Ziele: Subjektive Krankheitskonzepte können sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Kultur stark unterscheiden. Das Ziel dieser Studie ist die Untersuchung subjektiver Krankheitskon- zepte von westafrikanischen Patienten und Patientinnen mit der Diagnose F20 Schizophrenie. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die subjektiven Krankheitskonzepte und das spezifische Behandlungsverständnis ihrer Angehörigen, Bezugspersonen und behandeln- den Experten und Expertinnen in einem gemeindepsychiatrischen Krankenhaus in Westafrika, Mali gelegt.
Methode: Im Rahmen dieser Dissertation partizipierten n = 20 Patienten und Patientinnen und Experten und Expertinnen an einer Untersuchung, die in der psychiatrischen Universitätsklinik Pont G in Bamako, Mali im Rahmen einer internationalen Kooperation mit der Universitätskli- nik Charité Berlin stattfand.Diese Studie basiert methodisch auf einem qualitativen Forschungsparadigma, bei welchem semistrukturierte Interviews analysiert wurden, um psychotische Kernsymptome und subjek- tive Konzepte der fünf untersuchenden Experten und Expertinnen und 15 untersuchten Patien- ten und Patientinnen mit psychotischen Symptomen wissenschaftlich zu erforschen. Alle transkribierten Interviews wurden mithilfe der computergestützten Auswertungssoftware. AT- LAS. ti analysiert und ausgewertet.
Ergebnis: Westafrikanische Patienten und Patientinnen aus Mali zeigen Kernsymptome der Schizophrenie, z. B. kommentierende Stimmen, Gedankeneingebung und andere Phänomene von fremdkontrollierenden Einflüssen, welche von den Betroffenen als subjektive Krankheits- konzepte in Form einer Inbesitznahme durch ‚ Hexen' und ‚Djinns' erklärt wurden. Erklärungs- modelle und subjektive Konzepte unterscheiden sich in Abhängigkeit einer okzidentalen Mig- rationserfahrung und in Abhängigkeit des Alters.Der Einschluss eines Familienmitglieds in die Behandlung erleichtert die Inklusion und die Genese der Patienten und Patientinnen. Die Experten und Expertinnen weisen auf die Notwen- digkeit der Integration traditioneller, ethnopharmakologischer und moderner Medizin hin, um Patienten und Patientinnen kultursensitiv behandeln zu können.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse postulieren einen starken Einfluss von subjektiven Krank- heitskonzepten auf das subjektive Erleben von Schizophrenie, die Behandlungserwartung und den Umgang sowie anti-stigmatisierende Faktoren der Erkrankung. (vgl. Napo et al., 2012, S. 44).
Schlüsselwörter: Psychotische Symptome, Schizophrenie, Erklärungsmodelle, subjektive Krankheitskonzepte, Ethnopharmakologie, Migration, Stigma