interdisziplinärer Kommunikationskultur von Vorteil,
wie sie zum Beispiel von Xyrichis et al propagiert wird. Eine genaue Erfassung
des passiven Rollenverständnisses sowie des Ziels einer patientenzentrierten
Vorgehensweise der Studienärzte ist erstrebenswert. Generell müssen Hausärzte
in der konsequenten Durchführung der Übergewichts- und Adipositasbehandlung
gestärkt werden.
de
dc.description.abstract
Background: An enquiry of the Global Burden of Metabolic risk factors of
Chronic Diseases Collaborative Group showed, that in 2008 one out of three
adults worldwide was overweight (BMI > 25kg/m2) and one out of nine obese (BMI
> 30kg/m2). The German Society of Obesity (Deutsche Adipositas Gesellschaft)
describes the therapy of overweight as three columns: nutrition - exercise –
motivation. The American Medical Association (AMA) accordingly recommends
overweight people medical attendance by a general practitioner. Methods: 15
semistructured interviews with general practitioners from berlin and the
ambient federal state of Brandenburg/Germany were dissected by using the
qualitative content analysis according to Mayring. Results: Most of the
general practitioners consider the weight of a patient as in need of treatment
at a BMI > 25kg/m2.2 A further crucial factor for beginning a treatment are
co-existing diseases such as diabetes or cardiovascular or orthopaedic medical
conditions. The conversation style is meant to be cooperative, patient
centered and in a motivating form. Basic requirement before beginning the
treatment of overweight / obesity is the motivation of the patient. Altogether
the general practitioners see themselves as passive attendants of their
patients. Their preferred treatment mainly includes nutrition and exercise
advice – partly with the goal of provoking a lifestyle modification. In
general motivational methods from behavior therapy (e.g. Cognitive Behavorial
Therapy) are only presented in an unprofessional way. The collaboration with
other experts occurs constricted and perfunctorily. Conclusion: The
determination to treat overweight by the means of the patients BMI and in
connection with comorbidities occurs in compliance to the guideline of the
German Society of Obesity.2 By understanding their role as a passive one,
general practitioners aim at a problem solving by the patient himself. This
finding is confirmed by Epstein et al. Patient centeredness aspired by the
practitioners arises, as Sarah Hardcastle could also show, from the assumption
that it fosters changes of behavior. Unfortunately Cognitive Behavorial
Therapy, as recommended by the German society of obesity, is not carried out
by the doctors.2 In a nutshell general practitioners expect of themselves to
address the risk factor overweight and point out its threats. However they
seem to avoid a long-term therapy, especially concerning psychological
aspects.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
general practice
dc.subject
obesity treatment
dc.subject
qualitative analysis
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Betreuung übergewichtiger Patienten in der Hausarztpraxis
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. U. Schwantes
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. T. Lichte
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. A. Bergmann
dc.date.accepted
2012-09-07
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000038615-8
dc.title.subtitle
eine qualitative Analyse von Interviews mit Hausärzten aus Berlin und
Brandenburg
dc.title.translated
Treatment of overweight patients in general practice
en
dc.title.translatedsubtitle
a qualitative analysis of interviews with general practitioners from berlin
and the federal state of brandenburg
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000038615
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open access