dc.description.abstract
Aderhauthämangiome sind seltene, gutartige, kongenitale Gefäßtumore der
Choroidea, welche als vaskuläres Hamartom umschrieben oder diffus auftreten
können. Durch verschiedene Prozesse können sie zu einem Visusabfall bis hin
zum Verlust des Auges führen. Seit über 30 Jahren gibt es zahlreiche
Therapieansätze in der Behandlung symptomatisch gewordener Aderhauthämangiome.
Hierzu zählen die verschiedenen Anwendungen mittels Strahlentherapie, zu denen
die Protonentherapie zählt, die Verfahren ohne ionisierende Strahlung wie die
Photodynamische Therapie (PDT), die Laserkoagulation mittels Argonlaser, die
Transpupillare Thermotherapie (TTT) sowie als neuere und bisher wenig
untersuchte Therapieoption der Einsatz von Anti-VEGF (Vascular Endothelial
Growth Factor). Ziel dieser unizentrischen, retrospektiven Studie war es, die
Effizienz der Protonenbestrahlung symptomatisch gewordener Aderhauthämangiome
im Langzeitverlauf im Hinblick auf die Visusentwicklung, die Tumorregression
sowie auf strahlenbedingte Nebenwirkungen zu untersuchen. Die Möglichkeit zur
Durchführung einer Protonentherapie ist auf einige wenige Einrichtungen
beschränkt, bedeutet einen erhöhten Kostenfaktor und birgt das Risiko
strahlenbedingter Nebenwirkungen. Es wurden 55 choroidale Hämangiome (50
umschriebene und 5 diffuse im Rahmen eines Sturge-Weber-Syndroms) im Zeitraum
von 09/1998 bis 09/2010 mit einer Protonentherapie behandelt. Die Gesamtdosis
betrug bei allen Tumoren einheitlich 20 Gy, bestehend aus jeweils 5 Gy an 4
aufeinanderfolgenden Bestrahlungstagen. Diese Studie zeichnet sich durch eine
Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 4,1 Jahren (49,2 Monaten) aus. Vier
Jahre nach erfolgter Protonenbestrahlung befanden sich noch 47,2% der
Patienten (n=26) in unserer Nachkontrolle. Zu Beginn der Behandlung betrug das
Patientenalter durchschnittlich 48,9 Jahre (Min.: 20,4 Jahre; Max.: 80,2
Jahre). Bei Erstvorstellung bestanden bei 87,3% (n=48) der Patienten Symptome.
Eine Tumorexsudation lag bei 85,5% (n=47) der Patienten vor. Die
Protonentherapie stellte bei 83,7% (n=46) die Primärtherapie dar. Handelte es
sich bei der Protonentherapie um die Primärtherapie, so betrug der Zeitraum
zwischen Erstdiagnose und Protonenbestrahlung im Median 1,6 Monate. Die
Mehrzahl der vorbehandelten Patienten (10,9%; n=6) hatte mindestens eine PDT
erhalten, welche zu keinem dauerhaften Rückgang der Tumorexsudation führte.
Die Untersuchung des Tumorabstandes zu den strahlensensiblen Strukturen Makula
und Papille zeigte, dass die foveanahen Tumore (sub-und juxtafoveal) mit 56,4%
(n=31) überwiegen. Bei 43,6% (n=24) handelte es sich um foveaferne
(parafoveale) Tumore. Der durchschnittliche Tumorabstand zur Makula lag bei
1,04 mm (Min.: 0 mm; Max.: 5 mm), zur Papille betrug er 1,7 mm (Min.: 0 mm;
Max.: 8,9 mm). Vor der Protonenbestrahlung betrug der Visus durchschnittlich
0,4 DIN. Im ersten Jahr konnte ein Visusanstieg auf 0,5 DIN beobachtet werden.
Im weiteren Verlauf zeigten sich im Vergleich zum initialen Visus stabile
Werte. Lediglich im 3. Jahr kam es zu einem geringen Visusabfall auf 0,35 DIN.
Im Langzeitverlauf kam es nach 4 Jahren zu einem Visusanstieg auf 0,5 DIN.
Eine Verbesserung des Visus um > 2 Zeilen lag im 1. Jahr nach Bestrahlung bei
43,4% der Patienten vor (n=23), im 2.Jahr bei 34,1% (n=14) und im 4.Jahr bei
38,5% (n=10). Es bestand eine signifikante Korrelation zwischen dem
Ausgangsvisus und dem Visusergebnis im 4-Jahres-Langzeitverlauf (p= 0,002,
Pearsons Korrelationskoeffizient r: +0,7). Die Protonenbestrahlung ermöglichte
es demnach, einen initial guten Visus auch nach erfolgter Bestrahlung auf
einem guten Niveau zu halten. Im 1. Jahr nach Bestrahlung zeigte sich ein
statistisch signifikanter Einfluss der Tumorbasis (p= 0,021; Pearsons
Korrelationskoeffizient r: + 0,3), des Abstandes zur Fovea (p= 0,042; Pearsons
Korrelationskoeffizient r: -0,28) und der Foveadosis (p= 0,001; Pearsons
Korrelationskoeffizient r: 0,44) auf die Visusentwicklung. Weder das
Patientenalter noch der Tumorabstand zur Papille oder die Papillendosis hatten
einen statistisch signifikanten Einfluss auf den Visus. Die Tumorprominenz lag
vor der Protonenbestrahlung im Mittel bei 3,5 mm (Min: 1,8 mm; Max.: 6,7mm)
und wies nach erfolgter Protonenbestrahlung einen kontinuierlichen Rückgang
auf. Nach 4 Jahren zeigte sich die Tumorprominenz halbiert (1,7 mm). Ein
Unterschied hinsichtlich der Lage war nicht zu beobachten. Die Tumorhöhe
zeigte zu keinem Zeitpunkt eine signifikante Korrelation mit dem Visus im
Langzeitverlauf. Da eine Strahlentherapie wie die Protonenbestrahlung
besondere strahlenbedingte Risiken birgt, untersuchten wir hier insbesondere
das Auftreten einer Strahlenretinopathie, welche mit insgesamt 50,9% (n= 28)
bei über der Hälfte der Patienten auftrat. Angelehnt an die Finger-
Klassifikation von 2004 fand sich bei 34% der Patienten (n=19) ein
Ausprägungsgrad der Strahlenretinopathie Stadium 1. 10,9% (n=6) der Patienten
wiesen einen Grad 2 auf, 1,8% (n=1) Grad 3 und 3,6% (n=2) Grad 4. Somit
bestand bei insgesamt 3 Patienten eine ausgeprägte Strahlenretinopathie mit
dem hohen Risiko einer Visusverschlechterung. Die Strahlenretinopathie trat
erstmalig im Median 10,3 Monate nach Bestrahlung auf und dauerte im Median
14,5 Monate (Min.: 5,5 Monate; Max.: 71,1 Monate). Die maximale Ausprägung der
Stahlenretinopathie kam im Median nach 19,8 Monaten zum Vorschein (Min.: 3,7;
Max.: 106,6 Monate). 10-12 Monate nach Bestrahlung fiel das Risiko eine
Strahlenretinopathie zu entwickeln deutlich ab. Das Alter der Patienten hatte
dabei einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung einer
Strahlenretinopathie. Je älter die Patienten waren, desto schneller kam es zum
Auftreten einer Strahlenretinopathie. So entwickelte die Gruppe der 60-bis
80-Jährigen am zügigsten eine Strahlenretinopathie, gefolgt von den 20-bis
40-Jährigen. Das Schlusslicht bildeten die 40-60-Jährigen. Weder die Tumorhöhe
noch die Tumorlage in Bezug zu Fovea und Papille hatten einen statistisch
signifikanten Einfluss auf die Entwicklung einer Strahlenretinopathie. Als
weitere Komplikationen fanden sich bei 20% (n=11) eine neu aufgetretene
Cataract, bei 10,9% (n=6) eine Optikusneuropathie, bei 5,5% (n=3) eine
Glaskörperblutung und bei 5,5% (n=3) ein Glaukom. Subjektive Beschwerden im
Sinne einer Siccasymptomatik gaben 21,8% (n=12) der Patienten an. Bei allen
Patienten kam es zu einem dauerhaften Rückgang der Exsudation. Kein Patient
wies eine erneute Tumoraktivität im Sinne eines Rezidivs im bestrahlten Areal
auf. Zusammenfassend zeichnet sich die Protonentherapie trotz eines erhöhten
Kosten- und Zeitaufwandes als eine effiziente Behandlung symptomatisch
gewordener Aderhauthämangiome aus. Sie erfüllt die bei der Behandlung
gewünschten Ziele, indem sie zu einem vollständigen Rückgang der Exsudation,
zu einer Visusstabilisierung und darüber hinaus zu einer Visusverbesserung im
Langzeitverlauf nach 4 Jahren und in allen Fällen zu einer Tumorregression
führt. Bei einer Gesamtdosis von 20 Gy birgt sie ein absehbares
Nebenwirkungsspektrum. In Zukunft sollte über eine Reduzierung der Gesamtdosis
von aktuell 20 Gy diskutiert werden, um das Auftreten einer
Strahlenretinopathie weiter zu minimieren. Um zu klären, ob die
Protonenbestrahlung der PDT, die bis heute die am häufigsten verwendete
Therapieform ist, im Hinblick auf die Visusprognose überlegen ist, wären
vergleichende Studien erforderlich. In der Zukunft sind insbesondere die
Ergebnisse der Anwendung von Anti-VEGF interessant. Grundsätzlich sollte in
jedem Fall die Therapieform individuell der bestehenden Tumorsituation
angepasst werden, um das für den Patienten beste Ergebnis zu erzielen.
de
dc.description.abstract
Choroidal hemangioma is a rare, benign vascular tumor of the uveal tract and
can occur in two clinical forms: a circumscribed form that is almost always a
solitary lesion at the posterior pole and a diffuse form that is usually part
of the Sturge-Weber Syndrome. Choroidal hemangiomas can be associated with
severe visual loss due to complications as exsudation and secondary retinal
degeneration or even the anatomical loss of the eye. In the last 30 years
there have been several options to manage symptomatic choroidal hemangiomas
including several radiotherapy techniques (proton beam radiation,
brachytherapy and conventional low dose fractionated external beam radiation),
laser photocoagulation, photodynamic therapy (PDT), transpupillary
thermotherapy (TTT) or antivascular endothelial growth factor (anti-VEGF)
agents as the latest therapeutic option. In the last several years it has been
shown that PDT is the recommended first line treatment for choroidal
hemangiomas. The aim of this retrospective study was to determine the efficacy
of 20 CGE proton beam radiation for choroidal hemangiomas in a long-term
follow-up with respect to visual acuity, tumor regression and complications of
radiation, particularly radiation retinopathy. There are only a few centers
worldwide that offer proton beam radiation for eye diseases. It is more cost-
intensive and has a potential risk of radiation side effects. A retrospective
chart review was performed on a series of 55 patients with a choroidal
hemangioma (50 circumscribed hemangiomas and 5 diffuse hemangiomas as part of
the Sturge-Weber syndrome) that underwent proton therapy using 20 CGE (4x5
CGE) between September 1998 and September 2010 at the Department of
Ophthalmology, Charité University Medicine Berlin and the Helmholtz-Center
Berlin. The mean dose of 20 CGE was given in 4 fractions at 4 sequential days.
The mean follow-up period was 49.2 months (range 3-131.8 months). At that time
47.2% (n=26) of the patients remained in our study. The initial mean age of
the patients was 48.9 years (range 20.4-80.2 years). At the time of diagnosis
48 patients (87.3%) showed symptoms such as visual impairment, metamorphopsia,
photopsia or scotoma. Fluid leakage was present in 47 patients (85.5%). Proton
beam radiation was the first line therapy in 46 patients (83.7%). In the
primary treatment group median time between diagnosis and proton therapy was
1.6 months (range 0.2-92.5 months). Six patients (10.9%) had received at least
one prior photodynamic therapy using verteporfin (PDT). However a permanent
regression of leakage was not achieved. All choroidal hemangiomas were located
at the posterior pole. Concerning the distance between tumor and the
radiosensitive structures of macula and optic disc the majority of hemangiomas
(56.4%) was located adjacent to the foveal region (sub-and juxtafoveal), 43.6%
were located distant to the foveal region (parafoveal). The mean distance
between hemangioma and the foveal region was 1.04 mm (range 0-5 mm). The mean
distance between tumor and optic disc was 1.74 mm (range 0-8.9 mm). The
initial visual acuity was 0.4 DIN. After proton therapy the visual acuity in
the long-term follow-up showed improved values to the visual acuity before
treatment. Only in the third year a visual impairment to 0.35 DIN could be
seen. In the fourth year visual acuity increased to 0.5 DIN. Visual acuity
improved two lines after 1 year in 43.4% of patients, after 2 years in 34.1 %
of patients and after 4 years in 38.5 % of patients. A high correlation was
seen between initial visual acuity and visual acuity in long-term follow-up
(49.2 months), indicating that a better initial visual acuity results in a
better post-radiation outcome (p=0,002, Pearsons correlation coefficient r=
+0.7). After one year a correlation between radiated foveal region and visual
outcome was demonstrated (Pearsons correlation coefficient r=0.44, p=0.001).
The mean initial tumor thickness was 3.5 mm (range 1.8-6.7mm). It decreased
continuously from 3.5 mm at the initial visit to 1.7 mm in the fourth year
after radiation- irrespective of tumor localization or initial height. There
was no correlation between tumor thickness and visual outcome during follow-
up. In this study 28 patients (50.9%) presented with any type of radiation
retinopathy. A total of 19 patients (34.0%) presented with stage 1 of the
Finger's radiation retinopathy classification (2004), six patients (10.9%)
with stage 2, one patient (1.8%) with stage 3 and two patients (3.6%) with
stage 4. The diagnosis of radiation retinopathy was made in a median of 10.3
months after irradiation (range 1.2-106.5 months). The mean duration of
radiation retinopathy was 14.5 months (range 5.5-71.1 months). 10-12 month
after radiation the risk of developing radiation retinopathy decreased
significantly. Additionally the age of the patients was a significant factor
for developing radiation retinopathy. The older patients had a higher risk of
getting a radiation retinopathy faster. There was no correlation between the
incidence of radiation retinopathy and the tumor localization or tumor height.
Further complications comprised cataract formation in 11 cases (20%),
radiation optic neuropathy in 6 cases (10.9%), vitreous hemorrhage in 3 cases
(5.5%) and an increase of intraocular pressure in 3 cases (5.5%). A dry eye
syndrome was found in 12 cases (21.8%). After proton therapy no patient
presented with recurrence of subretinal fluid, tumor exsudation, retinal re-
detachment or rubeosis iridis. The aim in treating symptomatic hemangiomas is
to improve visual acuity by reducing fluid leakage from the tumor´s capillary
network, inducing tumor regression and preventing pigment epithelium
degeneration. In our study during the 49.2 months long-term follow-up the
visual acuity improved from 0.4 DIN to 0.5 DIN. Tumor thickness decreased in
all patients and retinal re-attachment was achieved without evidence of tumor
leakage. 28 patients (50.9%) developed radiation retinopathy. According to the
Finger classification of 2004, 25 patients (45.5%) showed a stage 1 or 2
(functionally not relevant) and 3 patients (5.5%) presented a stage 3 or 4
retinopathy (functionally relevant). In summary, proton therapy with 20 CGE is
an efficient therapy in choroidal hemangiomas. Functional results, which are
the main target in the therapy of benign hemangiomas, are generally
satisfactory. While the functional and anatomical outcome is convincing,
compared to other treatment options radiation side effects have to be
considered as well as treatment costs and efforts. To determine whether proton
beam is superior to PDT, the recommended first line treatment for choroidal
hemangiomas, further studies will be necessary. In the future the role of
anti-VEGF agents in treatment of choroidal hemangiomas is interesting and more
results of the benefit will be required.
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